Akute Intoxikationen

Akute Intoxikationen kommen häufig vor. An der Universitätsklinik Graz sind 5 bis 10% der Notarzteinsätze darauf zurückzuführen. Zwischen 4 und 40% der Vergifteten benötigen eine intensivmedizinische Überwachung.

Screening, Diagnose und Therapiesteuerung

Akute Intoxikationen kommen häufig vor. An der Universitätsklinik Graz sind 5 bis 10% der Notarzteinsätze darauf zurückzuführen. Zwischen 4 und 40% der Vergifteten benötigen eine intensivmedizinische Überwachung. Dabei sind vor allem Arzneimittelintoxikationen häufig, meistens die Einnahme von Antidepressiva, aber auch Mischintoxikationen – wichtigstes Koagens ist dabei Alkohol. 60% der PatientInnen können die Intensivstation innerhalb von 24 Stunden wieder verlassen, 11% müssen mehr als 48 Stunden intensivmedizinisch überwacht werden. Die Mortalität ist gering: ca. 1% der PatientInnen versterben auf der Intensivstation, 2% auf anderen Stationen der Klinik. Die Gefahr erhöht sich mit steigendem Alter, Ursache ist meistens die Aspiration mit konsekutiver Aspirationspneumonie und einem Akuten Atemnotsyndrom (ARDS). Aus diesem Grund ist die Indikation zur Schutzintubation großzügig zu stellen.

Indikationen für intensivmedizinische Überwachung

Klinische Marker

Labor

    2x Natrium [mmol/l] + Harnstoff [mg/dl] /2,8 + Glukose [mg/dl] / 18

    -> Osmotische Lücke

Analytik

Therapiesteuerung: Symptomatisch, Antidote, Giftelimination

Die Therapiesteuerung stützt sich auf drei Säulen. Die symptomatische Therapie ist die initiale und basale Therapie und erfolgt nach dem ABCDE Schema - Airway, Breathing, Circulation, Disability, Exposure. Es sollte versucht werden zu ermitteln, welches Gift beteiligt ist. Familie, Freunde oder Rettungsdienst können möglicherweise Informationen geben. Die Reanimation sollte über einen längeren Zeitraum durchgeführt werden - erst nach 60 Minuten kann man davon ausgehen, dass nicht mehr mit einem positiven Outcome zu rechnen ist. Alternative Therapien können großzügig angewandt werden, also in höheren Dosen als bei Standard-Therapien, zum Beispiel hochdosiertes Insulin. 

Antidote wirken entweder durch direkte Bindung an das Gift (z.B. Digitalis), durch Eingriff in den Giftstoffwechsel oder durch Rezeptorinteraktion. Antidote gibt es in großer Vielfalt, sie können jedoch auch unerwünschte Nebenwirkungen hervorrufen (Antidotintoxikation) und nur wenige von ihnen sind tatsächlich klinisch sinnvoll.

Die Giftelimination unterteilt sich in primäre und sekundäre Elimination. Bei der primären Elimination wird dafür gesorgt, dass das Gift gar nicht erst vom Körper aufgenommen wird. Hier sind Aktivkohle, Magenspülung, Darmspülung und Ipecac als Möglichkeiten zu erwägen. Zur sekundären Giftelimination gehören Harnalkalisierung, Antidot, HD /HP, Lipid Rescue, HIET und HBO. 

Quelle: 51. Jahrestagung DGIIN & ÖGIAIN, Vortrag G. Hackl: Akute Intixikationen: Welche Marker helfen beim Screening, Diagnose und der Therapiesteuerung, 13.06.2019