Menschen, die keinen Sport treiben, verzeichneten in einer Studie an 1,24 Mio. Erwachsenen fast doppelt so häufig Tage schlechter psychischer Verfassung als körperlich aktive, soziodemographisch gleichgestellte Menschen.
Nachdem wir uns in den vergangenen zwei Wochen teils hochspeziellen Neuigkeiten aus der onkologischen Forschung gewidmet haben, wird es heute wieder einmal Zeit für ein fächerübergreifendes Thema: Bewegung. Wir alle wissen um die positiven Effekte von Sport, vor allem für die Gesunderhaltung unserer Physis. Nur mit der Umsetzung hapert es häufig. Der Nutzen von Bewegung für eine intakte psychische Verfassung ist ebenfalls nicht zu unterschätzen. Auch das wissen wir, ohne es bislang wirklich beziffern zu können. Eine im Lancet erschienene Studie der Universitäten Yale und Oxford macht es für alle Zweifler jetzt noch einmal amtlich: Sport macht glücklich. Sogar glücklicher als mehr Einkommen.1,2
Körperliche Aktivität geht nachweislich mit niedrigerer Gesamtmortalität sowie einem geringeren Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen, Apoplex, Diabetes und weitere Diagnosen einher.
Eine der größten Studien zu Bewegung mit weltweit über 130 Tsd. Teilnehmern ('PURE') kam zu dem Ergebnis, dass 150 Minuten körperlicher Aktivität pro Woche etwa einen von zwölf Todesfällen verhindern können.3,4 Hier waren nicht nur Menschen aus Industriestaaten, sondern auch aus Entwicklungs- und Schwellenländern eingeschlossen. Dabei musste es sich nicht um Sport in der Freizeit handeln (bspw. Fitnessstudio) – auch mit normaler Bewegung im Alltag (mit dem Rad zur Arbeit fahren oder körperliche Aktivität im Haushalt) ließ sich die Risikoreduktion erreichen.
Zu dem Zusammenhang zwischen Sport und psychischer Gesundheit gab es bisher weniger Daten. Eine neue Arbeit untersuchte daher 1,24 Mio. Personen in den USA über 18 Jahren und verglich die Anzahl der Tage mit schlechtem selbstberichteten mentalen Zustand zwischen körperlich aktiven und inaktiven Teilnehmern.
Mithilfe eines exakten nicht-parametrischen Verfahrens wurden die Gruppen hinsichtlich Alter, Geschlecht, Rasse, Familienstand, Einkommenssituation, Bildungsniveau, BMI, Gesundheitszustand und vorbestehenden Depressionen gematcht. Auch die Effekte von Bewegungsart, -dauer, -häufigkeit und -intensität wurden berücksichtigt.
Körperlich aktive Personen berichteten 1,5 (43,2%) weniger Tage mit schlechter psychischer Gesundheit im vergangenen Monat als körperlich inaktive Personen, die wie beschrieben hinsichtlich anderer körperlicher und soziodemographischer Faktoren gematcht waren.
Die Auswertungen ergaben, dass sich sportlich aktive Menschen so gut fühlen wie solche, die keinen Sport treiben, aber etwa 25.000 $ mehr im Jahr verdienen.1
Die Teilnehmer konnten aus 75 "Sport"arten wählen – von normaler Alltagsbewegung wie Rasenmähen, Kinderbetreuung und Haushaltsarbeiten bis hin zu Gewichtheben, Rennen und Radfahren. Sie wurden gebeten, die folgende Frage zu beantworten: "Wie oft haben Sie sich in den vergangenen 30 Tagen psychisch schlecht gefühlt, bspw. durch Stress, Depression oder emotionale Probleme?"
Alle Arten von körperlichem Training gingen mit einer hochsignifikant reduzierten psychischen Belastung im Vergleich zu keiner Bewegung einher.
Sportarten, die damit verbunden sind, unter Leute zu gehen, schienen jedoch einen stärkeren positiven Einfluss auf die mentale Gesundheit zu haben als andere. Die stärksten Assoziationen verzeichneten populäre Teamsportarten (22,3%), Radfahren (21,6%) und aerobes und Fitnesstraining (20,1%).
Eine Trainingsdauer von 30–60 Minuten und eine Häufigkeit von 3–5 Mal pro Woche war ebenfalls am stärksten mit psychischem Wohlbefinden verknüpft. Noch mehr Sport schien nicht unbedingt besser zu sein. Ab einem bestimmten Punkt (mehr als 3 Stunden Sport pro Tag) war Sport der geistigen Verfassung sogar abträglich.1
Dies ist (hoffentlich) eine weitere Motivation, uns selbst und unsere Patienten dazu zu motivieren, in unserem Leben Zeit für körperliches Training zu schaffen...
Darüber hinausgehende spezielle onkologische Motivation finden Sie hier: Sport kann Krebs vorbeugen und Outcomes optimieren
Referenzen:
1. Moynihan, R. Exercise Officially Makes You Happier Than Money, According to Yale and Oxford Research. Entrepreneur (2019). Available at: https://www.entrepreneur.com/article/331696. (Accessed: 7th April 2019)
2. Chekroud, S. R. et al. Association between physical exercise and mental health in 1·2 million individuals in the USA between 2011 and 2015: a cross-sectional study. The Lancet Psychiatry 5, 739–746 (2018).
3. Lear, S. A. et al. The effect of physical activity on mortality and cardiovascular disease in 130 000 people from 17 high-income, middle-income, and low-income countries: the PURE study. The Lancet 390, 2643–2654 (2017).
4. Prävention: 30 Minuten Bewegung am Tag verhindern jeden 12. Todesfall. Available at: https://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/herzkreislauf/metabolisches-syndrom/article/943823/praevention-bewegung-todesfall-%20metabolisches%20syndrom-sport.html. (Accessed: 7th April 2019)