Eisenmangel bei Tumorerkrankung behandeln

Tumorerkrankungen und die intensive Chemotherapie depletieren die Eisenspeicher des Körpers. Es drohen Eisenmangel und Anämie, welche die Prognose beeinträchtigen können. Eine schnelle Diagnose und Therapie des Eisenmangels ist daher indiziert.

Unter Eisenmangel höheres Risiko für Dosisreduktionen

Tumorerkrankungen und die intensive Chemotherapie depletieren die Eisenspeicher des Körpers. Es drohen Eisenmangel und Anämie, welche die Prognose beeinträchtigen können. Eine schnelle Diagnose und Therapie des Eisenmangels ist daher indiziert. 

Ein einziges Gramm Hämoglobin bindet 1,34 ml Sauerstoff. Basis des Häms, des roten Blutfarbstoffes, ist bekanntlich das Eisen. Doch ebenso wichtig ist das Spurenelement für das Myoglobin, die Funktion der Mitochondrien, für das Immunsystem und für eine ganze Reihe verschiedenster Enzyme und Hormone.

Daher verwundert es nicht, dass ein Eisenmangel zu diversen Symptomen führen kann, u. a. Müdigkeit, Schwindel, Erschöpfung, Kopfschmerzen, Infektanfälligkeit und natürlich zur Anämie. Die Anämie ist schließlich auch meist das Stadium eines Eisenmangels, welches klinisch diagnostiziert wird. Allerdings wäre es gerade für Tumorpatientinnen und -patienten deutlich besser, den Eisenmangel bereits in einem früheren Stadium zu detektieren, z. B. als Speichereisenmangel oder im Stadium der eisendefizitären Erythropoese.

Eisenmangel und Anämie bei Tumorerkrankung häufig

Eine Krebserkrankung unterhält chronische Entzündungszustände, in deren Folge vermehrt proinfllammatorische Zytokine ausgeschüttet werden, wie beispielsweise IL-6. Die Leber reagiert darauf u. a. mit der Produktion von Hepcidin, welches die Eisenresorption im Darm bremst und gleichzeitig die Eisenmobilisierung reduziert. Schließlich kommt es zu einem entzündungsbedingten Eisenmangel, der je nach Ausprägung in eine Anämie münden kann. Fakt ist, je höhergradiger der Tumor, desto größer ist auch das Anämierisiko für die Betroffenen.

Hauptauslöser von Anämien bei onkologischen Patientinnen und Patienten sind zum einen die zuvor beschriebene reduzierte Eisenmobilisierung  (therapie- oder tumorinduzierte Anämie), zum anderen jedoch auch entleerte Eisenspeicher. Zusammen führen beide Ursachen zum Eisenmangel in den Körperzellen und zur entsprechenden Symptomatik.

Folgen eines Eisenmangels bei Tumorerkrankungen

Anämische Patientinnen und Patienten haben ein dreifach höheres Risiko für Dosisreduktionen und Therapieunterbrechungen, sodass die Anti-Tumortherapie bei ihnen in ihrer Wirksamkeit eingeschränkt ist. Damit steigt ebenfalls das Risiko für Rezidive an und die Gesamtüberlebensrate sinkt.

Je größer der Eisenmangel, desto geringer ist gleichzeitig die Lebensqualität der Personen in Therapie. Auf der anderen Seite, so belegen Studien, ist ein steigender Hämoglobinwert mit steigender Lebensqualität verbunden – ein deutliches Signal für eine frühzeitige Korrektur des Eisenmangels.

Ein Hb-Wert zwischen 11 und 13 g/dl gilt allgemeinhin als optimal, um ein ausreichend gutes Maß an Lebensqualität zu erzielen. Daher sollte der Eisenmangel rechtzeitig erkannt und therapiert werden, bevor der Hb-Wert zu stark abfällt.

Ein wichtiger Marker für die Eisensättigung ist die Transferrinsättigung (TSAT). Liegt diese bei < 20%, so ist von einem Eisenmangel auszugehen, und Eisen soll substituiert werden. Alleinig den Ferritin-Wert zu ermitteln, reicht bei Tumorpatientinnen und -patienten nicht aus, da Ferritin in chronischen Entzündungsreaktionen, wie sie bei Krebserkrankungen auftreten, generell erhöht ist und daher in falscher Sicherheit wiegt. Dies haben mittlerweile auch die aktuellen S3-Leitlinien zur Supportivtherapie erkannt und empfehlen daher "eine Bestimmung der Transferrinsättigung (TSAT) vor dem Beginn der Chemotherpie".

Fazit

Eisenmangel und Anämie sind häufige Begleiterscheinungen bei Tumorerkrankungen. Eine frühzeitige Diagnostik und Therapie können jedoch das Therapieergebnis und die Lebensqualität für Betroffene verbessern. So sollen gemäß S3-Leitlinie "Supportivtherapie" vor dem Beginn einer Chemotherapie standardmäßig die Transferrinsättigung (TSAT) bestimmt und bei einem TSAT-Wert <20% mit der Eisensubstitution begonnen werden – insbesondere bei niedrigen Eisenwerten, bevorzugt intravenös.

Quelle:
"Eisenmangel bei Tumorpatienten: Frühzeitig behandeln – Anämie und Transfusionen vermeiden" (Veranstalter: Vifor Pharma Deutschland GmbH); DKK 2020, Berlin, 21.02.2020