Fokale Therapie: Gibt es eine Rationale für ihren Einsatz beim Prostatakarzinom?

Die fokale Therapie ist derzeit eines der am stärksten diskutierten Themen in der Urologie. Mit ihr verbinden sich Hoffnungen und Innovationen, jedoch gibt es für ihr noch "wundersames" Wirken beim Prostatakarzinom derzeit keine belastbaren Studien. Die Methode gilt deshalb als höchst experimenteller Ansatz.

Die fokale Therapie ist und bleibt vorerst eine höchst experimentelle Therapieform und gehört daher nicht in die uroonkologische Standardversorgung des Prostatakarzinoms.

Die fokale Therapie ist derzeit eines der am stärksten diskutierten Themen in der Urologie. Mit ihr verbinden sich Hoffnungen und Innovationen, jedoch gibt es für ihr noch "wundersames" Wirken beim Prostatakarzinom derzeit keine belastbaren Studien. Die Methode gilt deshalb als höchst experimenteller Ansatz, der zum jetzigen Zeitpunkt nicht für die Regelversorgung von Tumorpatienten mit einem Prostatakarzinom empfohlen werden kann. 

Patienten verbinden mit der fokalen Therapie des Prostatakarzinoms die große Hoffnung, die negativen Folgen einer klassischen Prostata-OP (ED und Inkontinenz) vermeiden zu können. Die Medien griffen dieses Thema unlängst recht publikumswirksam auf und sprachen sogar von einer Revolution in der uroonkologischen Versorgung. Doch was ist eigentlich dran an diesem Hype um die fokale Therapie?

NanoKnife oder die irreversible Elektroporation

Insbesondere die irreversible Elektroporation (IRE), oder auch medienfreundlicher als NanoKnife bezeichnet, erhitzt derzeit in Deutschland nicht nur das Prostatagewebe sondern ebenso die Gemüter in der Urologie. Warum?

Nun, bei der IRE werden Elektroden in das Tumorgewebe in der Prostata eingebracht und anschließend darüber sehr starke Stromstöße in das Gewebe appliziert. Dadurch kommt es am Ende zum Absterben von Blutgefäßen und damit auch von Tumorgewebe.

Obgleich die derzeit aktuelle S3-Leitlinie Prostatakarzinom die fokale Therapie insgesamt als hochexperimentell bezeichnet und diese lediglich innerhalb von randomisierten, prospektiven Studien zulässt, wird das HybridKnife als eine Spielart der fokalen Therapie in einigen Privatkliniken in Deutschland bereits als neue schonende Operationsmethode beworben und angewendet.

Dass dies nicht ganz ohne Risiko für den Patienten ist, zeigte das Fallbeispiel eines Patienten, der nach dem Eingriff nicht nur eine schwere rektourethrale Fistel entwickelt hatte, sondern bereits nach kurzer Zeit ein PCa-Rezidiv erfuhr.

Die DGU warnte bereits 2015 und im Mai 2018 vor der Anwendung der IRE am Patienten. Zum einen gibt es derzeit keinerlei Daten, die einen Einsatz der Methode beim Prostatakarzinom gerechtfertigt erscheinen lassen. Zum anderen ist es generell fraglich, ob das Prostatakarzinom als häufig multifokaler Tumor überhaupt mit einer fokalen Therapie ausreichend behandelt werden kann. Die scheinbar höhere Rezidivneigung nach IRE könnte diese Annahme stützen.

Fazit

Die IRE ist zum jetzigen Zeitpunkt beim Prostatakarzinom nicht zu empfehlen. Prof. Dr. med. Jürgen Gschwend schloss seinen heutigen Vortrag auf dem DGU-Kongress in Dresden daher mit folgendem Hinweis: "Für Risiken und Nebenwirkungen befragen Sie Ihren Arzt oder besser noch, den Elektriker Ihres Vertrauens."

Quelle:
F06 "PCa fokale Therapie: Heute experimentell und morgen?", IRE: Chance oder Risiko? (J. Gschwend), DGU-Kongress, 27.09.2018, Dresden