Die Lipidapherese, bei der LDL-Cholesterin oder Lipoprotein(a) aus dem Blut gefiltert werden, wird schon sehr lange durchgeführt, wobei das Ziel der Behandlung die Senkung der verschiedenen Blutfettwerte ist.
Der Eingriff wird entweder wöchentlich oder zweiwöchentlich durchgeführt und ist ein venös-venöses Verfahren, was heißt, dass ein Shunt nicht möglich ist. Allerdings ist die Prozedur zeitintensiv und dauert bis zu drei Stunden.
Nach der Durchführung der Apheresen stellt sich ein neues Gleichgewicht der Lipidwerte ein. In Studien konnte belegt werden, dass die Apherese das LDL-Cholesterin und auch das Lipoprotein(a) um etwa 60% senkt.
Sowohl für das LDL-Cholesterin als auch das Lipoprotein(a) ist die Indikation zur Apherese über einen GBA-Beschluss geregelt. Bei Menschen mit LDL-Hypercholesterinämie kann sie nur bei homozygoter familiärer Hypercholesterinämie oder bei medikamentös nicht einstellbaren Werten zum Einsatz kommen. Durch die Entwicklung neuer Therapien trifft dieser Fall jedoch deutlich seltener ein als noch vor ein paar Jahren.
Patienten mit Lipoprotein(a)-Erhöhung können dann mit einer Apherese behandelt werden, wenn ihr Lp(a)-Wert über 60 mg/dl liegt und eine progrediente kardiovaskuläre Erkrankung, zum Beispiel KHK oder pAVK, vorliegt.
Bei Betroffenen mit homozygoter familiärer Hypercholesterinämie senkt die Apherese die LDL-Cholesterin-Level um zusätzlich etwa 37%. Hierbei ersetzt das Verfahren die Medikation nicht, sondern erfolgt begleitend. Die Lipidapherese gilt als sicher und gut verträglich und kann auch bei Kindern, Schwangeren und Multimorbiden angewendet werden.
Bevor Patienten sich dem Verfahren unterziehen, sollte jedoch die Diagnose mittels genetischer Untersuchung gesichert und zudem medikamentöse Therapiepfade beschritten werden. Hierbei kommen immer Statine zum Einsatz und, wenn sie gewünschte Effekte erreichen, auch Ezetimib und PCSK9-Inhibitoren.
Ähnlich wie beim LDL-Cholesterin erreicht die Apherese eine Senkung des Lp(a) um etwa 60%. In vielen Studien zeigte sich auch eine signifikant verringerte Frequenz von kardiovaskulären Ereignissen bei Apherese-Nutzern, jedoch müssen diese Zahlen mit Vorsicht genossen werden. Es handelt sich hier um retrospektive Analysen und keine RCTs.
Es gibt eine randomisierte und kontrollierte Studie. Dabei wurden in der Kontrollgruppe Schein-Apheresen durchgeführt und die Ergebnisse zeigten, dass die Lipidapherese dem Placebo in der Verbesserung der myokardialen Perfusionsreserve überlegen ist.
Die Lipidapherese ist effektiv und sicher in der Reduktion von LDL-Cholesterin und Lipoprotein(a) im Blut. Ihre Indikation wird durch die Entwicklung neuer Therapieoptionen immer weiter zurückgedrängt, dennoch kommt sie häufig bei Patienten mit homozygoter familiärer Hypercholesterinämie zum Einsatz. Die Kosten belaufen sich auf etwa 50.000 Euro pro Jahr.
Quelle:
Session: Grenzen der Lipidtherapie
Parhofer, Klaus, Prof. Dr. med., Klinikum der Universität München, Campus Großhadern, Lipidapherese, 128. Kongress der DGIM, 03.05.2022