In einer aktuellen Lancet-Studie werden 100 g als wöchentliche Obergrenze für risikoarmen Alkoholkonsum definiert.
Wir kommen nach unserem IVV-Beitrag (in vino veritas – oder auch nicht …) nochmal kurz auf den Alkohol zurück. Der Anlass dafür ist eine aktuelle Pressemitteilung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) mit dem Titel "Alkohol: Obergrenze für risikoarmen Konsum neu definiert".
In der Pressemitteilung geht es um die Ergebnisse einer Studie, die gerade im Lancet veröffentlicht wurde. Die zahlreichen Autoren gehören der Emerging Risk Factors Collaboration/EPIC-CVD/UK Biobank Alcohol Study Group an, einem internationalen Forscherkonsortium, das von der Abteilung für Public Health und Primärversorgung an der Universität Cambrige koordiniert wird. Beteiligt waren auch Wissenschaftler vom DKFZ, der größten biomedizinischen Forschungseinrichtung in Deutschland.
Kurz die Eckdaten des Datenpools:
Die Ergebnisse lauten:
Kleine Entwarnung: Es handelt sich bei den 100 g um Reinalkohol. Trotzdem lassen wir das mal kurz sacken und reflektieren unser eigenes Trinkverhalten …
Und weiter mit den Ergebnissen:
Und was ist nun mit dem gern diskutierten kardiopräventiven Effekt eines moderaten Alkoholkonsums? Der wurde mit einer geringeren Herzinfarktrate auch in dieser Studie beobachtet. Zu früh sollte man sich als Wein- oder Bierliebhaber aber nicht freuen, denn: "Doch insgesamt stellen die Ergebnisse die weitverbreitete Annahme in Frage, dass sich moderates Trinken günstig auf die Sterberate an Herz-Kreislauferkrankungen auswirkt."
Interessant ist noch der Hinweis auf die erheblich variierenden "Empfehlungen zum gesundheitlich risikoarmen Alkoholkonsum innerhalb der westlichen Länder". Mal sehen, ob Sie die richtig zuordnen können. Zur Auswahl stehen Deutschland, Großbritannien und USA. Wo gilt welche wöchentliche Höchstmenge an Alkohol als gesundheitlich unbedenkliche Obergrenze?
Die Lösung* finden Sie unten. Für Deutschland kommt die Vorgabe von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), die mit einer eigenen Pressemitteilung auf die Veröffentlichung der Lancet-Studie reagiert hat.
Prof. Rudolf Kaaks vom DKFZ, einer der Autoren, hält die Studienergebnisse für eine gute Grundlage, um "hier weltweit eine Vereinheitlichung anzustreben". Gleichzeitig merkt der Wissenschaftler an: "Die Obergrenze ist kein Ziel, das man mit seinem Trinkverhalten anpeilen sollte. Sie darf keinesfalls als Empfehlung missverstanden werden, wöchentlich diese Alkoholmenge zu konsumieren."
Dieser Hinweis ist durchaus praxisrelevant. Wir stellen im Behandlungs- und Beratungsalltag ja immer wieder und in verschiedensten Kontexten fest, wie leicht Angaben zu Höchst- oder Mindestwerten von Patienten missverstanden werden können.
Gleichwohl haben wir irgendwie das Gefühl, dass die Diskussion damit noch nicht beendet sein wird …
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Referenzen:
1. Wood AM et al. Risk thresholds for alcohol consumption: combined analysis of individual-participant data on 599,912 current drinkers in 83 prospective studies. The Lancet 2018. DOI: 10.1016/S0140-6736(18)30134-X
*Antwort: a) Großbritannien; b) Deutschland; c) USA