Chronische Nierenerkrankung und Diabetes: Was ist neu?

Die Therapie von chronischen Nierenerkrankungen und Diabetes ist sehr komplex und die Leitlinien meist flexibel gestaltet. Die aktuellsten Empfehlungen:

Wann wird die Therapie empfohlen?

Lebensstiländerung und Medikamente sind wichtig

Die American Diabetes Association hat in Zusammenarbeit mit der KDIGO einen vereinfachten Algorithmus zur Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Diabetes und chronischer Nierenerkrankung veröffentlicht. Als erster Schritt gilt hier die Anpassung des Lebensstils. Insbesondere sollte Übergewicht vermieden werden – im Idealfall durch eine gesunde Ernährung, mehr Bewegung und den Verzicht auf zu viel Kochsalz. Doch auch das Rauchen und eine erhöhte Eiweißzufuhr sind Risikofaktoren für eine diabetische Nephropathie. 

Eine Lebensstiländerung alleine reicht in den meisten Fällen jedoch nicht aus, sodass eine medikamentöse Behandlung indiziert ist. Neben Metformin stehen auch andere Medikamentenklassen zur Verfügung: SGLT2-Inhibitoren beispielsweise haben eine nierenprotektive Wirkung. Gleiches gilt für die GLP-1-Rezeptoragonisten Liraglutid, Semaglutid und Dulaglutid. 

Gemeinsam Therapieziele setzen

Ziel der Therapie ist die Vermeidung oder Verlangsamung einer diabetischen Nephropathie und daraus resultierenden Komplikationen. Auch die Sekundärschäden, welche durch den Diabetes oder die chronische Nierenerkrankung ausgelöst werden, sollten vermieden werden.

Zur Kontrolle des Behandlungserfolges werden Therapieziele definiert. Laut Expertenempfehlung sind diese

Individuelle Faktoren berücksichtigen

Bei der Zielsetzung ist jedoch Vorsicht geboten. Hier gilt nicht One Size fits All. Vielmehr sollte die Therapie individuell angepasst werden, wobei es zum Beispiel wichtig ist, Hypoglykämien zu vermeiden. Auch bei der Blutdruckeinstellung sollte die Patientensicherheit mitberücksichtigt werden.

Doch nicht nur bei der Therapieplanung sollten Mediziner vorsichtig sein. Auch die Interpretation von Testergebnissen kann täuschen. So kann beispielsweise bei einer chronischen Nierenerkrankung im Stadium 3b oder höher der HbA1c falsch niedrig sein. Umso wichtiger sind die individuelle Beratung und Behandlung jedes Betroffenen. 

Welche Medikamente sind sinnvoll?

Nach wie vor gilt Metformin als der Goldstandard in der Erstlinientherapie bei Menschen mit Diabetes mit Nierenerkrankungen. 

Doch auch den SGLT2-Inhibitoren kommt eine wichtige Rolle zu. Studien haben nachgewiesen, dass die Arzneimittel trotz eines initialen Abfallens der eGFR nach etwa 18 Monaten das natürliche weitere Absinken der glomerulären Filtrationsrate halbieren. Und dieser nierenprotektive Effekt besteht bei weiterer Gabe fort. So kann eine eventuelle Dialysepflichtigkeit verzögert werden, was positive Auswirkungen auf die Lebensqualität der Erkrankten hat. 

Eine ähnlich nephroprotektive Wirkung haben einige RLP-1-Rezeptoragonisten. In einer aktuellen Studie zeigte Tirzepatid nach einer Anwendungsdauer von 24 Wochen die gewünschte Reduktion des eGFR-Abfalls. 

Der neueste Zugang zur Gruppe der hier möglichen Therapeutika sind nicht-steroidale Mineralokortikoid-Rezeptor-Antagonisten (MRA). Diese Arzneimittel konnten in Studien das kardiovaskuläre Risiko sowie das Fortschreiten der Nierenschädigung signifikant reduzieren. 

Fazit für die Praxis

Die Leitlinien zur Behandlung der CKD bei Typ-2-Diabetikern basieren vornehmlich auf einer Anpassung des Lebensstils sowie einer adäquaten medikamentösen Behandlung. Diese sollte immer individuell angepasst werden – unter Berücksichtigung möglicher Risikofaktoren und Komorbiditäten. Mehrere neue Arzneimittelklassen stehen hier als Option zur Verfügung. 

Weitere Highlights vom DDG 2023 finden Sie in unserer Kongressberichterstattung.
 

Quelle:

Merker, Ludwig, Dr., Diabetologie im MVZ am Park Ville D’Eu Haan, Session: Leber, Niere, Herz bei Diabetes Mellitus Typ 2 – Leitliniengerechte Therapie – Diabetes Mellitus Typ 2 und Niere. Diabetes Kongress 2023, Berlin, 17.05.2023