Das Legen eines Stents gehört zu den Routineaufgaben von Urologinnen und Urologen weltweit. Die Verantwortung, diesen Stent später auch wieder zu entfernen, ruht ebenfalls auf ihren Schultern. Etwa 13% der Stents wird statistisch betrachtet jedoch vergessen – mit weitreichenden Folgen nicht allein nur für die PatientInnen.
Eine 32-jährige albanische Frau, die kein Deutsch spricht, muss sich einem Notfall-Kaiserschnitt unterziehen. Unter der Prozedur kommt es zu einer rechtsseitigen Verletzung des Ureters, sodass eine UrologIn zurate gezogen wird. Die junge Frau bekommt einen JJ-Stent.
Vier, sechs und acht Monate nach der Geburt durchlebt die Patientin wiederkehrende UTI. Nach dem 8. Monat fällt zudem erstmals eine Hämaturie auf. Da die Frau zusätzlich Symptome einer konstanten Blasenbeteiligung zeigt und zudem über Schmerzen klagt, wird sie erneut an die Urologie verwiesen.
Bei der weiteren Untersuchung wird schließlich der eingangs gelegte, dann jedoch vergessene Stent entdeckt. Mittlerweile zeigt gerade der obere Bereich in der Bildgebung deutliche Inkrustationen. Diese verhindern, dass der Stent mit einem Operationsgang entfernt werden kann. Die Patientin erhält stattdessen zuerst eine Stoßwellenlithotripsie, um die Inkrustationen zu lösen. Vierzehn Monate nach der Geburt entfernen die UrologInnen schließlich den vergessenen Stent.
Bis dahin litt die junge Frau allerdings unter konstanten Schmerzen, wiederkehrenden UTI und musste sich zwei Operationen sowie vorausgehend drei Lithotripsien unterziehen. Da diese Zeit für sie sehr stressig war, konnte sie nach eigener Aussage keine gute Verbindung zu ihrem Kind aufbauen, weshalb dieses nun zusätzlich Verhaltensstörungen aufweise.
Ein solcher Fall kann sehr schnell die Gerichte beschäftigen und den behandelnden Arzt oder die Ärztin in Bedrängnis bringen. Ein vergessener Stent und seine Folgen sind keine Lappalie. Es bestehen konkrete Gesundheitsrisiken, weshalb ein vergessener Stent Ihnen schnell als Kunstfehler ausgelegt werden kann.
Etwa 13% der gelegten Stents werden nach Abschluss des Eingriffs vergessen. Zehn von diesen dreizehn Stents jedoch verkrusten mit der Zeit, sodass sie früher oder später symptomatisch werden. Ein besonders hohes Risiko für Inkrustationen am Stent haben PatientInnen mit vorausgegangenen Steinleiden, UTI sowie Schwangere.
Stents mit bereits bestehenden Inkrustationen sind zudem meist nicht ohne mindestens zwei Operationen zu entfernen. Einer von neunzehn vergessenen Stents endet für die betreffenden PatientInnen sogar tödlich.
Generell gilt, und das insbesondere vor Gericht, dass jeder Urologe / jede Urologin, die einen Stent gelegt hat, dafür Sorge trägt, dass dieser auch nach der entsprechenden Zeit entfernt wird. Dies schließt in der Regel eine aktive Kontaktaufnahme zu PatientInnen oder nach- bzw. mitbehandelnde ÄrztInnen ein.
Cave: Entfernen Sie immer einen Stent, den Sie selbst zuvor gelegt haben!
Aufgrund des gesundheitlichen Risikos für die PatientInnen bietet es sich an, ein verlässliches Standardprogramm einzuführen, mit dem sichergestellt wird, dass kein Stent vergessen wird.
Die folgenden Möglichkeiten bieten sich hierfür beispielsweise in der Praxis:
Darüber hinaus ist es recht einfach und schnell umsetzbar, mit den PatientInnen schon kurz nach dem Legen eines Stents, einen Termin zu dessen Entfernung auszumachen.
Quelle:
Plenary Session 2 "Nightmare Session: Stones", EAU 2019, Barcelona