Polatuzumab Vedotin, das zusätzlich zu Rituximab, Cyclophosphamid, Doxorubicin und Prednison (Pola-R-CHP) verabreicht wurde, war der Standardtherapie aus Rituximab, Cyclophosphamid, Doxorubicin, Vincristin und Prednison (R-CHOP) als Erstbehandlung bei Patient:innen mit diffusem großzelligem B-Zell-Lymphom (DLBCL) überlegen. Die Sicherheitsprofile der beiden Therapieschemata waren vergleichbar. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Pola-R-CHP die bevorzugte Erstlinientherapie für diese Patient:innengruppe sein könnte.1
Prof. Hervé Tilly (Universität Rouen, Frankreich) erläuterte, dass R-CHOP, die Standardtherapie für Patient:innen mit DLBCL, 60 bis 70% der Patient:innen mit dieser Krankheit heilt. In den letzten 20 Jahren ist es nicht gelungen, durch Anpassungen des R-CHOP-Behandlungsregimes den ungedeckten Bedarf in dieser Patient:innengruppe zu decken. In der aktuellen, randomisierten, doppelblinden Phase-3-Studie POLARIX (NCT03274492) wurde Polatuzumab Vedotin, ein Antikörper-Wirkstoff-Konjugat, das auf CD79b abzielt, zu Rituximab, Cyclophosphamid, Doxorubicin und Prednison hinzugefügt. Patient:innen mit zuvor unbehandeltem DLBCL (n=879) wurden im Verhältnis 1:1 auf 6 Zyklen Pola-R-CHP (1,8 mg/kg IV Polatuzumab Vedotin an Tag 1 eines 21-tägigen Zyklus) oder R-CHOP randomisiert. Der primäre Endpunkt war das progressionsfreie Überleben.
Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 28 Monaten erwies sich das Pola-R-CHP-Schema im Hinblick auf das progressionsfreie Überleben als überlegen gegenüber dem R-CHOP-Schema (HR 0,73; P<0,02). Ebenso wiesen die Patient:innen im Pola-R-CHP-Arm höhere ereignisfreie Überlebensraten auf als die Patient:innen im R-CHOP-Arm (HR 0,75; P=0,02). Obwohl sich die Gesamtansprechraten zwischen den Behandlungsgruppen nicht signifikant unterschieden, wiesen die krankheitsfreien Überlebensraten (HR 0,70) darauf hin, dass Patient:innen, die im Pola-R-CHP-Arm ein komplettes Ansprechen erreichten, mit größerer Wahrscheinlichkeit eine Remission beibehielten als Patient:innen im R-CHOP-Arm, die ein komplettes Ansprechen erreichten. Die Gesamtüberlebensrate lag in beiden Gruppen bei 88,6%. Bemerkenswert ist, dass die mit Pola-R-CHP behandelten Patient:innen weniger Folgetherapien erhielten (22,5%) als die mit R-CHOP behandelten Patient:innen (30,3%).
Derzeit werden explorative Subgruppenanalysen durchgeführt, um die Ergebnisse der POLARIX-Studie weiter zu spezifizieren. Die Sicherheitsprofile der beiden Therapieschemata waren vergleichbar, wobei bei etwa 57% der Patient:innen in beiden Behandlungsgruppen unerwünschte Ereignisse (UE) des Grades 3 oder 4 auftraten. Obwohl febrile Neutropenie und Diarrhoe unter Pola-R-CHP häufiger auftraten, führte die Behandlung mit Pola-R-CHP zu weniger Dosisreduktionen (9,2%) als die Behandlung mit R-CHOP (13,2%). Die Prävalenz der peripheren Neuropathie war in beiden Studienarmen ähnlich.
Referenz:
1. Tilly H, et al. The POLARIX Study: Polatuzumab Vedotin with Rituximab, Cyclophosphamide, Doxorubicin, and Prednisone (Pola-R-CHP) Versus Rituximab, Cyclophosphamide, Doxorubicin, Vincristine and Prednisone (R-CHOP) Therapy in Patients with Previously Untreated Diffuse Large B-Cell Lymphoma. LBA-1, ASH 2021 Scientific Sessions, 11-14 December.