Welche Antidiabetika können das Frakturrisiko verringern?

Antidiabetische Medikamente wie SGLT-2-Inhibitoren, GLP-1-Agonisten und DPP-4-Hemmer beeinflussen nicht nur den Blutzucker, sondern möglicherweise auch die Knochengesundheit. Eine aktuelle Netzwerk-Metaanalyse liefert hierzu wegweisende Erkenntnisse.

Wichtige Erkenntnisse zur Frakturprävention bei Diabetes

SGLT-2-Inhibitoren: Beste Ergebnisse zur Frakturprävention

SGLT-2-Inhibitoren können zwar negative Auswirkungen auf die Knochengesundheit haben, wie ein erhöhtes Sturzrisiko durch Dehydratation oder orthostatische Hypotonie bei älteren Personen. Dennoch zeigt die Analyse, dass sie das Frakturrisiko deutlich reduzieren, insbesondere in Kombinationstherapien, mit einer Risikoreduktion von 87 %. Als Monotherapie erreichten sie eine Risikoreduktion von 67 %.

Die Knochengesundheit könnte mit folgenden Wirkmechanismen der SGLT-2-Inhibitoren in Zusammenhang stehen: SGLT-2-Inhibitoren beeinflussen temporär den Kalzium- und Phosphathaushalt, da die Hemmung von SGLT-2 die Phosphatrückresorption im proximalen Tubulus über den Natrium-Phosphat-Cotransporter fördert, um den renalen Verlust von Natrium zusammen mit Glukose auszugleichen.

GLP-1-Agonisten: Knochenprotektiver Effekt weniger ausgeprägt

GLP-1-Agonisten wie Liraglutid oder Semaglutid reduzierten das Frakturrisiko um etwa 60 %. Ihre Wirkung auf die Knochen ist vielschichtig: Dazu gehören die Reduktion der Menge an Advanced Glycation End Products (AGE), die Stimulation von GLP-1-Rezeptoren auf Osteoblasten, die Regulierung der β-Catenin-Signaltransduktion und die Erhöhung der Expression von Osteoprotegerin-Genen. Letzteres führt nach Aktivierung bestimmter Signalwege zur Aktivierung, Proliferation und Differenzierung von Osteoblasten, hemmt gleichzeitig die Osteoklastenaktivität und fördert die Knochenbildung.

DPP-4-Hemmer: Moderate Effekte auf die Knochengesundheit

DPP-4-Inhibitoren wie Sitagliptin oder Saxagliptin zeigten eine Risikoreduktion von etwa 55 %. Die Wirkung von DPP-4-Hemmern auf die Knochengesundheit ist vielschichtig. Sie beeinflussen den Knochenstoffwechsel unter anderem durch die Aktivierung eines Vitamin-D-abhängigen Signalwegs, der das Knochenwachstum und die Reparatur unterstützt.

Fazit: Individualisierte Therapie entscheidend

Auch wenn die Studie einige Limitationen aufweist, da sie auf Beobachtungsdaten basiert, bietet sie dennoch wertvolle Erkenntnisse für die klinische Praxis. Die Ergebnisse können behandelnden Ärzten helfen, eine individuell angepasste Therapie für Patienten mit Typ-2-Diabetes zu wählen. Besonders bei älteren Betroffenen mit erhöhtem Frakturrisiko sollte die Wahl des antidiabetischen Medikaments sorgfältig abgewogen werden. Eine gezielte Medikamentenwahl könnte nicht nur den Blutzucker kontrollieren, sondern auch die Knochengesundheit positiv beeinflussen.

Quelle:
  1. Mostafa MEA, Alrasheed T. Risk of Bone Fracture by using Dipeptidyl Peptidase-4 Inhibitors, Glucagon-Like Peptide-1 Receptor Agonists, Or Sodium-Glucose Cotransporter-2 Inhibitors in Patients with Type 2 Diabetes Mellitus: A Network Meta-Analysis of Population-Based Cohort Studies. Frontiers in Endocrinology. 2024;15. https://www.frontiersin.org/journals/endocrinology/articles/10.3389/fendo.2024.1410883.