Perspektiven verändern Krebs. Krebs verändert Perspektiven. Dieses Motto des diesjährigen 33. Deutschen Krebskongresses nahmen der geschäftsführende Gesundheitsminister Hermann Gröhe sowie Prof. Dr. med. Peter Albers, Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft, auf der Eröffnungsveranstaltung des Kongresses zum Anlass, über bereits erreichte Erfolge, aber ebenso über die drängenden Fragen im Bereich der Onkologie der Zukunft zu berichten.
"Forschung, Diagnostik und Therapie – mithilfe dieser drei Säulen ließen und lassen sich Perspektiven für Tumorpatienten schaffen", so Gröhe zum Einstieg seiner Eröffnungsrede beim 33. Deutschen Krebskongress 2018 in Berlin. In den vergangenen Jahren seien insgesamt über 650 Millionen Euro in die Forschung rund um die personalisierte Medizin geflossen, um Menschen mit Krebs ein Leben mit oder bestenfalls nach dem Krebs zu ermöglichen.
Der Fokus auf das Individuum wird zukünftig jedoch neue Herausforderungen an das Studiendesign für Zulassungsstudien, aber auch an die Zulassungskriterien für neue Medikamente stellen. Darüber hinaus müsse eine Balance gefunden werden zwischen der Nutzung der umfangreichen Patientendatensätze in der medizinischen Forschung und dem Datenschutz in der personalisierten Medizin.
"Big Data", so Gröhe, "erfordere neue Rahmenbedingungen, welche die Politik schaffen muss." Ziel müsse es dabei immer sein, einen schnellen Transfer von der Forschung in die Versorgung zu ermöglichen. Andererseits müssten aber ebenso Versorgungserfahrungen schnell in neue Forschungsansätze münden.
Darüber hinaus betonte der Minister, dass der Fokus zukünftig noch mehr auf die Begleiterscheinungen und Langzeitfolgen von Krebs gelegt werden sollte. Die psychoonkologische und psychosoziale Versorgung von Betroffenen und Angehörigen stehe dabei im Mittelpunkt.
Prof. Dr. med. Peter Albers, Urologe und Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft, führte in seinem Eröffnungsvortrag aus, dass immerhin jeder zweite Mann und jede zweite Frau in Deutschland im Leben an Krebs erkranken könnten. Dabei habe mittlerweile beim Mann auch das Prostatakarzinom den Darmkrebs in der Todesursachenstatistik abgelöst, auf Platz 1 liege weiterhin der Lungenkrebs.
Insgesamt betrachtet liegt Deutschland bei der Krebssterblichkeit im europäischen Mittelfeld. Albers führte als Grund dafür vor allem Strukturprobleme an. In internationalen Studien zeigte sich diesbezüglich, dass eine digitale Intervention bereits das Leben von Krebspatienten verlängern könnte. Nutzten die Betroffenen die E-Mail als Kontaktmöglichkeit, wenn Probleme oder Nebenwirkungen während einer Therapie auftraten, konnte das medizinische Personal sehr viel früher und schneller eingreifen.
Desweiteren sei die chirurgische Tumortherapie medial nicht wahrnehmbar, ganz im Gegenteil zu neuen Medikamenten oder auch zu den Immuntherapeutika als neue Hoffnungsträger in der Onkologie. Nicht zu vergessen sei jedoch, dass insbesondere auch die Tumorchirurgie nicht selten lebensverlängernd wirkt. Da Erfahrung und Expertise im Bereich der chirurgischen Krebsbehandlung einen deutlichen Einfluss auf Erfolgsraten haben, sprach sich Albers für die Einführung eines spezialisierten "Krebs-Chirurgen" in Deutschland aus.
Abschließend erklärte ebenso Prof. Albers, dass die Forschung zu den Langzeitfolgen der Chemotherapie weiter gestärkt werden müsse. "Nicht der Tumor, sondern die Therapie tötet", so Albers abschließend. Menschen, die eine Krebserkrankung überlebt haben, leiden unter den Spätfolgen der Therapien, was sie schließlich bis zu 10 Jahre ihrer Lebenszeit kosten würde.
Quelle:
Eröffnungsveranstaltung DKK 2018, Berlin, 21.02.2018.