Update: Diagnose und Nachsorge beim Hodentumor

Bisher gab es wenige klare Empfehlungen für die Therapie von Patienten mit Hodentumoren. Die neue Leitlinie Hodentumor auf dem Niveau S3 gibt nun evidenzbasierte oder im Expertenkonsens gefundene Handlungsanweisungen, um die Patientenversorgung nachhaltig zu verbessern.

Die neue S3-Leitlinie Hodentumor ist im September 2018 erschienen.

Bisher gab es wenige klare Empfehlungen für die Therapie von Patienten mit Hodentumoren. Dies stellte naturgemäß ein größeres Risiko für die Patientenversorgung dar bei einem eher seltenen Tumor. Die neue Leitlinie Hodentumor auf dem Niveau S3 gibt nun evidenzbasierte oder im Expertenkonsens gefundene Handlungsanweisungen, um die Patientenversorgung nachhaltig zu verbessern. 

Die Frage nach einer leitlinienkonformen, standardisierten Therapie ist für Patienten mit Keimzelltumoren essenziell. Eine Studie aus dem Jahr 2017 zeigte, dass die fehlende Adhärenz an Leitlinien-Empfehlungen bei Patienten mit Keimzelltumoren signifikant deren Rezidivrisiko erhöhte.

Der Keimzelltumor (KZT) gehört zu denjenigen Entitäten, welche, früh erkannt, eine sehr hohe Überlebenswahrscheinlichkeit bieten. Die Prognose hängt dabei sehr stark von der Histologie, dem Alter, dem Tumorstadium sowie von der Versorgungsqualität ab [Evidenzlevel 2b]. Patienten mit – aufgrund früher Metastasierung – schlechter Prognose sollen an Zentren mit ausgewiesener Erfahrung weiter überwiesen werden [Empfehlungsgrad A].

Risikofaktoren, Screening und Prävention: Was sagt die Leitlinie?

Das regelmäßig selbst vorgenommene Tasten der Hoden sollte insbesondere jungen Erwachsenen und Heranwachsenden empfohlen werden, da sie die eigentliche Hauptbetroffenengruppe beim Hodenkarzinom ausmachen [Expertenkonsens]. Dies ist bisher der beste Weg zu einer frühzeitigen Diagnose von Keimzelltumoren.

Folgende Faktoren erhöhen bekanntermaßen das Risiko für einen Keimzelltumor [Evidenzlevel 2b]:

Ein allgemeines, präventives Screening von Männern auf das Vorliegen eines KZT wird indes nicht empfohlen.

Diagnostik von Hodentumoren

Im Expertenkonsens wird für die Diagnosestellung bei KZT-Verdacht die Pathologie gemäß der seit 2016 gültigen WHO-Klassifikation empfohlen. Dabei soll der pathologische Befundbericht nachfolgende Aussagen enthalten:

Wichtig!

Empfehlen Sie Ihrem jungen Patienten in jedem Fall vor Beginn der Antitumortherapie eine Fertilitätssicherung durch Kryokonservierung von Spermien [Empfehlungsgrad A, Evidenzlevel 5]. Zum detaillierten Vorgehen dazu sei an dieser Stelle auf die S2k-Leitlinie zur Fertilitätsprotektion bei onkologischen Erkrankungen verwiesen.

Nachsorge nach kurativer Therapie

Für die Nachsorge des Patienten mit KZT ist es bedeutsam, die Strahlenbelastung durch die Bildgebung deutlich zu reduzieren. Daher sollt das MRT Abdomen/Becken das entsprechende CT ersetzen [Expertenkonsens]. Zur Auswertung des MRT sind erfahrene Radiologen ausgewiesener Zentren nötig.

Fazit

Die neue S3-Leitlinie Hodentumor schafft eine gute Voraussetzung für die Behandlung und Nachsorge von Patienten mit KZT dank klarer, expertenkonsentierter oder evidenzbasierter Empfehlungen.

Wichtig ist dabei zu beachten, dass den jungen Patienten vor Therapiebeginn im Rahmen eines Aufklärungsgespräches eine Keimzellkonservierung (Fertilitätsprotektion) angeboten werden soll.

In der Nachsorge des Hodentumors sollte zudem das MRT die CT-Bildgebung, aufgrund der höheren Strahlenbelastung eines CT, ablösen.

Quelle:
F02 Onkologie: „Neues und Praxisrelevantes aus den Leitlinien – Onkologie“, Hodentumoren (S. Kliesch); DGU-Kongress, 26.09.2018, Dresden