RKI: Grippeimpfung ist auch jetzt noch sinnvoll

Aus aktuellem Anlass ist dieser Atemwege-Blog kurzzeitig zum Influenza-Blog mutiert. Die Hausarztpraxen sind in diesen Tagen von der heftig wütenden Grippewelle besonders herausgefordert. Neuer Spitzenwert in der dritten Februarwoche: rund 24.000 registrierte Fälle mit nachgewiesener Influenza. Auch die grippalen Infekte erscheinen irgendwie hartnäckiger und langwieriger als sonst.

Aus aktuellem Anlass ist dieser Atemwege-Blog kurzzeitig zum Influenza-Blog mutiert. Die Hausarztpraxen sind in diesen Tagen von der heftig wütenden Grippewelle besonders herausgefordert. Neuer Spitzenwert in der dritten Februarwoche: rund 24.000 registrierte Fälle mit nachgewiesener Influenza. Auch die grippalen Infekte erscheinen irgendwie hartnäckiger und langwieriger als sonst.

Nach uns hat sich nun auch der EU-Gesundheitskommissar zum erhöhten Impfbedarf – im Allgemeinen und gegen Influenza im Besonderen – geäußert, und zwar gegenüber der Zeitung Die Welt: "Wir befinden uns derzeit mitten in der Grippezeit und viele EU-Staaten berichten über überdurchschnittlich viele Krankenhausaufenthalte infolge von Grippe."

Kennen Sie den EU-Gesundheitskommissar?

Da stellt sich als kleine Zwischenfrage: Kennen Sie den amtierenden EU-Gesundheitskommissar (m/w)?  Falls nicht, sind wir beruhigt, denn wir mussten erstmal nachschauen. Er heißt Vytenis Andriukaitis, ist 66 Jahre alt und kommt aus Litauen. Dort hat er laut Wikipedia einige Jahre als (Herz-) Chirurg am Krankenhaus gearbeitet und war von 2012 bis 2014 Gesundheitsminister. Seither ist der Sozialdemokrat als EU-Kommissar für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit zuständig. Aha.

Jährlich 40.000 Grippe-Tote im europäischen Raum

Im Staatenraum von EU, Liechtenstein, Island und Norwegen kosten Influenza-assoziierte Komplikationen jedes Jahr 40.000 Menschen das Leben, so die Zahlen der EU-Agentur für Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC). Andriukaitis: "Ich appelliere an alle Bürger in der Europäischen Union, sich selbst und ihre Kinder impfen zu lassen. Damit schützt man nicht nur die eigene Person, sondern auch die Mitbürger". Und als Arzt schützt man seine Patienten.

Nach uns hat übrigens ganz aktuell auch die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) auf das erhöhte Herzinfarkt-Risiko für Grippe-Patienten hingewiesen. In einer Presseinformation der MHH wird der Kardiologie-Chef mit den Worten zitiert: "Als Folge der Grippewelle sind auch die Zahlen der Patienten mit Herzinfarkt in den ersten Wochen des Jahres 2018 stark gestiegen." Und der Chefarzt der Herzchirurgie teilt mit: "Seit Winterbeginn mussten wir vermehrt Patienten mit einem Bypass versorgen."

Den Impf-Appell beider Klinikchefs ergänzt der Pneumologe Prof. Tobias Welte: "Auch wenn der in diesem Jahr von den Krankenkassen empfohlene Impfstoff einen Teil der Erreger nicht abgedeckt hat, so bleibt dennoch immer ein deutlicher Schutzeffekt durch die Impfung." Das Robert Koch-Institut (RKI) beziffert diesen Effekt laut dpa-Meldung auf derzeit 46%. Bei der "üblichen Schwankungsbreite zwischen 20 und 60 Prozent Wirksamkeit bei Grippe kein schlechter Wert", so RKI-Sprecherin Susanne Glasmacher.  

Einige Krankenkassen bezahlen Vierfach-Grippeimpfstoff freiwillig

Apropos: Der "von den Krankenkassen empfohlene Impfstoff" ist der billigere trivalente. Wie im letzten Beitrag berichtet, empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) mittlerweile die quadrivalente Vakzine, die auch hierzulande zunehmend verimpft wird. Der G-BA muss aber erst über die Aufnahme in den GKV-Leistungskatalog entscheiden. Dass will er nun am 5. April tun. In der laufenden Grippe-Saison wird es also keine automatische Kostenübernahme für den Vierfach-Grippeimpfstoff mehr geben. Nachfragen lohnt sich dennoch: Einige Krankassen sind zur Kostenübernahme auf freiwilliger Basis bereit.

WHO empfiehlt die Komponenten für 2018/2019

Unterdessen hat sich die WHO auf eine Empfehlung für den Grippeimpfstoff der Saison 2018/2019 in der nördlichen Hemisphäre festgelegt. Die Zusammensetzung lautet:

Die letztgenannte Komponente entstammt der Yamagata-Linie, die in dieser Saison dominiert, im Dreifach-Impfstoff aber aufgrund der vorherigen WHO-Empfehlung fehlt. Sie wird auch in der kommenden Saison nur im Vierfachimpfstoff enthalten sein. Der wird dann aber hoffentlich auch für alle Kassenpatienten als Standard zur Verfügung stehen.

Fazit für die Praxis

Abkürzungen:
G-BA = Gemeinsamer Bundes­aus­schuss
GKV = Gesetzliche Krankenversicherung
WHO = Weltgesundheitsorganisation