Zu den wichtigsten Faktoren um ein gutes Outcome für Personen mit Herzinsuffizienz zu erreichen, zählt neben der optimalen Diagnostik und Therapie das körperliche Training. Denn durch Sport verbessert sich nachweislich die Lebensqualität, die Belastbarkeit und die Prognose der Erkrankten. Darüber hinaus wird die Zahl der Krankenhausaufenthalte reduziert. Doch Sport ist nicht gleich Sport.
Wie ein für die Zielgruppe effektives Training aussehen sollte, wurde in diversen Studien untersucht. So wurde z. B. in einer klinischen Forschungsarbeit an 180 Individuen mit diastolischer Herzinsuffizienz (HFpEF) der Effekt von zwei verschiedenen Sportprogrammen analysiert, an denen die Probanden 1 Jahr lang teilnahmen. Die eine Kohorte übte 5-mal wöchentlich über 40 min ein moderates Training aus (z. B. Spazierengehen). Die zweite Gruppe wurde zunächst 3 Monate lang hochintensivem Intervalltraining zugeführt (3-mal wöchentlich jeweils 40 min), gefolgt von 9 Monaten Heimtraining.
Die Ergebnisse der Forschungsarbeit sprechen für sich: In beiden Versuchsgruppen nahm die maximale Sauerstoffaufnahmekapazität deutlich zu. Allerdings ließ sich nur für die Kohorte, die am Intervalltraining teilnahm, eine Verbesserung der primär eingeschränkten diastolischen Funktion nachweisen.
Aber nicht nur Personen, die selbstständig im häuslichen Umfeld Sport treiben können, sollte zum körperlichen Training geraten werden. Auch Individuen, die aufgrund einer kardialen Dekompensation krankenhauspflichtig werden, können bereits während des stationären Aufenthalts an sportlichen Aktivitäten teilnehmen und hierdurch ihre Prognose optimieren. Im Rahmen der ambulanten Rehabilitation kann anschließend das Training fortgesetzt und intensiviert werden. Ergänzt durch Heim- und Krafttraining über einen Zeitraum von insgesamt 12 Wochen lassen sich durch dieses Konzept Balance, Laufgeschwindigkeit und Kraft der Betroffenen deutlich verbessern.
Inwieweit die Betroffenen von der körperlichen Aktivität profitieren, hängt großteils von der Art der Trainingseinheiten ab. Es ist ausschlaggebend, dass folgende Komponenten gefördert werden:
Der Schwerpunkt sollte nicht fälschlicherweise auf die Ausdauer gelegt werden. Dies ist zwar ein guter Ansatz zur Primärprävention kardiovaskulärer Erkrankungen, nicht aber für das Kollektiv der älteren und/oder gebrechlichen Personen mit Herzinsuffizienz. Hier sind die anderen Trainingsprinzipien bedeutsamer und dürfen keinesfalls vernachlässigt werden.
Um einen möglichst guten Effekt zu erzielen, ist ein langfristiges Trainingsprogramm notwendig, das mindestens 12 Monate dauern sollte. Des Weiteren ist besonders zu Beginn eine tägliche Sportroutine wichtig; nach einigen Monaten kann schließlich an 1 bis 2 Tagen pro Woche eine Trainingspause eingelegt werden.
Auch sollte in der ersten Woche mit einem wenig intensiven Sportkonzept begonnen werden, um die Betroffenen an die regelmäßige Ausübung heranzuführen; hiernach folgt in den nächsten Monaten die stufenweise Intensivierung und Ergänzung durch Kraft- und Intervalltraining. Letzteres darf durchaus kurzzeitig anstrengend sein.
Dass Sport und Bewegung gesund sind, ist nichts Neues. Diesen Benefit auch den Erkrankten aufzuzeigen, die an Herzschwäche leiden, kann zu einer deutlichen Verbesserung des Outcomes führen. Trotz hohem Alter oder Krankheitszustand ist körperliches Training bei Personen mit Herzinsuffizienz machbar und wirkt sich günstig auf die Prognose aus. Neben der Ermutigung der Erkrankten zum Sporttreiben steht die Beratung bezüglich eines optimalen Trainingskonzepts an erster Stelle.
Quelle:
Halle, Martin, Prof. Dr. med., Universitätsklinikum Klinikum rechts der Isar, Neue Optionen für Patienten mit Herzinsuffizienz, 88. Jahrestagung der DGK, Mannheim, 20.04.2022