Führt Asthma bei Kindern zur Fettleibigkeit?

Was sind Risikofaktoren für starkes Übergewicht bei Kindern? Klar: falsche Ernährung, zu wenig Bewegung … aber auch Asthma? Mit dieser Frage hat sich eine kalifornische Studie beschäftigt. Die Antworten sind interessant.

Was sind Risikofaktoren für starkes Übergewicht bei Kindern? Klar: falsche Ernährung, zu wenig Bewegung … aber auch Asthma? Mit dieser Frage hat sich eine kalifornische Studie beschäftigt. Die Antworten sind interessant.

 COPD, metabolische Störungen wie Typ-2-Diabetes und kardiovaskuläre sowie neurodegenerative Erkrankungen haben als einen gemeinsamen Nenner die chronische systemische Entzündung. Damit haben wir uns in diesem Blog schon einmal beschäftigt (Triggern inhalative Kortikosteroide den Diabetes?).

Übergewicht erhöht das Asthma-Risiko – und anders herum?

Dass Übergewicht das Asthma-Risiko erhöht, ist ja schon länger bekannt. Nicht bekannt war dagegen bis jetzt, ob das auch anders herum gilt.

Kalifornische Wissenschaftler haben deshalb den Einfluss der Atemwegserkrankung und der dazugehörigen Medikation auf die Entwicklung von Adipositas im Kindesalter untersucht.

Prospektive Kohortenstudie über 10 Jahre

Für ihre prospektive Kohortenstudie rekrutierten sie über 2.100 Kinder im Alter zwischen 5 und 8 Jahren aus der "Southern California Children’s Health Study" (CHS). Alle waren zu Studienbeginn nicht adipös, also normal- oder leicht übergewichtig.

Die Kinder wurden 10 Jahre lang in ihrer Entwicklung beobachtet und jährlich untersucht. Körpergewicht und Körpergröße wurden gemessen und daraus der Body Mass Index (BMI) berechnet. Per Fragebogen erhoben die Forscher zudem diverse Angaben, u.a. zur körperlichen Aktivität, zum Verlauf von Atemwegserkrankungen und zur Einnahme von Medikamenten. Bei Kindern unter 10 Jahren antworteten die Eltern. Die Analyse wurde bei einer noch etwas größeren, unabhängigen CHS-Stichprobe wiederholt, in der die Beobachtung im Alter von etwa 10 bis 18 Jahren erfolgte.

Asthma erhöht, Bedarfsmedikation senkt das Adipositas-Risiko

Die Ergebnisse der anschließenden Analysen lauten:

Mit adäquaten  Bedarfsmedikamenten wie kurzwirksamen Beta-2-Sympathomimetika scheint das durch Asthma getriggerte Fettleibigkeitsrisiko also fast aufgehoben werden zu können.

Energieverbrauch und Fettabbau durch Beta-2-Stimulation beeinflusst

Die Autoren vermuten dahinter einen pharmakologischen Effekt, der über Beta-2-Rezeptoren in Fettgewebe und Skelettmuskulatur vermittelt wird. Versuche im Tiermodell haben bereits gezeigt, dass eine Aktivierung dieser Rezeptoren zu höherem Energieverbrauch und besserem Fettabbau führt.

Für die Wissenschaftler sprechen ihre Ergebnisse dafür, dass mit einer frühzeitigen Behandlung des kindlichen Asthmas dem Teufelskreis aus zunehmendem Übergewicht und Verschlechterung des Asthmas entgegengewirkt werden kann. Auch das langfristig erhöhte Risiko für Stoffwechselerkrankungen wie Typ-2-Diabetes könnte nach Ansicht der Autoren dadurch gemindert werden.

Zu den Limitationen der Studie zählt allerdings, dass die Fragebogen-Daten auf Selbsteinschätzungen von Eltern oder Kindern beruhen. Außerdem wurden keine Informationen zur Ernährung der Kinder erfasst.

Ein Asthma-Spray zur Adipositas- und Diabetes-Prophylaxe? Das erscheint verlockend. Davon darf im Urlaub weitergeträumt werden …

Referenz:
Chen Z et al. Effects of Childhood Asthma on the Development of Obesity among School-aged Children. Am J Respir Crit Care Med 2017;195(9):1181-8.