Sarkome: Neuigkeiten aus Forschung und Behandlungspraxis

Weichteilsarkome sind eher selten und haben in der Regel eine schlechte Prognose. Mit Olaratumab gibt es seit 2016 einen neuartigen Therapieansatz, der dem Standard Doxorubicin nicht unterlegen ist und das Outcome in Kombination zur Chemotherapie sogar verbessert.

Olaratumab nach 40 Jahren erster neuer Wirkstoff in der Erstlinientherapie des Weichteilsarkoms

Weichteilsarkome sind mit 5-6/100.000 Einwohnern eher selten. Darüber hinaus sind sie aber sehr heterogen, und heute sind mehr als 50 histologische Subtypen bekannt. Gemeinsam ist den Weichteilsarkomen, dass sie in der metastasierten Situation in der Regel eine schlechte Prognose haben. Mit Olaratumab gibt es seit 2016 einen neuartigen Therapieansatz mithilfe eines monoklonalen Antikörpers, der – den Studien zufolge – dem Standard Doxorubicin nicht unterlegen ist und das Outcome in Kombination zur Chemotherapie sogar verbessert.

Bereits im November 2016 erhielt Olaratumab die EU-Zulassung, "zusammen mit der Chemotherapie Doxorubicin bei Patienten mit fortgeschrittenem Weichteilsarkom angewendet zu werden, wenn eine Operation oder Strahlentherapie nicht geeignet ist".

Die Zulassung seitens der EU basierte dabei auf Daten aus einer Phase-II-Studie mit Weichteilsarkom-Patienten, die zuvor kein Doxorubicin erhalten hatten. Mit Olaratumab stieg der mediane Überlebenszeitgewinn auf 11,8 Monate bei denjenigen, die die Kombination erhielten, im Vergleich zu denen unter alleiniger Chemotherapie.

Bei Patienten, die mit Olaratumab / Doxorubicin-Kombination behandelt wurden, lag das mediane progressionsfreie Überleben (PFS) für den monoklonalen Antikörper bei circa 8,2 Monaten, im Vergleich zu 4,4 Monaten im Doxorubicin-Arm.

ASCO-Update: der ältere Patient mit Sarkomen

Eine besondere zusätzliche Herausforderung bei der Behandlung von Sarkomen stellen ältere, meist komorbide Patienten dar. Für diese Patientengruppe wurden auf dem diesjährigen ASCO 2018 zwei vielversprechende neue Therapieansätze präsentiert.

In einer aktuellen Phase-II-Studie (GISG-05-EPAZ) zeigte sich beispielsweise Pazopanib gegenüber dem Standard Doxorubicin im PFS als nicht unterlegen. Das Nebenwirkungsprofil war wie erwartet ein anderes als mit der Standardtherapie, jedoch kam es unter Pazopanib zu weniger Grad-4-Neutropien und febriler Neutropenie. Die Lebensqualität war für beide Therapieregime vergleichbar gut. Die durchaus unterschiedlichen Toxizitätsprofile von Pazopanib und Doxorubicin sollten zudem in der Patientenaufklärung besprochen werden. Insgesamt betrachtet, handelt es sich bei Pazopanib demnach um eine Behandlungsalternative insbesondere für Patienten > 60 Jahre.

In einer weiteren Phase-III-Studie (AIO-STS-003) wurde Trofosfamid versus Doxorubicin bei älteren Patienten > 60 Jahren (medianes Alter: 70 Jahre, ECOG 0-2) getestet. Die 6-Monats-PFS-Rate für Trofosfamid lag bei 28 %. Insgesamt zeigte sich Trofosfamid der Standardtherapie nicht unterlegen und hatte eine mit dem Doxorubicin vergleichbare Aktivität hinsichtlich progressionsfreiem Überleben und Gesamtüberleben.

Spielt die Immuntherapie bei Weichteilsarkomen (k)eine Rolle?

In vergangenen Jahren trat die Immunonkologie mithilfe von sogenannten Checkpoint-Inhibitoren ihren Siegeszug durch die Fachdisziplinen an. Heute gehören Immuntherapien bereits beim Melanom, beim Lungenkarzinom, beim Blasenkarzinom sowie beim Nierenkrebs fest mit zum Armamentarium der Ärzte. Doch wie sieht es beim Sarkom aus? Ist auch hier zukünftig mit einem Durchbruch in der Behandlung zu rechnen?

Nun, die Idee, Sarkome immunmodulatorisch zu behandeln, ist keineswegs neu. Coley entwickelte bereits um 1900 erste Ansätze, in denen er Patienten mit speziellen Erysipel-Präparationen impfte und damit bestimmte Tumoren zum schrumpfen brachte. Die Beobachtungen waren jedoch nicht erklärbar und deshalb verschwand der Ansatz für Jahrzehnte wieder in den Schubladen der Forscher.

Erste Versuchsreihen mit Nivolumab, Pembrolizumab sowie Ipilimumab – den drei aktuellen Shooting-Stars der Immunonkologie –  erbrachten bisher noch keinen Durchbruch bei den Sarkomen. Dies könnte dadurch bedingt sein, dass Sarkome in der Regel nur sehr wenig bis kein PD-1/PD-L1 exprimieren. Einige Subtypen der Sarkome jedoch zeigten ein Ansprechen im niedrigen Bereich.

Gegebenenfalls, so die Forscher, würden Patienten möglicherweise besser von Kombinationen aus anti-PD-L1- und anti-CTLA-4-Therapien profitieren. Die Studien hierzu laufen derzeit.

Fazit

Quelle:
Fortbildung "Sarkome: Diagnostik und Immuntherapie", Praxisrelevante Neuigkeiten und Studien (B. Kasper), Immuntherapie bei Sarkomen (D. Pink), DGHO-Kongress, 01.10.2018, Wien.