Obstruktive Schlafapnoe bei Typ-2-Diabetikern langfristig reduzierbar

10-Jahres-Daten der 'AHEAD'-Studie unterstreichen die Effektivität von Lebensstiländerungen, die eine gesunde Ernährung und sportliche Betätigung kombinieren, als wesentlichem Bestandteil des OSA-Managements.

10-Jahres-Daten der 'AHEAD'-Studie unterstreichen die Effektivität von Lebensstiländerungen, die eine gesunde Ernährung und sportliche Betätigung kombinieren, als wesentlichem Bestandteil des OSA-Managements. 

Sie ist eine zunehmend verbreitete Erkrankung, die nicht nur zu Schläfrigkeit, Verkehrsunfällen und systemischem Hypertonus führen kann, sondern auch mit dem Risiko für Myokardinfarkte, Herzinsuffizienz, Apoplex und Diabetes mellitus in Verbindung gebracht wurde: obstruktive Schlafapnoe (OSA).
Die Evidenzlage zeigt eigentlich hoffnungsvoll auf, dass in einem guten Management des stärksten Risikofaktors für das Auftreten und die Schwere von OSA – Übergewicht – ein erhebliches Präventionspotenzial liegt.1 Zunächst einige Zahlen:

Eine populationsbasierte Längsschnittstudie berichtete bereits vor längerer Zeit, dass eine Gewichtszunahme um 10% über vier Jahre einen Anstieg des Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI) um 32% und eine sechsfach höhere Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung einer mittleren bis schweren schlafbezogenen Atemstörung voraussagt.2
Neuere, randomisierte kontrollierte Studien haben seither ergeben, dass eine Gewichtsabnahme mit einer Verringerung des OSA-Schweregrades einhergeht (mit einer durchschnittlichen Abnahme des AHI um 0,78 Ereignisse/h für jedes verlorene Kilogramm Gewicht) und dass ein Teil der Patienten eine Remission der OSA erreichen kann.3–5

Neue Daten zeigen Erfolg von Lebensstil- und Gewichtsmanagement-Programm bei Diabetikern

Die 2020 publizierte Studie 'Sleep-AHEAD' (Action for Health in Diabetes) ist mit einem Nachbeobachtungszeitraum von 10 Jahren die bislang längste randomisierte kontrollierte Studie, die über Langzeitverläufe von OSA bei Erwachsenen nach Lebensstil- und Gewichtsmanagement-Intervention berichtet.5,6

264 Patienten, die zum Ausgangszeitpunkt an Übergewicht, Diabetes Typ 2 und OSA litten  (im Mittel 61 Jahre, BMI 36,6 kg/m2, AHI ≥ 5 Ereignisse/h), wurden entweder zu einer intensiven Lebensstil-Intervention (mit dem Ziel, mindestens 10% Gewicht in einem Jahr abzunehmen) oder zu einer Diabetes-Schulung und -Unterstützung im Rahmen der Standardversorgung (Kontrollgruppe) randomisiert. Polysomnographien wurden nach 1, 2, 4 und 10 Jahren wiederholt.

Nach 1, 2 und 4 Jahren waren in der Interventionsgruppe signifikant stärkere Reduktionen von Körpergewicht und AHI als in der Kontrollgruppe zu verzeichnen. Dann schwächte sich der Effekt mit der Zeit ab:
Im Mittel hatten die Interventions-Teilnehmer nach einem Jahr 10,7 kg, nach zwei Jahren 7,4 kg, nach 4 Jahren 5,1 kg und nach 10 Jahren 7,1 kg Gewicht verloren (im Vergleich zu 1 kg nach 1, 2 und 4 Jahren und 3,5 kg nach 10 Jahren in der Kontroll-Gruppe; p-Werte ≤ 0,0001). Der AHI war 1, 2 und 4 Jahre nach Intervention um 9,7, 8,0 und 7,9 Ereignisse/h geringer (p-Werte ≤ 0,0004).

Trotz eines noch immer signifikant größeren Gewichtsverlustes zum Zeitpunkt des 10-Jahres-Follow-Ups erreichte der Unterschied bezüglich des AHI nach 10 Jahren (4,0 Ereignisse/h weniger als in der Kontrollgruppe) keine statistische Signifikanz mehr. Im zugehörigen Editorial wird angemerkt, dass nicht gemessene Faktoren zwischen den 4-Jahres- und 10-Jahres-Nachuntersuchungen für diese Trends eine Rolle gespielt haben könnten.5

Noch Luft nach oben

Dennoch wurde der Gesamtschweregrad der OSA über den 10-Jahres-Zeitraum durch die Intervention reduziert und unter Berücksichtigung aller Nachuntersuchungen kam es zu einer um 7,4 Ereignisse/h größeren Reduktion des AHI nach Intervention.
Remissionen der OSA waren nach 10 Jahren bei den Interventions-Teilnehmern (34,4%) häufiger als in der Kontrollgruppe (22,2%), insbesondere bei denjenigen, die eine leichte bis mittlere OSA hatten. Die Gewichtsabnahme war für all dies von großer Relevanz, aber konnte den Effekt nicht alleinig erklären.

Obwohl das Bewusstsein für OSA und deren Folgen wächst, waren zum Zeitpunkt der 10-Jahres-Nachbeobachtung nur 15% der Teilnehmer wegen OSA in Behandlung. Während der gesamten 10-Jahres-Studie erhielten alle 'Sleep AHEAD'-Teilnehmer und ihre Hausärzte Briefe mit den Ergebnissen wichtiger Schlafstudien zugesandt. Die 'Sleep Heart Health Study', die eine ähnliche Strategie der Offenlegung verwendete, berichtete ähnliche Ergebnisse. "Es sind Maßnahmen erforderlich, um die Implementierung der OSA-Therapie zu verbessern", schließen die Autoren.6

Referenzen:
1. Jordan, A. S., McSharry, D. G. & Malhotra, A. Adult obstructive sleep apnoea. The Lancet 383, 736–747 (2014).
2. Peppard, P. E., Young, T., Palta, M., Dempsey, J. & Skatrud, J. Longitudinal study of moderate weight change and sleep-disordered breathing. JAMA 284, 3015–3021 (2000).
3. Mitchell, L. J. et al. Weight loss from lifestyle interventions and severity of sleep apnoea: a systematic review and meta-analysis. Sleep Medicine 15, 1173–1183 (2014).
4. Joosten, S. A., Hamilton, G. S. & Naughton, M. T. Impact of Weight Loss Management in OSA. CHEST 152, 194–203 (2017).
5. St-Onge, M.-P. & Tasali, E. Weight Loss Is Integral to Obstructive Sleep Apnea Management. Ten-Year Follow-up in Sleep AHEAD. Am J Respir Crit Care Med 203, 161–162 (2020).
6. Kuna, S. T. et al. Effects of Weight Loss on Obstructive Sleep Apnea Severity. Ten-Year Results of the Sleep AHEAD Study. Am J Respir Crit Care Med 203, 221–229 (2020).