MS und Sport – warum sich das, was am schwersten fällt, manchmal am meisten lohnt

Die Mehrheit der MS-Patienten ist körperlich wenig aktiv – eine Tatsache, die sich in den letzten 25 Jahren kaum verändert hat. Doch gerade für diese Patienten wäre Bewegung eine der besten Rehabilitationsstrategien, die nicht nur das körperliche Wohlbefinden, sondern auch die Lebensqualität fördert.

Die Mehrheit der MS-Patienten ist körperlich wenig aktiv – eine Tatsache, die sich in den letzten 25 Jahren kaum verändert hat. Doch gerade für diese Patienten wäre Bewegung eine der besten Rehabilitationsstrategien, die nicht nur das körperliche Wohlbefinden, sondern auch die Lebensqualität fördert.

Körperliches Training wird MS-Patienten mit leichter bis mäßiger neurologischer Behinderung in zunehmendem Maße empfohlen, um Symptome zu bewältigen, Funktionen wiederherzustellen, die Lebensqualität zu optimieren, das Wohlbefinden zu fördern und die Teilnahme an Aktivitäten des täglichen Lebens zu steigern.
Doch nur 20 % der MS-Patienten gehen wenigstens dem empfohlenen Minimum an Bewegung nach (im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung mit 40 %). Mit Fortschreiten der Erkrankung nimmt die Beteiligung an körperlichen Aktivitäten weiter ab. In randomisierten Studien mit strukturierten, supervidierten Bewegungsprogrammen war jedoch die Compliance nicht schlecht: über 80 % der Patienten nahmen bis zum Abschluss an den verschriebenen Maßnahmen teil. Es gilt hier also, eine große Lücke zu schließen.

Sport verbessert verschiedene körperliche und psychische Parameter und somit die Lebensqualität

Eine neue Übersichtsarbeit im Lancet Neurology1 trägt wichtige Belege aus vielen Metaanalysen, Cochrane Reviews sowie systematischen und narrativen Reviews zusammen, die zeigen, welch vielfältige Auswirkungen Sport auf den Krankheitsverlauf haben kann. Zu wichtigen Effekten körperlichen Trainings gehören demnach: 

Weitere Studien legen nahe, dass Sport auch Auswirkungen auf Schlafqualität sowie kardiovaskuläre und metabolische Komorbiditäten haben könnte.
Im Zusammenhang mit körperlichem Training ist sogar eine geringere Inzidenz von Rezidiven, ein geringeres Läsionsvolumen und ein verlangsamtes Fortschreiten der Behinderung beschrieben worden.

Überdies ist körperliche Aktivität als primäre Strategie für die Wiederherstellung körperlicher Funktionen und möglicherweise sogar für die Krankheitsmodifizierung anerkannt.2

Für kognitive Leistungsfähigkeit und Sport ist die Studienlage limitiert, aber auch hier bestehen Hinweise für einen positiven Effekt.

Sport kann helfen, die Lebensfreude wiederzufinden

Ein Sport, der dem Patienten Freude bereitet, kann zu einem Wohlfühlmoment werden, welcher die Aufmerksamkeit auf das lenkt, was der Patient kann – anstatt auf das, was er nicht kann. Dies kann natürlich für jeden etwas vollkommen anderes sein.
Für die professionelle Reiterin Mary Jordan zum Beispiel sind es die Pferde und der Reitsport. Das Reiten ist früh ihr Grund, aufzustehen, sagt sie. Bei ihr wurde vor 16 Jahren eine MS diagnostiziert, nachdem sie die Krankheit bereits bei ihrem Vater und ihrer Schwester miterlebt hatte. Heute ist sie 51 Jahre alt und eine bekannte und erfolgreiche Para-Dressurreiterin, die an nationalen und internationalen Turnieren teilnimmt.3

Gleichzeitig bringen viele sportliche Aktivitäten eine Eingebundenheit in ein Team oder eine Gruppe von Gleichgesinnten mit sich und reduzieren damit das Gefühl von Isolation oder Alleinsein mit der Krankheit.

Mary Jordans Rat für Menschen mit körperlichen Einschränkungen ist: "Ergreife die Dinge, die dir Freude bereiten. Manche neigen dazu, sich völlig aufzugeben, wenn sie die Diagnose einer unheilbaren Krankheit erhalten. Aber ob du MS-Patient bist oder ein Mensch mit körperlichen Behinderungen, als Erstes musst du daran denken, dass es immer Hoffnung gibt. Es wird schlimme Tage geben und Unebenheiten auf dem Weg, aber wenn du etwas tust, das du liebst und es deine Gesundheit stärkt, dann: go for it!"4

Referenzen:
1. Motl, R. W. et al. Exercise in patients with multiple sclerosis. Lancet Neurol 16, 848–856 (2017).
2. Motl, R. W. & Pilutti, L. A. Is physical exercise a multiple sclerosis disease modifying treatment? Expert Rev Neurother 16, 951–960 (2016).
3. Mary Jordan is fighting multiple sclerosis with dressage, an equestrian sport. espnW Available at: http://www.espn.com/espnw/culture/article/15720864/. (Accessed: 19th August 2018)
4. Amy Bower Doucette, S. to T. P. B. P. Woman won’t let multiple sclerosis keep her from sport she loves. palmbeachpost Available at: https://www.palmbeachpost.com/news/local/woman-won-let-multiple-sclerosis-keep-her-from-sport-she-loves/TVO9LR8io66HR9OdwcQKZM/. (Accessed: 19th August 2018)