Bei den meisten Menschen mit Reizdarmsyndrom, die auf eine fäkale Mikrobiota-Transplantation nach 3 Monaten ansprachen, zeigte sich die positive Reaktion auch noch 1 Jahr nach dem Eingriff. In dieser Studie aus Norwegen nahmen die Verbesserungen der Symptome und der Lebensqualität mit der Zeit deutlich zu. Auch die Veränderungen des fäkalen Bakterienprofils und der kurzkettigen Fettsäuren nahmen mit der Zeit zu.
Eine kürzlich veröffentlichte Studie aus Norwegen zeigte, dass die fäkale Mikrobiota-Transplantation eine wirksame und sichere Behandlung für PatientInnen mit Reizdarmsyndrom (IBS) nach 3 Monaten ist. Die aktuelle Folgestudie untersuchte die Wirksamkeit und Sicherheit der fäkalen Mikrobiota-Transplantation ein Jahr nach dieser Intervention1.
Das Ansprechen auf eine Mikrobiota-Transplantation blieb bei 86,5% bzw. 87,5% der PatientInnen, die eine Mikrobiota-Transplantation von 30g bzw. 60g erhielten, auch ein Jahr nach der Behandlung erhalten.
In der Gruppe mit 30g fäkaler Mikrobiota-Transplantation zeigten 21,6% der PatientInnen nach 3 Monaten eine vollständige Remission (IBS-SSS-Gesamtscore von ≤75), die nach einem Jahr auf 32,4% anstieg. In der 60-g-Gruppe stieg der Prozentsatz der PatientInnen mit einer vollständigen Remission von 27,5% nach 3 Monaten auf 45% nach einem Jahr. Auch Bauchbeschwerden, Müdigkeit und Lebensqualität verbesserten sich nach einem Jahr im Vergleich zu 3 Monaten nach der Fäkaltransplantation.
Diese Befunde gingen mit einer signifikanten Verbesserung des Dysbioseindex und umfassenden Veränderungen des fäkalen Bakterienprofils einher. Die Konzentrationen von Alistipes spp. waren bei den rezidivierten PatientInnen zu Studienbeginn signifikant niedriger als bei den Respondern und PatientInnen in Remission ein Jahr nach der fäkalen Mikrobiota-Transplantation. Somit scheinen Alistipes spp. eine zentrale Rolle bei den Verbesserungen nach der Fäkaltransplantation zu spielen. Die Konzentrationen von Alistipes spp. könnten wahrscheinlich verwendet werden, um das Ergebnis der fäkalen Mikrobiotentransplantation vorherzusagen. Die Senkung des Essigsäurespiegels könnte hierbei von besonderer Bedeutung sein, da Essigsäure bei Nagetieren viszerale Überempfindlichkeit hervorruft.
Veränderungen in der Anzahl kurzkettiger Fettsäuren im Kot zeigten an, dass sich der mikrobielle Stoffwechsel bei IBS-PatientInnen ein Jahr nach der Kottransplantation von einem saccharolytischen zu einem proteolytischen Fermentationsmuster veränderte. Der Kotessigsäurespiegel war im Vergleich zum Ausgangswert reduziert. Darüber hinaus wiesen die klinisch rezidivierten Testpersonen im Vergleich zum Ausgangswert signifikant niedrigere Ermüdungswerte und signifikante Veränderungen im bakteriellen Profil und im Gehalt an kurzkettigen Fettsäuren auf.
Der Befund, dass bei etwa der Hälfte der PatientInnen mit Reizdarmsyndrom durch die Transplantation von Mikrobiota im Stuhl eine Remission induziert wurde, unterstreicht die Rolle der Darmmikrobiota bei der Ätiologie des Reizdarmsyndroms.
Quelle:
1. El-Salhy M. Long-term effects of faecal microbiota transplantation (FMT) in patients with irritable bowel syndrome. UEG Week E-congress 2020, abstract OP059.