Die benigne Prostatahyperplasie (BPH) überschneidet sich symptomatisch sehr häufig mit LUTS und Blasenauslass-Obstruktion (BOO), kann aber auch für sich genommen völlig symptomlos sein. Eine große Prostata allein ist daher noch kein therapieauslösender Befund. In etwa 10–30 % der Fälle leiden Patienten weiterhin unter positiven LUTS-Symptomatiken trotz erfolgreicher TURP. Grund dafür sind nicht selten die zuvor falschen diagnostischen Mittel, welche am Ende zu einer falschen Diagnose und Therapie führten.
LUTS kann auf vielgestaltige Ursachen zurückgehen, z. B. eine BPH, OAB oder Infektionen der Harnwege, u. a. Die Ursachensuche ist jedoch entscheidend für die weitere Therapieplanung. Die Basisdiagnostik des benignen Prostatasyndroms (BPS) setzt sich obligat aus sieben Einzelmaßnahmen zusammen:
Der standardisierte IPSS-Fragebogen gehört initial zu jeder Basisdiagnostik bei BPS. Dieser kann häufig bereits vor dem ersten Patientenkontakt von diesem ausgefüllt werden und liegt beim Arztbesuch dann bereits vor.
An die Auswertung des Fragebogens soll sich die Inspektion inklusive Differentialdiagnostik anschließen. Neben LUTS, BPH und Obstruktion der Harnwege können differentialdiagnostisch ebenfalls Hernien oder Hydrozelen zu einer gestörten Miktion sowie Schmerzen führen.
Die digital-rektale Untersuchung ist die klassische Methode, um Veränderungen (Palpatabilität und Größenzunahme) der Prostata festzustellen. Im Urinstatus könnte eine diagnostizierte Hämaturie schließlich eine erweiterte Diagnostik nach sich ziehen.
In der Laboruntersuchung sollen Kreatinin und PSA bestimmt werden. Eine Kreatinin-Erhöhung liefert dabei einen Hinweis auf das Vorliegen eines postrenalen Nierenversagens, welches bei etwa 2–3 % der BPS-Patienten auftreten kann. In der Regel ist bei 10–13 % der BPS-Patienten das Kreatinin im Blut erhöht. Der PSA-Wert wird in erster Linie zum Ausschluss eines Prostatakarzinoms (PCa) erhoben. Der Patient ist im Vorfeld über die Vor- und Nachteile des Tests zu informieren und muss diesem aktiv zustimmen. Darüber hinaus haben Männer mit einem erhöhten PSA-Wert ohne PCa ein um etwa 1,4-fach höheres Risiko für einen BPS-Progress.
Im Ultraschall werden anschließend Nieren, Blase und Prostata begutachtet. Die Blasenbildgebung dient dabei dem Ausschluss von Steinen, Tumoren sowie Restharnbildungen. Cave: Der Restharn erlaubt keine Differenzierung zwischen Detrusorinsuffizienz und Obstruktion als Ursache für das BPS. Auch gibt es keinen Restharn-Schwellenwert, ab dem von einer Obstruktion auszugehen ist. Der Ultraschall der Prostata sollte transrektal durchgeführt werden, da es nachgewiesenermaßen beim transvesikalen Ultraschall zu einer Überschätzung der Prostatagröße um bis zu 55 % kommt.
Für die Messung in der Uroflowmetrie ist eine Miktionsmenge von mindestens 150 ml nötig. Wichtig ist, dass der Uroflow nicht zwischen Detrusorinsuffizienz und Obstruktion unterscheiden kann, weshalb selbst bei Obstruktion ein normaler Flow vorliegen kann. Grund dafür sind die kompensatorisch ausgebildeten höheren Drücke bei der Miktion.
Eine Therapieentscheidung anhand der Diagnostik ist in den nachfolgenden Fällen entscheidend. Hier bestimmt die Symptomatik bzw. der Befund bereits eine absolute OP-Indikation beim BPS-Patienten:
Eine Basisdiagnostik bestehend aus IPSS-Fragebogen, Inspektion/Differenzialdiagnose, digital-rektaler Untersuchung, Urinstatus, Labor, Ultraschall sowie Uroflow ist obligat bei jedem BPS-Patienten vorzunehmen. Nur so kann eine richtige Diagnose gestellt und darauf basierend eine geeignete Therapieoption ausgewählt werden.
Rezidivierende Symptomatiken oder konservativ schlecht zu beherrschende Mikrohämaturien sowie eine eingeschränkte Nierenfunktion infolge eines Rückstaus bei Obstruktion bedingen eine absolute OP-Indikation.
Quelle:
AF08 BPH: "Update Leitlinien BPS 2018", Basisdiagnostik (C. Füllhase), DGU-Kongress, 26.09.2018, Dresden