Die Krebsprävalenz wird zukünftig weltweit weiter ansteigen. Doch immer mehr Menschen überleben gleichzeitig ihre Tumorerkrankung. Dennoch kämpfen nicht wenige zeitlebens mit den Nachwirkungen.
Schätzungsweise etwa 32,5 Millionen Menschen älter als 15 Jahre haben derzeit weltweit ihre Krebserkrankung erfolgreich besiegt und überlebt. Sie sind somit krebsfrei oder haben eine andauernde Remission erreicht und leben dennoch tagtäglich mit den Langzeitfolgen ihrer Erkrankung.
Zu den körperlichen Folgen, wie beispielsweise Infertilität, Risiko für Sekundärtumoren, Schmerzen, Herz-Lungen-Probleme, Nervenschäden, Polyneuropathien, Knochenschäden, Immunsuppression sowie kognitive Einschränkungen treten auch psychosoziale Faktoren hinzu: Angst vor dem Rezidiv und gleichzeitig auch vor dem finanziellen Ruin, Fatigue, Depression, Verlust der Arbeitskraft und eine allgemein als niedriger empfundene Lebensqualität. Viele ehemalige Krebspatientinnen und -patienten sind noch Jahre nach der eigentlichen Diagnose stärker von Depressionen bedroht, ganz besonders nach Schilddrüsen-, Hirn- oder Hodentumoren.
Ganz besonders schwierig ist die Arbeitssituation der Menschen nach überstandener Krebserkrankung, die wirtschaftliche Angst daher groß. Statistiken zufolge sind nach einem Jahr nur circa 64% der Menschen mit Krebs überhaupt wieder in Arbeit. Die mittlere Dauer der Abwesenheit vom Arbeitsplatz liegt bei derzeit 151 Tagen. Der Arbeitsplatz und die Beschäftigung prägen jedoch unser aller Selbstbild, ermöglichen uns soziale Beziehungen und machen einen Großteil der Lebenszufriedenheit aus. Fehlt dies plötzlich infolge einer überlebten schweren Erkrankung, verstärkt dies den psychosozialen Aspekt der Langzeitfolgen von Krebs.
Da das Überleben aus Patientensicht längst nicht mehr das alleinige Ziel der Tumortherapie sein kann, sollte man sich gemeinsam frühzeitig an die Planung der Nachsorge machen. Ein solches Vorgehen bringt zugleich eine positive Sichtweise auf die Krebserkrankung und vermittelt, dort wo es angebracht ist, eine optimistische Chance auf Heilung.
Die American Society of Clinical Oncology (ASCO) macht daher folgende Vorschläge, sich dem Thema verschiedentlich annähern zu können:
Eine häufig vergessene Gruppe sind zudem die Angehörigen von Betroffenen. Auch diese benötigen in Situationen stark emotionalen Stresses im Umgang mit erkrankten Familienangehörigen Unterstützung und professionelle Hilfe.
Quelle: Session "Survivorship"; DKK 2020, Berlin, 21.02.2020