Prädiabetes: gestörte Nüchternglukose erhöht Risiko gastrointestinaler Karzinome

Es muss kein manifester Diabetes sein. Schon leicht erhöhte Glukosespiegel über mehrere Jahre reichen aus, um das Risiko für Magen-Darm-Krebs in die Höhe zu treiben. Das ist das Ergebnis einer Bevölkerungsstudie aus Südkorea.

Wann handelt es sich um eine gestörte Nüchternglukose?

In ihre landesweite Kohortenstudie (DOI:10.1002/cncr.35197) schlossen die Forscher knapp 1,5 Mio. Personen ab 40 Jahren ein, die bis dato weder Diabetes noch eine Krebserkrankung aufwiesen. Sie hatten an vier aufeinanderfolgenden nationalen Gesundheitsuntersuchungen teilgenommen. Anhand der Blutzuckerwerte, die dabei bestimmt worden waren, wurde ein IFG-Expositions-Score von 0 (keine erhöhten Werte in allen Untersuchungen) bis 4 (anhaltend erhöhte Werte in jeder der 4 Check-ups) ermittelt. Außerdem wurden die Blutzucker-Basiswerte zum Zeitpunkt des Indexdatums in 5 Kategorien (von 80 mg/dL bis 110-125 mg/dL) eingeteilt.

Wie stark erhöhte eine gestörte Nüchternglukose das Krebsrisiko?

Mehr als die Hälfte aller Teilnehmer wies zu mindestens einem Zeitpunkt erhöhte Blutzuckerwerte auf, 5 Prozent sogar in allen 4 Untersuchungen. Bei lediglich etwa 44 Prozent waren die Glukosewerte durchgehend im Normbereich. Personen mit einer hohen IFG-Exposition waren eher älter, männlich, hatten Übergewicht und tranken zu viel Alkohol.

Nach einer durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 6,4 Jahren waren bei gut 23.000 Personen (1,6 Prozent) gastrointestinale Karzinome diagnostiziert worden, darunter vor allem Darm- und Magenkrebs. Dabei stieg das Risiko mit wachsender Glukosebelastung kontinuierlich an. Im Vergleich zu denjenigen mit anhaltend normalem Blutzucker (IFG-Expositions-Score 0) hatten Personen mit einem Score von 1, 2, 3 und 4 ein um 5%, 8%, 9% und 12% erhöhtes Risiko für Magen-Darm-Krebs. Außerdem war die Gefahr umso größer, je höher der Ausgangswert des Blutzuckers lag. Bei Nüchternwerten zwischen 100 und 109 mg/dl war das Risiko gegenüber der Referenzgruppe mit < 80 mg/dL um 6 Prozent erhöht, bei Werten zwischen 110 und 125 mg/dl schnellte es auf 14 Prozent hoch.

Wie lässt sich der Zusammenhang zwischen Blutzucker und Magen-Darm-Krebs erklären?

Die Forscher führten mehrere Hypothesen für ihre Ergebnisse auf:

  1. Eine erhöhte Insulinresistenz mit kompensatorischer Hyperinsulinämie erhöht auch den Spiegel des Insulin-like-Growth-Faktor 1, der wiederum mit der Proliferation von Tumorzellen in Verbindung gebracht wird.
  2. Ein hyperglykämisches Milieu induziert chronischen oxidativen Stress und Entzündungen, die zu DNA-Schäden führen können.
  3. Eine genetische Veranlagung könnte gleichermaßen Diabetes wie Darmkrebs begünstigen.

Woran auch immer es liegt – jahrelang erhöhte Blutzuckerspiegel scheinen auch unterhalb des diagnostischen Schwellenwertes für Diabetes mellitus ein Risikofaktor für zahlreiche Erkrankungen zu sein, darunter auch Magen-Darm-Krebs. Die gute Nachricht dabei: Man kann vorbeugen, indem Hyperglykämie und Prädiabetes frühzeitig erkannt und mit Lebensstilinterventionen behoben werden. Dazu ist es nach Ansicht der Forscher ratsam, den Blutzuckerspiegel regelmäßig zu bestimmen.

Therapieanpassung nötig

Eine gestörte Nüchternglukose geht mit einem erhöhten Risiko für gastrointestinale Karzinome einher, das mit der Höhe des Blutzuckerspiegels und der kumulativen Exposition über die Jahre stetig ansteigt. Gefährdete Personen sollten frühzeitig erkannt und einer strikten Blutzuckerkontrolle unterzogen werden. So ließen sich vermutlich zahlreiche Krebsdiagnosen vermeiden.
 

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Quelle:

Ahn B et al. Cumulative exposure to impaired fasting glucose and gastrointestinal cancer risk: A nationwide cohort study. Cancer. 2024; 1‐9. doi:10.1002/cncr.35197