Liegt eine Sehnenerkrankung vor, ist zunächst eine ausgiebige klinische Untersuchung notwendig, um die Vorgeschichte zu eruieren, so Schek. Im Anschluss daran lässt sich unterscheiden, ob eine akute reaktive Tendinopathie vorliegt oder ob es sich um eine chronische Tendinopathie handelt, die über mehrere Monate wiederkehrende Beschwerden verursacht. Anhand dieser Informationen erfolgt dann die Behandlungsentscheidung, beispielsweise auf rein konservativem Weg mittels Physiotherapie. Wenn der Patient aber bereits Physiotherapie erhalten hat und diese langfristig zu keiner Besserung führte, kann man andere Maßnahmen treffen. Hierunter fällt beispielsweise die Stoßwellentherapie, also ein nicht-invasives Verfahren. Sollte diese die Beschwerden nicht in dem Ausmaß lindern, dass für Betroffene wieder sportliche Aktivität möglich ist, kann man anschließend in die Infiltrationsbehandlung übergehen, fasst Schek zusammen. Im Rahmen dieser Behandlungsmethode werden in der Regel drei bis fünf Injektionen benötigt, um den Heilungsprozess einzuleiten.
Zwar besteht bei Injektionstherapien ein Infektionsrisiko, über das Patientinnen und Patienten auch aufgeklärt werden müssen. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit einer Infektion gering, wenn während der Infiltration mit Ultraschallsteuerung gearbeitet wird, sodass man sicher das betroffene Gewebe und nicht fälschlicherweise einen Nerv oder ein Gefäß trifft.
Prinzipiell gibt es viele unterschiedliche Wirkstoffe, die sich für die Injektionstherapie bei Tendinopathien eignen. Schek rät dabei grundsätzlich von Kortison ab. Zwar wird diese Therapie von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, jedoch führt Kortison in der Sehne langfristig zu einem Sehnenschaden.
Stattdessen verwendet Schek vorzugsweise homöopathisch-pflanzliche Mittel oder Hyaluronsäure, die auch ein Bestandteil des Knorpels und Sehnengewebes ist. Außerdem ist die Therapie mit Eigenblut eine geeignete Möglichkeit. Aus eigener Erfahrung "ist es häufig zu sehen, dass die Beschwerden der Patientinnen und Patienten nach einer Injektion mit Eigenblut in einem Zeitraum von drei Monaten um mindestens 50% zurückgehen", hält Schek fest.
Außerdem kann bei Tendinopathien eine Elektrolysetherapie angewendet werden. Dabei wird eine Akupunkturnadel in das erkrankte Gebiet eingeführt, durch die ein galvanischer Strom geleitet wird. Dadurch kommt es zu einer frischen Entzündungsreaktion im Körper, die wiederum Heilungszellen ankommt. Somit kann sich die Sehne regenerieren.
Damit Tendinopathien erst gar nicht entstehen, empfiehlt Schek eine ganzheitliche Herangehensweise an den Sport. Aufwärmen, Vorbereitungsübungen, Dehnen nach dem Sport und eine anschließende ausreichende Flüssigkeits- sowie Kalorienzufuhr zur optimalen Regeneration des Körpers sind laut ihm das A und O.
Sind in der Vergangenheit bereits Probleme mit Sehnenschmerzen – beispielsweise im Knie oder der Achillessehne – aufgetreten, kann ein detaillierter Trainingsplan mit gezielten präventiven Übungen für Besserung sorgen. Diese Übungen sind letztendlich die gleichen Übungen, die während einer konservativen Therapie durchgeführt werden.
Schek merkt abschließend an:
"Bei allen Injektionen müssen sich Patientinnen und Patienten im Klaren darüber sein: Die Therapie ist mit der letzten Injektion nicht abgeschlossen, sondern ist mit einem individuellen Trainingsplan verbunden. Die Besserung entsteht nicht durch den Arzt, sondern durch die Anpassung der Gewohnheiten und des Lebensstils. Dazu muss man die Patienten dann auch motivieren."
Dr. Alberto Schek ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie und Chefarzt für Sportmedizin und Prävention an der Paracelsus-Klinik Bremen. Außerdem ist er offizieller Medical Partner des SV Werder Bremen.
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