Verpuffen die Effekte der pneumologischen Rehabilitation bei COPD-Patienten nach Abschluss der Maßnahme gleich wieder? Aktuelle deutsche Studiendaten, die beim DGP-Kongress präsentiert wurden, geben darauf eine klare Antwort.
Wir setzen den Beitrag über ein Reha-Symposium1 beim diesjährigen DGP-Kongress fort. “Wie hoch ist der Anteil bei Ihren Patienten mit COPD 2 bzw. COPD 3-4, die an einer ambulanten oder stationären Rehabilitation teilgenommen haben?“, lautete zuletzt die Frage.
Wenn Ihre Antworten höher als 2% für COPD-Patienten mit GOLD-Schweregrad 2 und 16% für solche mit Schweregrad 3-4 ausfallen, ist das schon überdurchschnittlich gut. Zumindest gaben 590 Pneumologen vor einigen Jahren bei einer Umfrageaktion im Durchschnitt diese Werte an2. Traurige Werte, angesichts der klaren Evidenzdaten für die Wirksamkeit der COPD-Reha, auf denen die starke GOLD-Empfehlung für ihre Anwendung beruht. Woran liegt das bloß?
Ein Grund könnten Zweifel sein, ob sich diese Empfehlungen wirklich auf deutsche Verhältnisse übertragen lassen. Und ob es wirklich solide Daten dafür gibt, dass die positiven Effekte länger anhalten als die Reha-Maßnahme dauert. Für die Beantwortung dieser beiden Fragen präsentierte Dr. Konrad Schultz (Bad Reichenhall) aktuelle Ergebnisse der RIMTCORE-Studie. Es handelt sich zahlenmäßig um die größte deutsche Studie zur COPD-Reha im aufwändigen RCT-Design (randomisiert und kontrolliert).
Die Hälfte der eingeschlossenen Patienten hatte eine schwere bis sehr schwere COPD (GOLD 3-4), die andere Hälfte GOLD 2. Im Sinne einer “real-life-Studie“ waren Komorbiditäten oder schwere Exazerbationen kein Ausschlussgrund. Tatsächlich wiesen nur 10 von 602 Patienten keine Begleiterkrankung auf.
Das Akronym steht für “Routinemäßiges Inspirationsmuskeltraining in der COPD-Reha“. Doch auf die spezifischen Unterschiede hinsichtlich des Atemmuskeltrainings kam es Schultz bei seinem Vortrag nicht an, sondern auf die nachgewiesene Wirksamkeit der intensiven COPD-Standard-Reha, die für alle Studienteilnehmer identisch war.
In den gepoolten Ergebnissen der Gesamtgruppe fanden sich am Ende der Reha starke Effekte bezüglich der körperlichen Leistungsfähigkeit (Verbesserung im 6-Minuten-Gehtest um 85 Meter), der gesundheitsbezogenen Lebensqualität (Abnahme des SGRQ*-Scores um 10 Punkte) und der Atembeschwerden (Abnahme des Transition Dyspnea Index um 4,6 Punkte).
Besonders interessant und die eigentliche Botschaft des Reha-Spezialisten: Auch 12 Monate nach der Reha war bei den Patienten noch eine relevante Verbesserung verglichen mit dem Ausgangszustand nachweisbar. Als die beiden wichtigsten Prädiktoren für den Langzeitverlauf entpuppten sich dabei erstens die Fortführung des Trainings bzw. ein aktiver Lebensstil und zweitens ein Rauchstopp.
Klingt jetzt nicht besonders überraschend, muss aber erstmal nachgewiesen werden. Deshalb schauen wir uns die ermittelte Evidenz kurz etwas genauer an. Die Datenbasis dafür stammt von einem Studienkollektiv, das 344 Patienten umfasste. Deren Lebensqualität wurde mit dem SGRQ-Fragebogen vom Beginn der Reha an bis ein Jahr lang nach Beendigung derselben nachverfolgt. Etwa die Hälfte von ihnen machte mindestens zweimal die Woche Sport, die andere nicht. Die Sportler-Gruppe hatte initial einen um etwa 5 Punkte besseren SGRQ-Score. Der Besserungseffekt durch die Reha war in beiden Gruppen gleich groß, aber danach trennen sich die Kurvenwege: Während die Nicht-Sportler ein Jahr später fast wieder bei ihrem SGRQ-Ausgangswert angekommen waren, fühlten sich die sportlich Aktiven auch zu diesem Zeitpunkt noch deutlich besser.
Von den Studienteilnehmern waren zu Reha-Beginn übrigens 39% aktive Raucher und 38% seit mindestens einem Jahr Exraucher. Der Rest hatte dem Glimmstengel innerhalb des vergangenen Jahres abgeschworen, 2% hatten noch nie geraucht. Von den aktiven Rauchern schafften es 52%, bis zum Ende der Reha mit dem Rauchen aufzuhören.
Klar festzuhalten bleibt: Die für die sportliche Aktivität beschriebenen Effekte zeigten sich in vergleichbarer Weise auch für den Rauchstopp. Konnte er nach der Reha aufrecht erhalten werden, galt das auch für die verbesserte Lebensqualität, die sich andernfalls wieder auf das Ausgangsniveau vor der Reha-Maßnahme verschlechterte.
Die positive Evidenz für die Reha lässt sich also auch bei deutschen COPD-Patienten bestätigen. Welche Gründe könnten sonst für die niedrige Reha-Quote verantwortlich sein? Und was bringt die Reha beim Asthma? Diesen Fragen widmen wir uns im nächsten Beitrag.
* St. George's Respiratory Questionnaire, ** Asthmakontrolltest
Referenzen:
1. Choosen wisely: Evidenzbasiert – aber nicht konsequent umgesetzt: Können wir uns die Unterversorgung mit Rehabilitation und Tabakkontrolle weiterhin leisten? Klinisches Symposium beim 58. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP). Stuttgart, 23. März 2017.
2. Glaab T et al. Guideline-based survey of outpatient COPD management by pulmonary specialists in Germany. Int J Chron Obstruct Pulmon Dis 2012;7:101-8.