- Session: Precision medicine in GI cancer. ESMO GI Congress 2024, 28.06., 11:15 h/ Rodrigo Dienstmann (Barcelona, Spain).
Bei der Behandlung von gastrointestinalen (GI) Malignomen spielen verschiedene Biomarker-Tools eine entscheidende Rolle. Genomische Tests, insbesondere Multigen-Assays, sind wichtig für die Diagnose biliärer, pankreatischer und kolorektaler Krebsarten. Die Immunhistochemie, wie beispielsweise die Untersuchung von HER2-Amplifikationen und PD-L1-Expressionen, trägt ebenfalls zur Identifizierung potenzieller Therapieansätze bei. Mismatch-Repair-Defizienz (dMMR), Mikrosatelliteninstabilität (MSI) und Epstein-Barr-Virus (EBV)-Positivität, erweitern das Spektrum der verfügbaren Diagnosetools.
Für kolorektale Karzinome existieren zahlreiche bekannte Biomarker, die für die Entwicklung und Anwendung gezielter Therapien genutzt werden. Ein bedeutender Biomarker für die Anwendung von Immuntherapien ist MSI/dMMR. Im Vergleich zu anderen GI-Malignomen haben gastrische und hepatozelluläre Karzinome weniger bekannte genetische Biomarker. Nur Tumore mit hoher Tumormutationslast (TMB) sind häufiger therapierbar. Ein aufkommender Biomarker für Immuntherapien bei Magenkrebs ist die EBV-Positivität. Weitere neue Biomarker, die vielversprechend für die Entwicklung zukünftiger Therapien sind, umfassen FGFR2b und CLDN18.2.
Neue Technologien ermöglichen eine detaillierte Analyse der Proteinexpression in Tumorgewebe. Antikörper-Wirkstoff-Konjugate kombinieren zielgerichtete Antikörper mit zytotoxischen Wirkstoffen, was zu einer effektiveren Behandlung führt. Quantitative und Multiplex-Assays erlauben die gleichzeitige Messung mehrerer Biomarker, was eine umfassendere Analyse ermöglicht. Immuntherapie-bezogene Biomarker wie die digitale Pathologie und räumliche Zellphänotypisierung sind ebenfalls vielversprechende Ansätze.
Die digitale Pathologie, kombiniert mit künstlicher Intelligenz, eröffnet neue Möglichkeiten für die Analyse und Interpretation von Gewebeproben. Ein Beispiel für die virtuelle Repräsentation von Genexpressionssignaturen sei die Atezolizumab-Bevacizumab- Response-Signatur (ABRS). Durch diese Technologie können präzise Einblicke in die Tumorbiologie geboten werden. Diese Signaturen werden dann in histologische Schnitte übertragen und in unabhängigen Kohorten validiert. Weitere Beispiele sind quantitative Assays zur Bestimmung der ERBB2-Expression und der Bereich der Metagenomik, welche neue Möglichkeiten zur Modulation des Darmmikrobioms bieten könnte.
Die digitale Pathologie, gekoppelt mit künstlicher Intelligenz, könnte es ermöglichen, dass quantifizierbare und reproduzierbare Gewebebiomarker in die klinische Praxis integriert werden. Die Phänotypisierung und räumliche Verteilung von Tumorzellen und ihrem Mikroumfeld mithilfe von Multiplex-Assays wird die Entwicklung immuntherapeutischer Ansätze vorantreiben. Schließlich bieten quantitative Assays zur Bestimmung von Krebszellzielen vielversprechende Werkzeuge für die Entwicklung von Antikörpern und Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten.