Mehr Lungensport für COPD-Patienten!

Körperliches Training nutzt fast jedem COPD-Patienten. Allerdings sind noch viele zu wenige konsequent aktiv. Therapiepläne sollten Bewegung stärker berücksichtigen.

Körperliches Training nutzt fast jedem COPD-Patienten. Allerdings sind noch viele zu wenige konsequent aktiv. Therapiepläne sollten Bewegung stärker berücksichtigen.

Das Jahr ist noch jung genug, um nochmal auf die guten Vorsätze zurückzukommen. Diesmal geht es nicht darum, etwas zu lassen (Rauchen), sondern etwas aktiv zu tun: Lungensport!

Egal, in welches medizinische Fachgebiet man schaut: Überall mehren sich die positiven Meldungen über die therapeutische Wirkung des regelmäßigen körperlichen Trainings. Die in Studien berichteten Effekte halten dabei häufig dem pharmakologischen Vergleich nicht nur stand, sondern schneiden teilweise sogar besser ab. Das gilt für Herz-Kreislauf-Erkrankungen genauso wie für Pneumologie und Diabetologie. Ärzte sollten Bewegung als Empfehlung zwingend in ihren Therapieplan aufnehmen, wenn Evidenz für ihren Nutzen vorliegt.

Gute Evidenz für die pneumologische Rehabilitation

Auch bei chronischen Lungenkrankheiten und besonders bei der COPD ist das körperliche Training eine Therapieoption, die mittlerweile auf einer überzeugenden Evidenzbasis ruht. Wir rufen die gemäß GOLD Update 20091 mit Evidenzgrad A und B belegten Effekte der pneumologischen Rehabilitation in Erinnerung:

Körperliche Inaktivität mündet in einem Teufelskreis

Umgekehrt gilt: Körperliche Inaktivität ist ein entscheidender Prädiktor für eine schlechtere Prognose von COPD-Patienten. Die Bedeutung der Inaktivität für die im Praxisalltag immer wieder zu beobachtende Abwärtsspirale der Erkrankung konnte erstmals mit einer deutschen Längsschnittstudie2 belegt werden, die im vergangenen Jahr den Forschungspreis der DGP für die beste klinisch-therapeutische Arbeit erhielt.

Das unter anderem an der LungenClinic Großhansdorf angesiedelte Forscherteam fand heraus, dass sich die Patienten schon im frühen Stadium der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung deutlich weniger bewegen als gesunde Menschen. Dabei wäre das Gegenteil sinnvoll. Statt 8.000 Schritten am Tag zu Erkrankungsbeginn waren es nach drei Jahren nur noch 6.800. Bei gesunden Menschen gilt die Annahme, dass die Anzahl der täglichen Schritte im gleichen Zeitraum altersbedingt von 10.000 auf 9.400 abnimmt. Die Studie zeigte ferner, dass der deutliche Aktivitätsverlust bei den COPD-Patienten sowohl die Muskulatur als auch die Belastbarkeit drastisch reduziert.

Es ist ein Teufelskreis: Die Patienten möchten keinesfalls in Luftnot kommen und schonen sich deshalb bereits im frühen Erkrankungsstadium stärker als zuvor, nehmen den Aufzug statt die Treppe, gehen langsamer und bleiben dabei häufiger stehen. Das führt dann zu einer Verschlechterung krankheitsrelevanter Aspekte wie Muskelstatus und Belastbarkeit und schmälert zudem die Lebensqualität.

Intervalltraining hat Vorteile für Patienten mit fortgeschrittener COPD

Eine griechische Studie3 mit randomisiert-kontrolliertem Design hat im vergangenen Jahr erstmals nachgewiesen, dass sich ein intensives Intervalltraining im Rahmen einer pneumologischen Rehabilitation klinisch relevant auswirkt. Und zwar nicht nur auf die körperliche Leistungsfähigkeit in Bezug auf Kraft, Ausdauer etc., sondern auch auf Ausmaß und Intensität der Alltagsaktivitäten. Im Schnitt liefen die Patienten rund 1.500 Schritte pro Tag mehr. Ab einer Steigerung von 600 bis 1.100 Schritten pro Tag wird gegenwärtig eine klinische Relevanz vermutet, die das Risiko für eine Hospitalisation sinken lässt.

Ob die Aktivitätssteigerung speziell durch das zwölfwöchige Intervalltraining und nicht durch die Reha-Maßnahme an sich induziert wurde, lässt sich zwar mit dem Studiendesign nicht wirklich beweisen. Den Stellenwert des Intervalltrainings im Behandlungsprogramm von COPD-Patienten könnte das Ergebnis aber dennoch bekräftigen, kommentiert der Sportwissenschaftler Dr. Rainer Glöckl4. Verglichen mit dem üblichen Ausdauertraining bei konstanter Intensität („Dauermethode“) lässt sich damit ein ähnlich guter Leistungszuwachs erzielen. Da die Intervall-Methode während des Trainings eine geringere Atemnot verursacht, eignet sie sich vor allem für Patienten mit fortgeschrittener COPD als Ausdauermethode der Wahl.

Fast jeder Patient profitiert – aber nur, wenn er teilnimmt!

Mit der pneumologischen Rehabilitation steht jedenfalls eine sichere und effektive Therapieoption für zahlreiche pneumologische Erkrankungen zur Verfügung. Ambulante und stationäre Reha sind dabei als gleichwertig zu betrachten, gleichwohl ist einer stationären Reha bei schwergradig erkrankten Patienten in der Regel der Vorzug zu geben 5

Ein körperliches Training kommt prinzipiell für jeden COPD-Patienten in Frage, auch im Stadium III und IV bzw. Kategorie C und D, und fast jeder Patient profitiert davon6.

Aber leider wird davon noch zu wenig Gebrauch gemacht: „Im Vergleich zu anderen Erkrankungsgruppen ist der Bekanntheitsgrad von Lungensport noch völlig unzureichend und der positive Effekt viel zu wenig genutzt." 6 Das zu ändern, ist sicher auch ein guter (lungen)ärztlicher Vorsatz fürs neue Jahr.

Referenzen:

  1. Zitiert nach: Göhl O., Schultz K. Trainingstherapie bei COPD und Asthma: Wer profitiert vom Lungensport? Pneumo News 2010;4:24-9.
  2. Waschki B et al. Disease Progression and Changes in Physical Activity in Patients with Chronic Obstructive Pulmonary Disease. Am J Respir Crit Care Med. 2015;192(3):295-306.
  3. Louvaris Z et al. Interval training induces clinically meaningful effects in daily activity levels in COPD. Eur Respir J 2016;48(2):567-70.
  4. Glöckl R. Intensives Intervalltraining steigert körperliche Aktivität bei COPD. Pneumo News 2016;8(6):20-22.
  5. Spielmanns M. Pneumologische Rehabilitation – ambulant oder stationär? Der Pneumologe 2015;12(3):218–26.
  6. Spielmanns M et al. Lungensport: Ambulantes Sportprogramm hilft langfristig bei COPD.Dtsch med Wochenschr 2015;140(13):1001-5.