Therapeutische Heparin-Dosierung kommt COVID-19-Patient:innen im Krankenhaus zugute

Die Thromboseprophylaxe mit einer therapeutischen Heparindosis verringerte das Risiko schwerer thromboembolischer Ereignisse bei hospitalisierten COVID-19-Patient:innen im Vergleich zur Standardtherapie erheblich.

Nutzen nur bei Patient:innen beobachtet, die nicht auf der Intensivstation behandelt werden mussten

Die Thromboseprophylaxe mit einer therapeutischen Heparindosis verringerte das Risiko schwerer thromboembolischer Ereignisse bei hospitalisierten COVID-19-Patient:innen im Vergleich zur Standardtherapie in der HEP-COVID-Studie signifikant. Dieser Vorteil wurde nur bei Patient:innen beobachtet, die nicht auf der Intensivstation behandelt werden mussten.1

Die HEP-COVID-Studie (NCT04401293) wurde konzipiert, um die optimale Thromboseprophylaxe bei hospitalisierten Hochrisikopatient:innen mit COVID-19 zu untersuchen. An der Studie nahmen 253 erwachsene Patient:innen teil, die mit einer COVID-19 Erkrankung ins Krankenhaus eingeliefert wurden und Sauerstoffzufuhr benötigten, und die entweder einen D-Dimer-Wert von 4x der oberen Normgrenze oder einen SIC-Score (sepsisinduzierte Koagulopathie) von ≥4 hatten. Sie wurden nach dem Zufallsprinzip in zwei Untergruppen eingeteilt, die auf der Intensivstation und außerhalb der Intensivstation behandelt wurden und erhielten über 10+4 Tage oder bis zur Entlassung subkutanes Enoxaparin 1mg/kg zweimal täglich oder Standardtherapie / Heparin in mittlerer Dosis (SOC-Gruppe).

Vor der Entlassung wurde ein Kompressionsultraschall der unteren Extremitäten durchgeführt. Der primäre zusammengesetzte Wirksamkeitsendpunkt bestand aus venösen Thromboembolien (VTE), arteriellen thromboembolischen Ereignissen (ATE) und der Gesamtmortalität nach 30 Tagen. Der wichtigste Sicherheitsendpunkt waren schwere Blutungen.

Das Durchschnittsalter der modifizierten Intention-to-treat-Population betrug 66 Jahre. Über 50% der Teilnehmer:innen waren Männer und der mittlere Body-Mass-Index lag bei 30 kg/m2. Zu den häufigsten VTE-Risikofaktoren gehörten eine VTE in der Vorgeschichte oder Krebs. Der mittlere SIC-Score betrug in beiden Gruppen 2,3 und der D-Dimer-Wert in der Enoxaparin-Gruppe 3.837 ng/ml gegenüber 3.183 ng/ml in der SOC-Gruppe. Etwa ein Drittel der Studienteilnehmer:innen musste auf der Intensivstation behandelt werden und die durchschnittliche Dauer der stationären Behandlung betrug fast 12 Tage.

Das Auftreten schwerer Blutungen war statistisch nicht signifikant

Die Ergebnisse zeigten ein relatives Risiko (RR) von 0,68 (95% CI 0,49-0,96; P=0,0273) für das primäre zusammengesetzte Wirksamkeitsergebnis mit einer absoluten Risikoreduktion von 13,2 zugunsten von Enoxaparin. Betrachtet man die Strata ICU (Intensivstation) und Nicht-ICU, so wurde der Effekt von der Nicht-ICU-Gruppe mit einem RR von 0,46 (95% CI 0,27-0,81; P=0,0042) bestimmt, während er in der ICU-Stratum keine Bedeutung hatte (RR 0,92; 95% CI 0,62-1,39). Die Komponenten VTE+ATE ergaben ebenfalls eine signifikante Risikoreduktion von 63% (P=0,0003), aber die Gesamtmortalität zeigte nur einen numerischen Unterschied zwischen den Gruppen.

"Das wichtigste Sicherheitsresultat, schwere Blutungen, trat bei 2 Patient:innen in der Gruppe mit der Standarddosis und bei 6 Patient:innen in der Gruppe mit der therapeutischen Dosis mit einer Häufigkeit von 1,6% bzw. 4,7% auf und war statistisch nicht signifikant", sagte Prof. Alex Spyropoulos (Northwell Health, NY, USA). Zusammenfassend betonte er, dass diese Studie die erste sei, die die Überlegenheit einer therapeutischen Dosis von niedermolekularem Heparin gegenüber der Thromboseprophylaxe nach SOC (standard of care, Behandlungsstandard) beweise, ohne dass es bei den COVID-19-Patient:innen zu größeren Blutungen komme.

Referenz:
1. Spyropoulos AC. The HEP-COVID Trial. Latest Science in COVID-19, ESC Congress 2021, 27–30 August.