Anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie startete auf dem DKOU ein frisches Format: der erste Science Slam in der Geschichte des DKOU. Leidenschaftlich und unterhaltsam pointiert präsentierten fünf Referenten ein Thema ihrer Wahl.
Die Teilnehmer der Session im Festsaal stimmten anschließend mit ihrem Applaus über den Sieger ab. Eine hochkarätige Jury nominierte den Sieger. Der erste Preis war mit 1.000 Euro dotiert – und am Ende gab es große Einigkeit, dieses spannende Format beim nächsten DKOU weiter zu führen.
Die Themen der jungen Ärzte waren vielfältig, querbeet aus der Chirurgie und Unfallchirurgie gewählt.
Als eindeutiger Sieger ging Dr. Jonas Schmalzl von der St. Vincentius Klinik Karlsruhe aus dem Science Slam hervor. Sein Thema: die Schulterchirurgie – speziell die Rotatorenmanschette. Und das ist kein Randthema. Die Prävalenz der Rotatorenmanschettenruptur liegt bei ca. 23% der Gesamtbevölkerung und bei 80jährigen bei 60%. Allerdings seien nur 50% davon klinisch symptomatisch.
Im Verlauf kommt es bei älteren Rupturen zum Phänomen der fettigen Degeneration. Der Muskel atrophiert und baut Fett ein.
Man könne die Diagnostik mit allen fünf Sinnen durchführen, erklärt Dr. Schmalzl sehr unterhaltsam. Zunächst mit dem Tastsinn, der unzählige Varianten kennt. Dann der Hörsinn – man könne diese Rupturen tatsächlich hören. Selbst der Geruchssinn kann eine Rolle spielen, zumindest wenn es sich um die Indikationsstellung bei Rauchern oder Diabetikern handelt – denn es gibt zahlreiche Studien, die legen, dass diese eine erhöhte Komplikationsrate aufweisen. Eine untergeordnete Rolle kommt dem Geschmackssinn zu. Allerdings könne der Arzt, der den ganzen Tag keine Zeit zum Essen hatte, auch an sein Leibgericht denken: Das Schäufele – die Rotatorenmanschette des Schweins, ein typisch fränkisches Gericht. Der wichtigste Sinn ist natürlich der Sehsinn: Zur Visualisierung einer Rotatorenmanschettenruptur gibt es zum einen den Ultraschall und als Goldstandard das MRT.
Der Referent macht hier einen Ausflug über die Leber und die Verfettung der Leber. Denn in Relation zu diesem Thema kam ihm und seinem Kollegen Dr. Gilbert eine Idee: Zur Quantifizierung der Leberverfettung verwenden die Viszeralchirurgen den Fibroscan. Da die Rotatorenmanschette ebenfalls verfettet, dachten sich die beiden, könne man doch das Verfahren auch hier ausprobieren. Sie nutzten hierfür ein Elastographie-Gerät. Dieses ist in der Lage, so genannte Scherwellen, die beim Auftreffen der Ultraschallwellen auf das Gewebe entstehen, zu detektieren und deren Geschwindigkeit zu messen. Anhand dessen wirft das Gerät eine Farbcodierung aus, hinter der reelle Scherwellen-Geschwindigkeitswerte liegen, woraus man Rückschlüsse auf die Gewebequalität ziehen kann.
Dieses Modell wurde an 42 Patienten, davon zehn schultergesunde Probanden, eingesetzt, und das Ganze wurde dann mit einem experimentellen spektroskopischen Schulter-MRT verglichen. Dr. Schmalzl kann verkünden: Wir haben eine sehr gute Korrelation gesehen – und zwar mit einem Pearson Korrelationskoeffizienten von 0,82. Nun sei zu hoffen, dass dieses Vorgehen in Zukunft Eingang in die Klinik findet, weil das Verfahren hervorragende Möglichkeiten bietet, zum Beispiel auch postoperativ den Erfolg der Rotatorenmanschettenrekonstruktion nachzuverfolgen.
Weitere Möglichkeiten der Anwendung sieht Dr. Schmalzl beispielsweise
Quelle: DKOU Science Slam, 24. 10. 201