Pressekonferenz zur 52. Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG), 26.-29. April 2023, CityCube Berlin.
esanum berichtet von der 52. Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG), die vom 26. bis 29. April 2023 als Präsenzveranstaltung in Berlin stattfindet.
In Vorträgen und Symposien informiert die DDG-Tagung über die wichtigsten Neuerungen der klinischen Dermatologie.
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Der schwarze Hautkrebs gilt als besonders aggressiv und wird in der Bevölkerung wie von Fachleuten gefürchtet. Lange gab es außer der Operation vor allem in fortgeschrittenen Stadien wenig therapeutische Möglichkeiten. Das hat sich in den letzten zehn Jahren grundlegend verändert.
"Wir haben heute zwei völlig neuartige Ansätze, wie wir Melanome systemisch bekämpfen können", so Prof. Dr. Michael Hertl, Direktor der Klinik für Dermatologie und Allergologie am Universitätsklinikum Marburg/UKGM und Präsident der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG), bei einer Pressekonferenz zum Auftakt der 52. DDG-Tagung in Berlin.
Ein Ansatz ist die zielgerichtete Therapie. Sie greift in die Signalwege der Tumorzellen ein, indem Schlüsselenzyme gehemmt werden. So lässt sich die Signalkaskade stoppen, und das unkontrollierte Tumorwachstum kommt zum Erliegen. "Auf diese Weise können wir die Tumormasse deutlich reduzieren, aber das funktioniert nicht langfristig", wie Hertl weiter ausführte.
Hier kommt der zweite Ansatz ins Spiel, die Immuntherapie. Der Experte sieht darin ein großes Potential, von langanhaltender Remission bis hin zur vollständigen Heilung. Das Prinzip: das Immunsystem stärken, damit es selbst gegen den Hautkrebs ankämpft. Dazu werden bestimmte Checkpoints im Immunsystem, über die der Tumor die körpereigene Abwehr lahmlegt, inhibiert. "Wir lockern gewissermaßen die Bremse", veranschaulicht Hertl den innovativen Ansatz. "Damit wird die Prognose deutlich verbessert."
Wie jede wirksame Behandlung birgt die Immuntherapie allerdings auch Risiken. Durch die Aktivierung des Immunsystems kann es an verschiedenen Organen zu teils schweren Entzündungsreaktionen kommen. Eine häufige Nebenwirkung sind etwa Durchfälle im Rahmen einer Kolitis. Aber auch Entzündungen an Schilddrüse, Leber, Lunge, Pankreas oder der Haut können auftreten.
An dieser Stelle verweist Hertl auf den Vorteil von Kombinationstherapien. Durch kluges Kombinieren verschiedener Wirkstoffe könnten die einzelnen Nebenwirkungen verringert werden. "Unser Ziel muss es sein, die Therapie so nebenwirkungsarm zu machen, dass auch eine hohe Lebensqualität für die Patienten gewährleistet wird."
Doch die Forschung hat noch mehr in der Pipeline. Derzeit wird in der Onkologie mit Hochdruck an therapeutischen Impfungen geforscht. Hierbei wird die mRNA der Krebszellen genutzt, um dem Immunsystem eine Art Steckbrief des Tumors zu übermitteln. Dadurch erkennt es die entarteten Zellen und kann sie sehr präzise bekämpfen. Anders als beim bekannten Beispiel der Covid-19-Impfung handelt es sich bei der Krebsimpfung allerdings nicht um prophylaktische, sondern um therapeutische Impfstoffe, die erst eingesetzt werden, wenn der Krebs bereits besteht. Das Wirkprinzip ist jedoch das gleiche.
Hertl sieht die Zukunft der Behandlung des malignen Melanoms in der Immuntherapie und der zielgerichteten Therapie, perspektivisch in Kombination mit einer Vakzinierung. Damit hat der schwarze Hautkrebs seinen Schrecken zwar nicht ganz verloren, aber: "Ein Melanom in fortgeschrittenem Stadium ist heutzutage kein Todesurteil mehr", so das Fazit des Experten.