Eine italienische Studie, die gerade im Fachmagazin Nutrition veröffentlicht wurde, bescheinigt der mediterranen Diät therapeutisches Potenzial bei Kindern mit Adipositas und nicht-alkoholischer Fettleber.
Anknüpfend an unseren letzten Beitrag (Adipositas-Epidemie: Ist kindliches Asthma ein Risikofaktor?) stellen wir klar: Deutlich verlockender als ein Asthma-Spray erscheint die mediterrane Diät, um (nicht nur kindliche) Adipositas- und Diabetes-Probleme in den Griff zu bekommen. Außerdem lässt sich damit, wenn es denn klappt, auch ein Stück Urlaub dauerhaft im Alltag verankern.
Das ist nun nicht unbedingt überraschend, angesichts zahlreicher Studienergebnisse, die die positiven Stoffwechseleffekte der mediterranen Diät (MD) bereits belegen. Nach Kenntnis der Autoren handelt es sich aber um die erste pädiatrische Studie in dieser Art mit relevanter Teilnehmerzahl.
Bei immerhin 243 hellhäutigen Jugendlichen im Alter zwischen 10 und 17 Jahren wurden Bauchsonografien und Laboruntersuchungen durchgeführt. Alle Studienteilnehmer waren übergewichtig bis adipös (BMI 28 ± 6). Die Diagnose einer nicht-alkoholischen Fettleber (NAFL) wurde anhand des Sono-Befundes mit oder ohne Transaminasen-Erhöhung gestellt. In 100 Fällen erfolgte eine Leberbiopsie, um das Vorliegen und den Schweregrad einer nicht-alkoholischen Steatohepatitis (NASH) abzuklären und andere Lebererkrankungen auszuschließen.
Wie konsequent sich die Teenies an den mediterranen Speiseplan hielten, wurde anhand eines Fragebogens (KIDMED = mediterranean diet quality index for children and adolescents) ermittelt. Das zählt, neben dem Fehlen einer schlanken Kontrollgruppe, zu den Schwachstellen der Studie, wie die Autoren selbst einräumen. Auch wenn der KIDMED-Score gegenwärtig der in diesem Kontext am meisten verwendete Indikator ist, gibt es hier noch Validierungsbedarf.
Bei 166 der 243 jugendlichen Studienteilnehmer war die Leber verfettet, in fast der Hälfte der Fälle schwergradig und bei jeweils gut einem Viertel moderat bzw. mild. Ein niedriger, also ungünstiger KIDMED-Score war bei den Patienten mit NASH häufiger verbreitet als in den anderen Patientengruppen. Ein schlechtes Ernährungsverhalten war zudem mit Leberschäden, einem NAFLD-Score über 5 und einer Leberfibrose zweiten Grades assoziiert. Das galt auch für folgende Laborwerte: CRP, Nüchtern-Insulin, HOMA IR und HOMA Beta.
In der Studie hatten die jungen Patienten mit histologisch bestätigter NAFL und NASH vergleichbare Transaminasen-Serumspiegel, deren Höhe nicht mit der diätetischen Adhärenz korrelierte. Diese Befunde sind ein weiterer Beleg dafür, dass sich anhand des Enzym-Werts nicht auf das Vorliegen oder den histopathologischen Schweregrad einer NAFL schließen lässt.
Die positiven Effekte der Mittelmeerdiät sind wahrlich nichts Neues. Vielleicht ist die Urlaubssaison der richtige Zeitpunkt, um daran zu erinnern. Über die erhöhte Aufnahme von einfach gesättigten Fettsäuren, Antioxidanzien und sekundären Pflanzenstoffen verbessert diese Ernährungsweise das gluko-insulinämische Profil. Außerdem übt Olivenöl als ihr typischer Vertreter einen regulierenden Effekt auf den hepatischen Lipid-Stoffwechsel aus. Der lipogene Pfad wird beschränkt, die periphere Insulinsensitivität verbessert, die Konzentration an zirkulierendem Insulin verringert und die Ausprägung der hepatischen Steatose bzw. Fibrose abgeschwächt.
Für den breiten klinischen Einsatz werden aber wie in anderen Bereichen der Diabetologie letztlich noch die Nebenwirkungen und die Vermeidung schwerwiegender Folgen zu prüfen sein.
Fazit der Autoren: Die mediterrane Diät kommt als eine sichere und kostengünstige therapeutische Option für Kinder mit Adipositas und nicht-alkoholischer Fettleber in Frage.
Von den vielen Souvenirs, die man aus einem Mittelmeerurlaub mit nach Hause nehmen kann, könnte der Speiseplan eines der wertvollsten sein. Wie sich das Mitbringsel in die sonstigen Lebensgewohnheiten und Rahmenbedingungen integrieren lässt, steht leider auf einem anderen Blatt.
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Abkürzungen:
HOMA = homeostasis model assessment; Verfahren zur Berechnung von Insulinsensitivität (IR) und Betazell-Funktion (Beta) Referenzen:
Della Corte C et al. Good adherence to the Mediterranean diet reduces the risk for NASH and diabetes in pediatric patients with obesity: The results of an Italian Study. Nutrition 2017;39-40:8-14.