Neue Medikamente zur Behandlung von chronischen Allergien

Die Fortschritte in der Allergieforschung präsentieren eine Vielzahl neuer Therapieoptionen für chronische allergische Erkrankungen. Ein Blick auf innovative Ansätze und vielversprechende Entwicklungen.

Neue Horizonte in der Allergieforschung

Die Erforschung möglicher Behandlungsmethoden für chronische allergische Erkrankungen führt zu vielen neuen aktuellen und zukünftigen Therapieoptionen.1 Prof. Peter Schmid-Grendelmeier (Universitätsspital Zürich, Schweiz) vermittelte beim EADV-Kongress 2023 einen Überblick über die derzeitige Situation bei verschiedenen Erkrankungen, darunter Asthma, atopische Dermatitis (AD), eosinophile Ösophagitis (EOE), Nahrungsmittelallergie und chronische Rhinosinusitis mit Nasenpolypen (CRSwNP). "All dies geht mit der so genannten Typ-2-Entzündung einher, die hauptsächlich durch verschiedene Schlüsselzytokine wie IL-4, IL-13 und IL-5 gefördert wird", informierte Prof. Schmid-Grendelmeier und fügte hinzu, dass neben den Allergenen auch andere Aspekte als Trigger infrage kommen.

Innovative Therapieoptionen für Atopische Dermatitis

Was die Biologika bei Neurodermitis betrifft, so ist der IL-4/IL-13-Inhibitor Dupilumab bereits seit mehreren Jahren zugelassen. Die alleinige IL-13-Hemmung ist das Wirkprinzip von Lebrikizumab und Tralokinumab, wobei letzteres seit 2021 von der EMA zugelassen ist.2 "Wir haben andere Moleküle wie IL-31, das bereits von Nemolizumab zur Juckreizlinderung angesprochen wird, oder wie thymisches stromales Lymphopoietin, das bereits bei Asthma eingesetzt wird; es kommen also immer noch neue Medikamente hinzu", erläuterte Prof. Schmid-Grendelmeier.1 

JAK-Inhibitoren: Eine Revolution in der Allergietherapie

Natürlich sind orale JAK-Inhibitoren eine weitere Klasse von Arzneimitteln für Alzheimer und andere allergische Erkrankungen, die im Kommen sind. 

Zu den im Oktober 2023 in der Schweiz zugelassenen Therapieoptionen für AD gehören drei JAK-Inhibitoren (Baricitinib, Upadacitinib, Abrocitinib) und drei Biologika (Dupilumab, Tralokinumab und das einzige von der EMA zugelassene Nemolizumab). Diese neuen Wirkstoffe sind auch in den Stufenplan der neuen Leitlinien aufgenommen worden.3 Ein weiterer derzeit untersuchter Wirkstoff ist ein Anti-OX40-Antikörper, der die T-Zell-vermittelte Immunität beeinflusst. "Vielleicht können wir mit diesen neuen Medikamenten sogar krankheitsmodifizierende Aspekte oder Komorbiditäten angehen", gab Prof. Schmid-Grendelmeier einen positiven Ausblick auf zukünftige AD-Therapien.

Zu den Biologika zur Behandlung von Asthma gehören Omalizumab, Mepolizumab, Benralizumab und Dupilumab; alle mit unterschiedlichen Wirkmechanismen: Anti-IgE, Anti-IL-5, Anti-IL-5-Rezeptor bzw. Anti-IL-4/13. "Die Kosten sind hoch, so dass diese Medikamente für sehr schwere Formen reserviert sind, aber für diese Patienten können sie wirklich einen Wendepunkt darstellen", so Prof. Schmid-Grendelmeier.

Biologika und ihre Vielfalt in der Asthmabehandlung

CRSwNP darf in seiner Belastung für die betroffenen Patienten nicht unterschätzt werden, die zusätzlich oft unter z.B. komorbidem Asthma und allergischer Rhinitis leiden.1,4 

In einer Übersichtsarbeit wurde festgestellt, dass die neuen Optionen Omalizumab, Mepolizumab und Dupilumab, aber auch die klassische Behandlung mit Aspirin-Desensibilisierung, die Lebensqualität verbesserten und die Wahrscheinlichkeit eines chirurgischen Eingriffs im Vergleich zu Placebo in unterschiedlichem Maße verringerten, wobei Dupilumab die günstigsten Ergebnisse zeigte.1,5 In Phase 3 erreichten 46% der Patienten ein klinisch wichtiges Ansprechen mit einer Verbesserung des Nasenpolypen-Scores um ≥2 Punkte.6 Osteoprotegerin wurde als möglicher Prädiktor für den Behandlungserfolg mit Dupilumab bei Patienten mit Nasenpolypen identifiziert.7

Arzneimittelbedingte Eosinophilie: Neue Wege in der Behandlung

"Eine weitere von uns untersuchte Erkrankung ist die arzneimittelbedingte Eosinophilie mit systemischen Symptomen (DRESS)", informierte Prof. Schmid-Grendelmeier und erläuterte, dass dieses arzneimittelinduzierte Syndrom aufgrund extrem hoher Eosinophilenzahlen lebensbedrohlich sein kann. Unter den verursachenden Medikamentenklassen sind Antikonvulsiva und Sulfonamide die häufigsten.8 Neben den klassisch eingesetzten systemischen Kortikosteroiden sind Cyclosporin und Anti-IL-5-Mittel vielversprechend.1,8,9

Personalisierte Immuntherapie: Fortschritte und vielversprechende Ansätze

Prof. Schmid-Grendelmeier betonte, dass die personalisierte Immuntherapie eine sehr wichtige Rolle bei der Behandlung von Inhalationsallergien vom Soforttyp und Insektengiftallergien spielt. "Neben der subkutanen und der sublingualen Immuntherapie, die beide etabliert sind, haben wir die orale Immuntherapie, epikutane Ansätze zum Beispiel für Erdnüsse bei Kindern, und wir haben den Ansatz über die Lymphknoten", zählte Prof. Schmid-Grendelmeier auf. Für die Lymphknotenanwendung der Immuntherapie wird derzeit am Universitätsspital Zürich eine Studie durchgeführt. Die ersten Ergebnisse seien vielversprechend, da nur drei Injektionen, 10% des Allergens und wenige lokale Reaktionen benötigt würden. Ein weiterer neuartiger Ansatz ist die Verwendung von künstlich hergestellten virusähnlichen Erdnusspartikeln als Impfung gegen Erdnussallergie, die in Phase 2 mit ermutigenden Ergebnissen getestet wurde.10
 

Quelle:
 
  1. Schmid-Grendelmeier P. New drugs for chronic allergic diseases. D2T05.1C, EADV Congress 2023, 11-14 October, Berlin, Germany.
  2. Bieber T. Nat Rev Drug Discov. 2022;21:21-40. 
  3. Wollenberg A, et al. EuroGuiDerm Guideline on Atopic Eczema. Version 2.1, December 2022.
  4. Schleimer RP. Annu Rev Pathol. 2017:12:331-357.
  5. Oykhman P, et al. J Allergy Clin Immunol. 2022;149:1286-95.
  6. Bachert C, et al. Lancet. 2019;394:1638-50.
  7. Soyka AM, et al. Allergy. 2023;78:1036-1046.
  8. Kridin K, et al. J Eur Acad Dermatol Venereol. 2023;37:753-762.
  9. Schmid-Grendelmeier P, et al. J Allergy Clin Immunol Pract. 2021;9:481-83.
  10. Storni F, et al. J Allergy Clin Immunol. 2020;145:1240-53.

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