- El-Samahy M et al. Safety and efficacy of oxybutynin in patients with hyperhidrosis: systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. Arch Dermatol Res (2023).
Schwitzen ist ein wichtiger physiologischer Mechanismus zur Thermoregulation. Über die Schweißdrüsen wird ein wässriges Sekret abgesondert, das durch Verdunstungskälte für Abkühlung sorgt. Außerdem hält Schweiß die Haut geschmeidig und sorgt für den richtigen pH-Wert. Schließlich dienen die Schweißdrüsen auch der Entgiftung, indem körpereigene Abbauprodukte über sie ausgeschieden werden.
Zahlreich sind die Schweißdrüsen vor allem im Gesicht, an Handflächen und Fußsohlen sowie in der Axillaregion. Und genau hier machen sie Menschen mit Hyperhidrose Probleme. Die emotionale, soziale und berufliche Beeinträchtigung kann so groß sein, dass die Betroffenen im Alltag enorm eingeschränkt sind.
Die Behandlungspalette ist breit und reicht von Topika und orale Substanzen über Injektionen, Leitungswasser-Iontopherese und Mikrowellentherapie bis hin zu invasiven Verfahren wie Laser oder die endoskopische thorakale Sympathektomie als ultima ratio. Erste Wahl ist topisches Aluminumchlorid-Hexahydrat, das allerdings zugleich ein potenter Reizstoff ist und zu Hautirritationen führen kann.
Der Muskarinrezeptor-Antagonist Oxybutynin setzt an der cholinergen Innervation der Schweißdrüsen an. Er besetzt deren Rezeptoren, sodass Acetylcholin nicht mehr daran binden kann. Allerdings wirkt die Substanz nicht selektiv und kann somit zu typischen anticholinergen Nebeneffekten führen.
Zugelassen ist Oxybutynin bislang nur zur Behandlung von Inkontinenz und überaktiver Blase – obwohl seine Wirkung bei der Hyperhidrose schon seit den 80er Jahren bekannt ist und seither immer wieder unter Beweis gestellt wurde. Forscher um den Ägypter Mohamed El-Samahy haben den Wirkstoff nun erneut unter die Lupe genommen. In ihre Metaanalyse haben sie 6 Studien mit insgesamt 293 Patienten eingeschlossen, die an primärer oder sekundärer Hyperhidrose litten und entweder Oxybutynin oder Placebo erhielten. Untersucht wurden Wirksamkeit, Nebenwirkungen und Lebensqualität.
Das Anticholinergikum zeigte sich in der Wirkung, gemessen am HDSS, überlegen gegenüber Placebo. Ebenso schnitt es bei zentralnervösen Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Kraftlosigkeit und Schwindel besser ab. Auch die Lebensqualität konnte durch die Behandlung gesteigert werden. Kein signifikanter Unterschied zeigte sich dagegen bei der Mundtrockenheit sowie beim sogenannten transepidermalen Wasserverlust, der die Diffusion durch die Haut erfasst.
Trotz einiger Limitationen zeigt die Studie einmal mehr das Potenzial von Oxybutynin bei der Behandlung der Hyperhidrose. Ob es allerdings für den einzelnen Betroffenen geeignet ist, muss individuell abgewogen werden. Vor allem der längerfristigen Behandlung sind durch die systemischen anticholinergen Nebenwirkungen oft Grenzen gesetzt.