Sicherheitsmanagement in der Immunonkologie

Ein gutes Safety-Management bedarf einer intensiven Vorbereitung und für jeden Mitarbeiter im Notfall einsehbarer Checklisten.

Ein gutes Safety-Management bedarf einer intensiven Vorbereitung und für jeden Mitarbeiter im Notfall einsehbarer Checklisten.

Schwere unerwünschte Reaktionen kommen bei Patienten unter Checkpoint-Inhibition glücklicherweise nur selten vor. Dennoch treten immer wieder Situationen auf, in denen Patienten über nicht eindeutig zuzuordnende Symptome klagen, wie z. B. Durchfälle. Um schneller Komplikationen unter Immuntherapie erkennen und diesen adäquat begegnen zu können, braucht es in erster Linie Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter, die Information der Patienten und der mitbehandelnden Haus- und Fachärzte sowie Checklisten, welche im Notfall verfügbar sind und dann klare Anweisungen geben.  

Neben der ständigen Aus- und Weiterbildung des Klinik- und Praxispersonals in der Anwendung von Checkpoint-Inhibitoren in der Uroonkologie, spielt die Patientenaufklärung eine entscheidende Rolle. Patienten müssen lernen, welche Symptome unter Immuntherapie bei ihnen auftreten könnten und was dann zu tun ist.

Um adäquat reagieren zu können, benötigen die Krebspatienten einen Notfallpatientenausweis, der es ihnen ermöglicht, bei Nebenwirkungen schnelle Hilfe zu bekommen. Im Notfallausweis enthalten sind:

Worauf ist vor Gabe von Checkpoint-Inhibitoren zu achten?

Gleich nach der Patientenaufklärung ist eine ausführliche Anamnese für Tumorpatienten mit Immuntherapie vonnöten. Bei dieser Gelegenheit lohnt auch der Blick auf die Medikationsliste des Patienten, auf der später bitte ebenso die Gabe der Immuntherapie vermerkt werden soll. Nicht vergessen werden darf zudem das EKG, um mögliche Herzerkrankungen auszuschließen sowie eine große metabolische Laboruntersuchung des Patienten.

Letztere sollte zwingend Nieren- und Leberwerte einschließen, da hier in der Regel der Fälle Veränderungen unter Checkpoint-Inhibition auftreten können. Die metabolische Blutuntersuchung ist darüber hinaus standardmäßig vor jeder Infusion des Medikamentes durchzuführen. Folgt die Infusion einem 4-Wochen-Plan, sind Leber- und Nierenwerte im Abstand von etwa 14 Tagen zu überprüfen.

Vor Behandlungsbeginn sollte ein möglichst lückenloses Notfallnetzwerk bestehen, welches den Hausarzt, diverse Fachärzte und auch Radiologen mit einschließt. Der Hintergrund: Nur, wenn alle mit der Behandlung des Patienten betrauten Ärzte über die Immuntherapie Bescheid wissen, sind sie auch für eventuell auftretende unerwünschte Reaktionen sensibilisiert.

Direkt vor einer Infusion mit den Checkpoint-Inhibitoren füllt der Patient einen Fragebogen zu seiner tagesaktuellen Verfassung aus. Dabei werden beispielsweise das Allgemeinbefinden und mögliche bereits im Voraus bestehende Symptome dokumentiert.

Schritte während der Infusion und in der Nachsorge

Direkt vor der Infusion sollten der Arzt oder die entsprechend geschulten Mitarbeiter den Puls fühlen sowie den Blutdruck des Patienten erfassen. In wenigen Fällen kann es durchaus einmal zu einer Infusionsreaktion kommen, d. h. der Patient reagiert mit Fieber oder Juckreiz und ähnlichem auf die Infusion. In einem solchen Fall sollte die Infusionsgeschwindigkeit reduziert und dem Fieber mit einem standardmäßigen Fiebermanagement begegnet werden.

Die am häufigsten auftretenden Nebenwirkungen der Immuntherapie mithilfe von Checkpoint-Inhibitoren sind Hautreaktionen sowie endokrine Veränderungen, weshalb in regelmäßigen Abständen ein metabolisches Blutbild inklusive Nieren- und Leberwerten erstellt werden soll.

Wurde der Patient nach erfolgreicher Infusion nach Hause entlassen, so ist dennoch weiterhin eine aktive Nachsorge seitens des behandelnden Arztes erforderlich. Besonders bewährt haben sich dabei Telefonvisiten. Hier kann der Patient ganz ungezwungen sein Allgemeinbefinden beschreiben. Sollten einmal ungeklärte Symptome auftreten, entscheidet die Schwester oder der Arzt persönlich, ob eine Vorstellung in der Klinik angeraten ist.

Quelle:
SAT08 "Immunonkologie bei urologischen Tumoren" (Veranstalter: Bristol Myers Squibb), Besonderheiten der Immunonkologie –  Schwerpunkt Safetymanagement (M. Retz), DGU-Kongress, 27.09.2018, Dresden