Zielgerichtete Therapien bei COPD und Asthma
In den letzten Jahren wurden neue Therapien bei Asthma und der COPD zugelassen. Sie ermöglichen eine zielgerichtete Behandlung. Welche neuen Möglichkeiten gibt es?
COPD und Asthma: das sollten Sie wissen:
- Hochdosierte Cortisontherapie ist mit erhöhtem Risiko für Nebenwirkungen verbunden.
- Gerade in den späteren Stadien der Asthmaerkrankung können Biologika die Symptomlast oder die benötigte Dosis an Cortisonen reduzieren.
- Individuelles Lipidmanagement ist nötig.
- Patienten sollten aktiv in die Therapie mit einbezogen werden.
Neue Behandlungspfade für Asthmatiker
In der Vergangenheit wurden Asthmatiker mit schweren Krankheitsverläufen häufig mit hochdosiertem Cortison behandelt, entweder inhalativ oder systemisch. In den letzten Jahren wurden einige Biologika zur Behandlung des Asthma bronchiale zugelassen, die verschiedene Angriffspunkte haben. Die meisten Betroffenen können entweder in die Gruppe der allergischen Asthmatiker oder die Gruppe der eosinophilen Asthmatiker eingeteilt werden, wobei jedoch Überschneidungen möglich sind. Dementsprechend gibt es auch verschiedene Behandlungsoptionen:
- Der Anti-IgE-Antikörper Omalizumab verlängert die Zeit bis zur Exazerbation, muss aber langfristig eingenommen werden, um seine Wirksamkeit beizubehalten.
- Anti-IL-5-Antikörper oder Anti-IL-5-Rezeptor-Antikörper wie Mepolizumab und Benralizumab verringern die Gesamtdosis an Cortison, welches Asthmatiker benötigen, um die Krankheit gut managen zu können, um bis zu 75% im Vergleich zu Placebo.
- Dupilumab ist eine Substanz, die gegen Anti-IL-4 und Anti-IL-13 gerichtet ist.
- Noch in der Zulassung befindlich ist der Anti-TSLP-Antikörper Tezepelumab, dessen protektive Wirkung nicht so sehr abhängig von der Eosinophilenzahl ist, wie dies bei beispielsweise Mepolizumab oder Benralizumab der Fall ist. Das heißt, dieser Wirkstoff wirkt auch bei niedriggradiger Eosinophilie.
- Zusätzlich wirken viele der Biologika auch bei Komorbiditäten wie atopischer Dermatitis oder chronischer Rhinosinusitis mit Polyposis nasi.
Da keine Studien vorliegen, die einem Wirkstoff eine Überlegenheit gegenüber den anderen bescheinigen, kann das Vorliegen von anderen Erkrankungen den Ausschlag für oder gegen die Entscheidung für ein bestimmtes Arzneimittel geben.
Optionen bei der COPD
Patientinnen und Patienten mit COPD neigen zu häufigen und schweren Komplikationen, die oftmals eine stationäre Aufnahme notwendig machen und mit erhöhter Mortalität verbunden sind. Die Behandlung der Erkrankung basiert demnach auf zwei Säulen: eine für diejenigen Erkrankten mit vorrangiger Dyspnoe und eine für Patienten mit häufigen Exazerbationen.
Für letztere kommt oft eine Triple-Therapie infrage. Dies ist eine Kombination von einem inhalierbaren Steroid, einem langwirksamen Beta-Agonisten sowie einem langwirkenden Anticholinergikum.
In großangelegten Studien wurde diese Dreifachkombination untersucht. Ergebnisse einer dieser Erhebungen wurde auf dem DGIM-Kongress nun vorgestellt:
- Über 8.000 Teilnehmer mit mindestens zwei Exazerbationen in der Vorgeschichte.
- Betroffene, die die Dreifachkombination erhielten, waren weniger häufig von Verschlechterungen betroffen als diejenigen, welche andere Arzneien zu sich nahmen.
- Die Mortalitätsrate konnte unter der Triple-Therapie gesenkt werden, insbesondere unter höheren Dosen des inhalierbaren Steroids. Dies gilt auch für kardiovaskulär bedingte Todesursachen.
- Es wird davon ausgegangen, dass eine Eosinophilie auch an der Entstehung von Atherosklerose und Thrombosen beteiligt ist.
Fazit für die Praxis
Es stehen immer mehr neue Behandlungspfade für Asthma und COPD zur Verfügung, die auf die Bedürfnisse der Betroffenen angepasst werden. So können zum Beispiel Patienten mit Eosinophilien zielgerichtet therapiert werden. In Studien haben sich die Arzneien als wirksam und vorteilhaft erwiesen.
Quelle:
Session: Grenzen überwinden: Neue Entwicklungen in der Pneumologie
Vogelmeier, Claus, Prof. Dr. med., Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Heinrich Curschmann Lecture: Obstruktive Atemwegserkrankungen – der Weg zur zielgerichteten Therapie, 128. Kongress der DGIM, 02.05.2022