Wenn die Beine nicht stillstehen: Herausforderung RLS

Eisen, Dopaminagonisten, Gleichstrombehandlung, Hydrotherapie - es mangelt nicht an Therapieoptionen für das Restless-Legs-Syndrom. Doch das individuell passende Behandlungskonzept für den einzelnen Patienten zu finden, ist eine echte Herausforderung.

Was ist das Restless-Legs-Syndrom?

RLS und seine Doppelgänger

Ein Bewegungsdrang der Beine in Ruhe, begleitet von Missempfindungen, ist ein deutliches Anzeichen für ein Restless-Legs-Syndrom. Bevor die Diagnose jedoch gestellt werden kann, sind andere mögliche Ursachen auszuschließen. Denn sogenannte Mimics, die ähnliche Symptome verursachen können, sind zahlreich beim RLS. So kann hinter einem starken Bewegungsdrang auch eine Akathisie, eine Depression oder ADHS stecken. Missempfindungen können auf Radikulopathien oder einen Dermatozoenwahn hindeuten. Beides zusammen kann auch Zeichen einer Claudicatio sein.

Wenn die knifflige Diagnose endlich steht, schließt sich die nächste Frage an: Ist eine Therapie indiziert? Und wenn ja, welche? Laut aktualisierter S2k-Leitlinie soll eine kontinuierliche medikamentöse Therapie so spät wie möglich begonnen werden. Ausschlaggebend ist stets die individuelle Beeinträchtigung von Lebens- und Schlafqualität. 

Medikamente niedrig dosieren

An erster Stelle steht die orale Eisensubstitution, sofern das Ferritin bei ≤ 75 μg/l liegt bzw. die Transferrinsättigung ≤ 20% beträgt. Wenn unter suffizienter Behandlung keine Besserung eintritt, sind Dopaminagonisten oder Gabapentin/Pregabalin Medikamente der ersten Wahl. Wichtig dabei: Die Dosierung sollte so niedrig wie möglich gewählt und die Therapie anhand klinischer Verlaufskontrollen regelmäßig evaluiert werden. Erst nach Ausreizen der domaninergen Therapie sind in der Zweitlinie Opioide wie Oxycodon/Naloxon retard vorgesehen.

Soweit das klassische Therapieschema. Daneben finden immer mehr nicht-medikamentöse Verfahren Einzug in die Behandlung des RLS, wobei es hier oft noch an qualitativ hochwertigen Studien mangelt. Ausreichend Evidenz für eine Leitlinien-Empfehlung besteht bereits für das Bewegungstraining, die Infrarot-Licht-Therapie sowie die transkutane spinale Gleichstromstimulation (tsDCS). Letztere zielt auf die spinale Übererregbarkeit beim RLS ab und kann eine signifikante Symptomlinderung bewirken. Zu Akupunktur und Hydrotherapie läuft aktuell eine Studie an der Charité in Berlin.

Stärkung von Selbstwirksamkeit und Wohlbefinden 

Methoden der komplementären und integrativen Therapie (KIM) sind beim Restless-Legs-Syndrom auch deshalb vielversprechend, weil das Krankheitsbild nicht nur körperliche Beschwerden verursacht. Komorbiditäten wie Angst und Depressionen sind häufig. Die Lebensqualität insgesamt kann erheblich beeinträchtigt sein. Umso wichtiger ist subjektives Wohlbefinden und die Erfahrung von Selbstwirksamkeit. 

Viele Patienten mit RLS greifen daher auf der Suche nach Linderung ihrer Beschwerden von sich aus auf KIM zurück. Bis zu 65% der Betroffenen wenden sie regelmäßig an. Die behandelnden Ärzte sollten sie hierin unterstützen und wirksame alternative Therapieoptionen aufzeigen.

Fazit für die Praxis

Das Restless-Legs-Syndrom ist für Patienten wie Behandler gleichermaßen herausfordernd. Die Therapie muss gemeinsam mit den Betroffenen sorgfältig abgewogen werden. Medikamente sollten sparsam, nicht-medikamentöse Verfahren evidenzbasiert eingesetzt werden.

DGN Kongress 2023: Neurodegenerative Erkrankungen im Fokus 

Der DGN-Kongress 2023 findet vom 8. bis zum 11. November im CityCube Berlin statt und legt den Fokus auf neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie stellt mit ihrem Programm die neurologischen Folgen einer alternden Gesellschaft in den Mittelpunkt. esanum berichtet vom DGN Kongress. Hier finden Sie die aktuelle Berichterstattung.

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