Effiziente Behandlung von Zyklusstörungen: Lösungsansätze für Gynäkologen

Welche modernen Diagnose- und Therapiemethoden verbessern die Behandlung von Zyklusstörungen und PCOS in der gynäkologischen Praxis? PD Dr. Dolores Foth teilt Einblicke in den effektiven Einsatz von hormonellen Markern und Ultraschall.

Interview mit PD Dr. Dolores Foth

esanum: Frau Dr. Foth, könnten Sie uns die wesentlichen endokrinologischen Mechanismen im weiblichen Zyklus erläutern, die bei der Diagnose von Zyklusstörungen besonders berücksichtigt werden sollten? Welche Rolle spielen hormonelle Marker in der diagnostischen Praxis?

PD Dr. Dolores Foth: Es ist fundamental, den physiologischen Zyklus einer Frau zu verstehen. Ein normaler Zyklus liegt zwischen 21 und 35 Tagen. Schwankungen von bis zu 5 Tagen zwischen verschiedenen Zyklen sind normal. Frauen mit solchen regelmäßigen Zyklen haben in der Regel keine hormonellen Ursachen, die zu einem Ausbleiben der Schwangerschaft führen könnten, sodass normalerweise keine weiterführende endokrinologische Diagnostik notwendig ist. Wenn es jedoch darum geht, den Eisprung zu überprüfen, kann man in der zweiten Zyklushälfte das Progesteron bestimmen, um den Eisprung nachzuweisen.

esanum: Welche diagnostischen Verfahren sind aktuell besonders effektiv für die Abklärung von Zyklusstörungen und Infertilität? Gibt es spezifische Tests oder Bildgebungsverfahren, die Sie in der Praxis bevorzugen?

PD Dr. Dolores Foth: Diagnostik sollte individuell auf die Patientin abgestimmt werden. Bei verlängerten Zyklen über 35 Tage führen wir initial eine endokrinologische Untersuchung zwischen dem dritten und fünften Zyklustag durch. Dabei werden Estradiol, die Gonadotropine FSH und LH sowie, je nach Fragestellung, auch Androgene untersucht. In der Zyklusmitte lassen sich Estradiol und LH bestimmen, um den Eisprung nachzuweisen. Der vaginale Ultraschall ist essenziell in der gynäkologischen Praxis, um sowohl das Endometrium als auch das Follikelwachstum zu überwachen. Er erlaubt es, in der ersten Zyklushälfte den dominanten Follikel zu identifizieren und zu überprüfen, ob das Endometrium eine Mindesthöhe von acht Millimetern erreicht. Damit sind die Hauptuntersuchungsmethoden bei der Abklärung von Zyklusstörungen und einem unerfüllten Kinderwunsch die endokrinologische Diagnostik und der vaginale Ultraschall.

esanum: Gibt es bestimmte Symptome oder Krankheitsbilder, die auf spezifische Ursachen hinweisen?

PD Dr. Dolores Foth: Zu den wichtigsten Symptomen zählen verlängerte Zyklen wie bei Oligomenorrhöen und dem vollständigen Ausbleiben der Regelblutung bei sekundärer Amenorrhoe. Neben der Zyklusanamnese ist das klinische Erscheinungsbild von großer Bedeutung. Ein häufiges Krankheitsbild ist das Polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS), welches sich klinisch oft durch verlängerte Zyklen und Hyperandrogenismus zeigt. Zeichen hierfür können Hirsutismus und Akne sein, die nach dem Absetzen hormoneller Kontrazeptiva auftauchen oder bereits bestehen. Es ist wichtig, auf klinische Anzeichen erhöhter männlicher Hormone zu achten, da diese auf das häufige PCOS hinweisen können.

esanum: Welche hormonellen Therapieoptionen stehen derzeit bei der Behandlung von Zyklusstörungen und Infertilität im Vordergrund?

PD Dr. Dolores Foth: Es gibt derzeit keine gänzlich neuen Therapieoptionen. Die klassischen hormonellen Stimulationsverfahren, insbesondere mit Clomiphen, sind nach wie vor weit verbreitet und erfolgreich. Eine weitere Option ist Letrozol, ein Aromatasehemmer, das ursprünglich in der Brustkrebstherapie eingesetzt wurde und auch zur Ovulationsinduktion verwendet werden kann. Obwohl Letrozol in Deutschland offiziell nicht zur Kinderwunschbehandlung zugelassen ist, wird es von internationalen Leitlinien aufgrund seiner Effektivität als Präparat der ersten Wahl empfohlen. Es zeigt sich ähnlich erfolgreich wie Clomiphen, hat aber den Vorteil einer geringeren Mehrlingsrate.

esanum: Welche Herausforderungen sehen Sie in der Anwendung dieser Diagnostik- und Therapieansätze im Alltag? Wie kann die Kommunikation mit Patientinnen verbessert werden?

PD Dr. Dolores Foth: Eine der größten Herausforderungen ist die zeitintensive Beratung und Aufklärung der Patienten, insbesondere bei unerfülltem Kinderwunsch. Es ist unerlässlich, Frauen darüber aufzuklären, dass das Alter ein entscheidender Faktor für die Fruchtbarkeit ist. Frauen sollten ihren Kinderwunsch nicht zu lange hinauszögern, da die Chancen auf eine erfolgreiche Schwangerschaft mit zunehmendem Alter sinken, vor allem ab 35 Jahren. Wichtig ist, dass Paare bereits nach einem Jahr erfolgloser Versuche, schwanger zu werden, fachkundigen Rat suchen. Hier müssen wir die Patientinnen umfassend über den diagnostischen Prozess und die Therapieoptionen informieren.

esanum: Gibt es noch ein Thema, das Sie gerne ansprechen möchten?

PD Dr. Dolores Foth: Ein wichtiger Punkt ist die Aufklärung über die sinkende Fruchtbarkeit mit dem Alter. Frauen müssen sich bewusst sein, dass ihre Schwangerschaftswahrscheinlichkeit schon ab dem 35. Lebensjahr abnimmt und jenseits der 40 minimal ist. Für Frauen, die ihren Kinderwunsch aus persönlichen oder partnerschaftlichen Gründen verschieben, stellt Social Freezing eine Möglichkeit dar, Eizellen zu konservieren. Dieser Schritt sollte sinnvollerweise vor dem 35. Lebensjahr in Betracht gezogen werden.

esanum: Wenn eine Frau über 35 Social Freezing in Erwägung zieht, wäre das noch empfehlenswert?

PD Dr. Dolores Foth: Social Freezing ist auch nach dem 35. Lebensjahr möglich. Wichtig ist jedoch, sich bewusst zu sein, dass mehr Eizellen notwendig sind, um die späteren Chancen auf eine Schwangerschaft zu erhöhen. Das bedeutet, dass häufiger Stimulationen für die Entnahme durchgeführt werden müssen, was die Kosten erhöht. Dennoch bleibt es eine praktikable Option.

Wer ist PD Dr. Dolores Foth?

PD Dr. Dolores Foth, Expertin für Gynäkologie, Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, ist Chefärztin am MVZ PAN Institut Köln und leitet das Klinische Endometriosezentrum.