Kein SABA mehr bei Asthma?

Das Update 2019 des GINA Reports enthält nach eigenen Angaben "die größte Änderung im Asthma-Management seit über 30 Jahren" …

Das Update 2019 des GINA Reports enthält nach eigenen Angaben "die größte Änderung im Asthma-Management seit über 30 Jahren" …

Haben Sie schon vom GINA Update 2019 gehört? Wir nicht – bis jetzt, da wir eher zufällig beim Stöbern auf der Website der Global Initiative for Asthma auf eine Pressemitteilung vom 12. April 2019 gestoßen sind. "Updated versions of reports available" steht ganz oben und unser Blick fällt auf die Zwischenüberschrift nach dem ersten Absatz: "Landmark Changes in the 2019 GINA Asthma Strategy Report". Das klingt spannend.

"Landmark Changes" im GINA Report – ohne deutsche  Reaktion?

"Landmark Change" klingt gefühlt nach Paradigmenwandel, Google spuckt dazu "Meilensteinänderung" aus. Und das auch noch im Plural. Klingt vielleicht auch etwas großspurig, fast typisch für diese in den USA beheimatete Super-Organisation, die vor einem Vierteljahrhundert in einer Kooperation von NHLBI, NIH und WHO gegründet wurde. Sie ist uns in ihrem professionellen, serviceorientierten Ductus durchaus nicht unsympathisch und es mischt auch die ein oder andere Koryphäe aus Deutschland mit, zuletzt etwa Prof. Claus Vogelmeier als Vorsitzender des wissenschaftlichen Komitees (oder so ähnlich, steht irgendwo in einem Blog-Beitrag). Gegenwärtig ist Deutschland mit Prof. Roland Buhl (Mainz) in diesem Gremium vertreten.

Was Google merkwürdigerweise nicht ausspuckt, sind deutsche Hinweise auf das GINA Update 2019. Unter den SERPs auf den vorderen Plätzen findet sich lediglich ein Literatur-Referat aus dem Allergo Journal vom März 2019 mit dem Titel "Viele Ergänzungen beim GINA-Update 2018" über einen Beitrag in der internationalen Version dieser Ausgabe. Knapp dran, nur ein Jahr im Verzug. Die "neue" deutsche Asthma-S2k-Leitlinie ist schon fast zwei Jahre alt …

Keine Leitlinie, sondern evidenzbasierte Strategie für die Praxis

Also, was steht jetzt Bahnbrechendes im 2019er Update des GINA Reports, der nicht als Leitlinie, sondern als integrierte evidenzbasierte Strategie mit dem Fokus auf Translation in die klinische Praxis gedacht ist?

"The 2019 GINA strategy report represents the most significant change in asthma management in over 30 years."

Dieser Satz steht nicht nur in der Pressemitteilung, sonderm auch auf Seite 3 des brandaktuellen "Pocket Guide for Asthma Management and Prevention". Unter der Überschrift "A MAJOR CHANGE IN THE GINA 2019 STRATEGY" wird die gravierende Neuerung in kurzer Zusammenfassung ganz vorne präsentiert. Worum könnte es dabei gehen? Was tippen Sie?

Wir versuchen uns an einer Übersetzung:

"Aus Sicherheitsgründen empfiehlt GINA nicht länger eine Behandlung alleine mit kurz wirksamen Beta-2-Agonisten (SABA). Es gibt starke Evidenz dafür, dass eine alleinige SABA-Behandlung – auch wenn sie für eine kurzfristige Symptombefreiung sorgt – Patienten nicht vor schweren Exazerbationen schützt und der regelmäßige oder häufige Gebrauch von SABAs das Exzerbationsrisiko erhöht.

GINA empfiehlt jetzt, dass alle Erwachsenen und Adoleszenten mit Asthma entweder symptomorientiert (bei mildem Asthma) oder täglich eine niedrig dosierte ICS-haltige Controller-Medikation erhalten sollten, um ihr Risiko für ernste Exazerbationen zu reduzieren.

Details zu den neuen Behandlungsempfehlungen und das Rationale für die neuen Empfehlungen zur symptomorientierten Behandlung bei mildem Asthma werden ab Seite 16 beschrieben, mit einem neuen Behandlungsschema auf Seite 18. Informationen zu ICS-Dosierungen sind auf Seite 20 zu finden.

Warum hat GINA ihre Empfehlungen für mildes Asthma geändert?

In diesen neuen Empfehlungen gipfelt eine zwölfjährige GINA-Kampagne zur Erlangung von Evidenz für Strategien, mit denen die Behandlung von mildem Asthma verbessert werden soll. Unsere Ziele sind:

Den Rest schauen Sie sich bitte selbst an, inklusive des modifizierten Behandlungsschemas auf Seite 18, das jetzt die niedrig dosierte ICS/Formoterol-Kombination nach Bedarf schon in Stufe 1 und 2 (Off-Label) als bevorzugte Option für die Reliever- und Controllermedikation vorsieht.

Steroide bei Asthma: so früh wie möglich? lautete die Überschrift eines Beitrags in diesem Blog vor über zwei Jahren. GINA antwortet jetzt also: ja!

Fortsetzung folgt.

Abkürzungen:
GINA = Global Initiative for Asthma
ICS = inhalative Kortikosteroide
NHLBI = National Heart, Lung, and Blood Institute (USA)
NIH = National Institutes of Health (USA)
SABA = kurz wirksamer Beta-2-Agonist
WHO = Weltgesundheitsorganisation (World Health Organization)