DKK3 zeigt Risiko für Akutes Nierenversagen nach Herz-OP

Als Stress-Sensor der Niere könnte Dickkopf 3 (DKK3) dazu beitragen, Hochrisiko-PatientInnen zu identifizieren und ein gezieltes Monitoring zu ermöglichen. Dr. Stefan Schunk, Oberarzt am Universitätsklinikum des Saarlandes, stellte auf dem DGfN 2019 Untersuchungsergebnisse vor.

Urinmarker mit großer Aussagekraft

Als Stress-Sensor der Niere könnte Dickkopf 3 (DKK3) dazu beitragen, Hochrisiko-PatientInnen zu identifizieren und ein gezieltes Monitoring zu ermöglichen. Dr. Stefan Schunk, Oberarzt am Universitätsklinikum des Saarlandes, stellte auf dem DGfN 2019 Untersuchungsergebnisse vor.

Dickkopf 3 (DKK3) hat im vergangenen Jahr bereits für viel Aufmerksamkeit gesorgt. Die Universität des Saarlandes hatte Forschungsergebnisse veröffentlicht, wonach das Protein Hinweise darauf liefern kann, wie eine chronische Nierenkrankheit (CKD) verläuft, also ob eine Funktionseinschränkung stabil bleibt oder ob sie weiter abnehmen wird – und gegebenenfalls sogar zur Dialysepflicht führt. Denn die höhergradige Eiweißausscheidung im Urin (Albuminurie/Proteinurie), die neben dem Nierenfunktionsverlust das wichtigste Merkmal eines Funktionsverlustes ist, tritt bei vielen PatientInnen gar nicht auf, beispielsweise bedingt durch Zystennieren oder einen Diabetes mellitus.

Für die Fachwelt waren die Ergebnisse einer Studie mit 575 Teilnehmenden – alles PatientInnen mit chronischen Nierenerkrankungen (CKD) verschiedener Ursachen – umso interessanter. Denn neben dem durchschnittlichen Kreatinin-Wert korrelierte auch die DKK3-Konzentration signifikant mit der CKD-Progression. Damit kann das Protein als Biomarker dienen, um Betroffene mit einem hohen Risiko für zunehmenden Funktionsverlust zu identifizieren – und sie von den PatientInnen abgrenzen, die womöglich nicht behandelt werden müssen.

Denn die hohe Zahl der harmlos einzustufenden Erkrankungen führt dazu, dass im Arbeitsalltag nicht alle Ärztinnen und Ärzte sensibel genug für mögliche Verschlechterungen sind. In der Folge suchen viele Betroffene erst dann eine Nephrologin oder einen Nephrologen auf, wenn sie dialysepflichtig werden. Jetzt hat sich herausgestellt, dass DKK3 auch darauf hinweisen kann, ob im Rahmen einer Herz-Operation die Wahrscheinlichkeit für Akutes Nierenversagen erhöht ist.

Signifikant erhöhte Dickkopf-3-Werte bei späterem Nierenversagen

DKK3 ist ein Stresssensor der Niere. Das profibrotische Glykoprotein DKK3 wird unter Stressbedingungen von bestimmten Nierenzellen (renalen Tubuluszellen) abgesondert.

Untersucht hat Schunk das Akute Nierenversagen (ANV) nach herzchirurgischen Eingriffen. Es kommt bei 30% der Patientinnen und Patienten unter 60 Jahren vor, und sogar bei der Hälfte der über 60-Jährigen. Die Frage war: Kann man diese Risikogruppe über den Biomarker herausfiltern?

Schunk hat bei einer Kohorte von 733 Teilnehmenden den Marker im Vorfeld gemessen und anschließend verglichen, bei welchen Patientinnen und Patienten es tatsächlich zu einem Akuten Nierenversagen kam. Zusätzlich führte er nach 820 Tagen ein Follow-up durch. Im Ergebnis ließ sich durch den Marker das Risiko für ein Akutes Nierenversagen abschätzen. Bei niedrigen Marker-Werten war das ANV deutlich seltener – und das unabhängig von der Baseline-Nierenfunktion. "Einen Teil der Patienten hätten wir allein aufgrund ihrer Vorgeschichte und der Kreatinin-Werte nicht identifizieren können", sagt Schunk. 

Hohe DKK3-Werte gleich hohes Risiko für eine chronische Nierenkrankheit

Ein ähnliches Bild zeichnete sich beim Follow-up ab. Im Ergebnis waren die PatientInnen, die im Vorfeld hohe DKK3-Werte hatten, deutlich gefährdeter, eine chronische Nierenkrankheit auszubilden. "Ihr Risiko war gegenüber den Herzpatienten mit normalen DKK3-Werten sechsfach erhöht", so Schunk.

Zur Bestimmung von DKK3 steht ein ELISA-Test zur Verfügung. Die Bestimmung bieten viele größere Labore an, und die Kosten werden bereits von einigen Krankenkassen übernommen.

Quellen:
1. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie 2019, 12. Oktober 2019, Symposium „Rolle der Nephrologie in der Intensivmedizin“
2. Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (2018)
https://www.dgfn.eu/pressemeldung/neuer-marker-sagt-moeglicherweise-voraus-ob-eine-nierenkrankheit-voranschreitet.html