Hidradenitis suppurativa: Wann operieren, wann nicht?

Die Hidradenitis suppurativa tritt meist nach der Pubertät auf und kommt bei Frauen häufiger vor. Schmerzhafte Tunnelgänge, Knoten und Fisteln an Achseln und Genitalbereich prägen das Krankheitsbild. Wie läuft die Behandlung ab?

HS klassifizieren: Entzündung oder Gewebeschaden? 

Die Ausprägung der Hidradenitis suppurativa (HS) hat viele Gesichter; man geht davon aus, dass ca. 1% der europäischen Bevölkerung von der HS betroffen ist. HS tritt in den meisten Fällen nach der Pubertät auf, wobei Frauen bis zu 3-mal häufiger betroffen sind als Männer. Patienten entwickeln schmerzhafte, entzündete Knoten oder Abszesse, Sinustrakte und Fisteln, wobei der Krankheitsverlauf chronisch und rezidivierend ist. Zunächst ist zu klassifizieren, ob bei Betroffenen die Entzündung der Follikel oder der Gewebeschaden überwiegt. Denn abhängig davon sind unterschiedliche Therapien einzuleiten, die Frage lautet: "Was wollen wir als treated target angreifen?", so Prof. Dr. Falk Bechara, Leitender Oberarzt Dermatologie am Universitätsklinikum der Ruhr Universität Münster. Außerdem sollte die Erwartungshaltung der Patienten hinsichtlich der Behandlung im Vorfeld abgesprochen werden. Erschwerend kommt hinzu, dass die durchschnittliche Zeit bis zur Diagnose mehr als 7 Jahre beträgt, zumeist komplexen oder suboptimalen Überweisungswegen vor einem Facharztbesuch geschuldet. In diesem Zeitraum ist die Krankheit bei den meisten Betroffenen schon mittelschwer bis schwer fortgeschritten. 

Die meisten Patienten mit schwerer HS erhalten bisher keine Biologika. Diejenigen, die sie erhalten, müssen im Regelfall drei oder mehr Jahre nach der Diagnosestellung warten. Und das, obwohl die Evidenzlage für den Antibiotikaeinsatz begrenzt ist. Biologika wie Bimekizumab hingegen können bereits in Woche 16 zu einer starken Entzündungsreduktion führen und für ein Anhaltendes Ansprechen bis Woche 48 sorgen, so Bechara in Bezug auf die Studien BE HEARD I und BE HEARD II (https://doi.org/10.1016/S0140-6736(24)00101-6). 

Operation: ja oder nein? 

Dr. Sarah Hobelsberger, Oberärztin und Leiterin der Station DER-S2 und Bildgebende Dermatologische Diagnostik (Imaging) am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus in Dresden, berichtet über ihre Erfahrung mit der operativen Entfernung der HS. Dabei gibt es drei verschiedene Methoden (lokale Exzision, gewebeschonende Exzision mit elektrochirurgischem Peeling, radikale Exzision), je nach Schweregrad der Krankheit. Für eine Operation spricht die Spaltung akuter Abszesse sowie das Vorhandensein irreversibler struktureller Veränderungen der Haut (schwere Gewebedekkonstruktionenn, Fisteln, kontrakte oder ziehharmonikaartige Narben, Verdacht auf Malignität). Der Schweregrad kann mittels der Stadieneinteilung nach Hurley ermittelt werden. Im Stadium Hurley II-III gilt eine Operation als einzig lokal kurativer Ansatz. Prinzipiell ist festzuhalten, dass sich mit durch die Operation gute Ergebnisse erzielen lassen und gerade in Kombination mit weiteren Behandlungsschritten wie Laserhaartherapie (um Follikel zu vernichten, die sich potenziell entzünden könnten) und der systemischen medikamentösen Therapie lässt sich eine deutliche Steigerung der Lebensqualität erzielen. 

Fazit: Kombinationstherapie in schweren HS-Fällen hilfreich 

Bei einem schweren Befund kann eine Kombination aus Systemtherapie und operativer Therapie sinnvoll sein, da vor allem die HS-typischen Tunnelgänge durch eine alleinige medikamentöse Therapie nicht verschwinden werden. Bei HS Hurley-Grad II ist eine lokale Abheilung nur durch operative Sanierung möglich. Bei ausgeprägtem Befall ist häufig ein operativ-medikamentöses Gesamtkonzept erforderlich. 

"In den nächsten 5-8 Jahren wird die HS das immunologische Krankheitsbild der Dermatologie", schließt Bechara ab und hofft demnach auf eine steigende Anzahl an Behandlungsmöglichkeiten in den kommenden Jahren. 

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