Durch einen regelrechten App-Dschungel haben sich die Referent:innen gearbeitet und sind zu der klaren Schlussfolgerung gekommen, dass die Hoffnungen in Apps und Tracker nicht zu hoch gesteckt werden sollte. Britta Wilms, Lübeck, referierte zur technischen Genauigkeit der zur Verfügung stehenden Tracking-Geräte wie etwa der Samsung Galaxy Watch 4 und dem Fitbit Charge 4.
Eine Metaanalyse von 2020 stellt dar, wie gut Activity Monitors den Energieverbrauch der User berechnen können. Verglichen wurde die Berechnung des Energieverbrauchs nach Goldstandard-Methode mit den Ergebnissen von Uhren und Geräten wie etwa Smart Watches.
Insgesamt flossen 64 Studien mit 1.946 Proband:innen ein. Sie hatten ein mittleres Alter von 35 Jahren (Range 20 bis 86 Jahre), einen mittleren BMI von 24,9 (Range 21,8 – 31,6). Adipöse fehlen in der Auswertung.
Das Ergebnis zeigte eine breite Streuung der Ergebnisse, und somit ein unübersichtliches Bild. Der Fitbit trifft die Ergebnisse im Mittel recht gut, aber auch mit zu großer Bandbreite. Das Fazit: nicht jeder Monitor passt für jeden Schlanken oder Übergewichtigen.
Erwartbar wäre eigentlich: je höher der Energieverbrauch, desto größer die gemessene Aktivität. Eine Studie zeigt jedoch genau das Gegenteil: Je adipöser eine Gruppe, desto höher der gemessene Gesamtenergieverbrauch. Diejenigen mit dem höchsten gemessenen Energieverbrauch hatten jedoch in Wahrheit die geringste Aktivität. Daraus ergibt sich eine Herausforderung für eine bessere individuelle Formelentwicklung.
Tom Ulmer, Rapperswil, untersuchte Apps zum Gewichtsmanagement. Seine Ausgangsfrage war: Was gibt’s, was braucht´s?
Food Tracking leiste eine ganze Menge: von der Erfassung der Nahrungsaufnahme, über die Definition von Gewichtszielen bis hin zur sozialen Interaktion zwecks Peer Group Support. Hinzu kommen Faktoren wie User Experience, Erinnerungen und Feedback, sowie die Integration eines Lebensmittelverzeichnisses. Der User kann auf Hintergrundinformationen zum Thema Gewichtsabnahme und Gewichtserhalt zugreifen und persönliche Analysen und Statistiken erhalten. Zum Erfassen der sportlichen Aktivität ist die Anbindung an Fitnesstracker möglich.
Tom Ulmer urteilt kritisch über die Apps, die derzeit zum Gewichtsmanagement zur Verfügung stehen. Sie bieten zu wenig Transparenz und machen häufig unglaubwürdige Versprechungen. Apps taugen allenfalls zur Unterstützung des persönlichen Coachings – so das Urteil des Referenten.
Schwierig gestaltet sich besonders die Suche nach der richtigen App. Welche Kriterien sollten angelegt werden? Hier es mangelt an Orientierungshilfen.
Die Orientierung am Preis kann nicht zum besten, bzw. geeigneten Produkt führen. Auch Downloadzahlen taugen nicht als Orientierung, sie sagen nichts über den Erfolg der Anwender aus. Wer daher auf Bewertungen und Kommentare zurückgreifen möchte, sitzt häufig Fake Reviews auf. Sie sind mittlerweile ein massives Problem der Branche. Immer häufiger haben Fake Reviews professionelle Qualität und sind kaum zu identifizieren. Fazit: Vertrauen in die Bewertungen ist nicht gerechtfertigt.
Wie entstehen diese Apps überhaupt? Der Referent berichtete, dass viele Apps ohne Experteninput entwickelt wurden. Die Qualität zu beurteilen ist schwierig, da es durch die Heterogenität der APPs große Hürden für Metastudien gibt. Daher liegen kaum Langzeitstudien vor. Es fehle vor allem eine Einigung auf EU-Ebene zu den Qualitätskriterien.
Quelle: Diabetes Herbsttagung 2021