Innovative Behandlungsansätze bei Hyperpigmentierung

Bei Hyperpigmentierungsstörungen handelt es sich um häufige und oft auch komplexe Erkrankungen, die durch eine Vielzahl von Ursachen ausgelöst werden können. Auf der Grundlage der Pathogenese kann eine adäquate Behandlung geplant werden.

Vielseitige Ursachen von Hyperpigmentierung

Bei Hyperpigmentierungsstörungen handelt es sich um häufige und oft auch komplexe Erkrankungen, die durch eine Vielzahl von Ursachen ausgelöst werden können. Auf der Grundlage der Pathogenese kann eine adäquate Behandlung geplant werden. Viele Hyperpigmentierungsstörungen können bei allen Hauttypen auftreten, sind jedoch bei den Fitzpatrick-Hauttypen III-VI häufiger anzutreffen. Insbesondere die faziale Hyperpigmentierung kann die Lebensqualität der Betroffenen aufgrund ihrer erhöhten Sichtbarkeit erheblich beeinträchtigen.1,2

Hohe Stigmatisierung und emotionale Belastung bei Personen mit fazialen Dermatosen

Mit einer globalen Prävalenz von 50% kommt die Hyperpigmentierung recht häufig vor, wobei das weibliche Geschlecht stärker als das männliche betroffen ist. Dies ergab eine internationale Umfrage zur Prävalenz von Hyperpigmentierung. An erster Stelle hinsichtlich der Häufigkeit stehen hierbei die Lentigines solares mit 27%. Lentigines solares – auch als Altersflecken bekannt – betreffen überwiegend Personen mit einem Lebensalter von ≥ 50 Jahren. Axilläre, periorbitale und postinflammatorische Hyperpigmentierungen zeigen eine Häufigkeit von 15 bis 18%, gefolgt vom Melasma (11%) und der Vitiligo (8%). Von der postinflammatorischen Hyperpigmentierung und der Vitiligo sind überwiegend Personen unter 30 Jahren betroffen. Die besagte internationale Umfrage ergab zudem, dass Personen mit fazialen Dermatosen in einem starken Ausmaß emotional belastet sein können. Die hiermit verbundene hohe Stigmatisierung kann zur sozialen Isolation durch Meidung sozialer Kontakte führen und so die Lebensqualität (I SPOT; 28% DLQI über 10) signifikant beeinträchtigen. Die Vergleichbarkeit zwischen dem Level der Stigmatisierung verschiedener Hauterkrankungen wurde durch den neuen, validierten Fragebogen PUSH-D erhoben.

Dermokosmetische Therapieansätze zur Beeinflussung der Melaninsynthese

Auf die Molekülgröße kommt es an: Glykolsäure 

Hinsichtlich der Melaninsynthese ergeben sich unterschiedliche dermokosmetische Therapieansätze. Im Bereich des Stratum corneum ist eine Aufhellung durch Melanindispersion, Erhöhung des epidermalen Turnovers sowie durch die Erhöhung der Permeabilität möglich. Glykolsäure besitzt die kleinste Molekülgröße der alpha-Hydroxysäuren. Sie führt zu einer Erhöhung des epidermalen Turnovers und erhöht gleichzeitig die Permeabilität für andere Wirkstoffe. Bei der Glykolsäure handelt es sich daher auch um eine häufig eingesetzte Peelingkomponente. Es liegen gute Wirksamkeits- und Verträglichkeitsdaten hierzu vor.1

Goldstandard: Vitamin C 

Eine weitere Therapieoption zur Aufhellung bei Hyperpigmentierung beruht u.a. auf der antientzündlichen nicht-selektiven Inhibition von Melanozyten. Die Vermeidung von oxidativem Stress, der Schutz vor sichtbarem und UV-Licht sowie die Regulation bestimmter Proliferationsfaktoren wirken sich ebenso positiv aus. Der Goldstandard ist das starke Antioxidans Vitamin C (Konzentration > 5%), welches gleichzeitig auch ein Tyrosinase-Inhibitor ist. Vitamin C gehört auf diesem Gebiet zu den am besten untersuchten Substanzen. Es legt eine gute Effektivität und Verträglichkeit an den Tag. Auch lässt sich Vitamin C mit anderen Aktivstoffen kombinieren.1

Dermokosmetischer Therapieansatz bei empfindlicher Haut

Eine weitere Zielstruktur stellt das Melanosom selbst dar. Hier greifen Retinoide oder Niacinamid an. Durch die Hemmung der Tyrosinase, der Reduktion des Melanintransfers oder auch durch die Unterbrechung zwischen Plasminogen und Keratinozyt kann eine Aufhellung erreicht werden. In einer Splitface-Studie hat Niacinamid (4%-ige Konzentration) signifikant bessere Ergebnisse als Hydrochinon (4%-ige Konzentration) erzielt – mit einer geringeren Ausprägung an Nebenwirkungen. Kerscher betonte, dass Niacinamid (4%-ige Konzentration) auch bei Personen mit empfindlicher Haut eingesetzt werden kann. Dies beruht auf der Stabilisierung und Stimulierung der epidermalen Barriere durch 4%-ige Konzentration.1

Tranexamsäure nun auch als topische Substanz verfügbar

Eine weitere Therapieoption zur Aufhellung beeinflusst die Plasmin-Synthese und ist nun auch in topischer Verabreichungsform verfügbar: Die Rede ist von der Tranexamsäure (2%-ige Konzentration). Hierbei handelt es sich um ein Antifibrinolytikum, das die Angiogenese verringern und die Umwandlung von Plasmin zu Plasminogen verhindern kann. In Studien führte die topische Applikation von 2% Tranexamsäure zu einer signifikanten Abnahme des mMASI-Scores nach 12 Wochen.1 

Referenzen:
  1. Kerscher M., Einführung: Grundlagen, Epidemiologie und Stigmatisierung, Innovative Behandlungsansätze von Hyperpigmentierungen mit Dermokosmetik – Update 2024 (VICHY, La Roche Posay, SkinCeuticals), Univ.-Prof. Dr. med., FOBI 2024, Donnerstag, 11. Juli 2024, 12:45- 13:45.
  2. Syder NC. et al. (2023). Disorders of Facial Hyperpigmentation. Dermatol Clin. 2023 Jul;41(3):393-405.