Der Gestationsdiabetes ist die häufigste Stoffwechselerkrankung in der Schwangerschaft und bedroht sowohl die Gesundheit der Mutter als auch des Kindes. Ein möglicher Risikofaktor könnte eine besonders frühe Menarche sein, wie die Ergebnisse einer Metaanalyse aus China jetzt nahelegen.
Etwa 1–14 % aller Frauen entwickeln in der Schwangerschaft einen Gestationsdiabetes (GDM). Dies gefährdet nicht nur die Gesundheit von Mutter und Kind – auch die medizinischen Kosten der Schwangerschaftsbetreuung steigen erheblich an. Der Identifizierung von Risikofaktoren und Entwicklung geeigneter Präventionsstrategien kommt somit eine hohe Bedeutung zu. Einer dieser Risikofaktoren könnte ein Menarchealter unter 12 Jahren sein, wie die Arbeitsgruppe von Ya Xiao aus Guangzhou, China, jetzt in einer Metaanalyse von fünf prospektiven Studien zeigen konnte.
Das Alter bei der ersten Menstruation hat in den letzten Jahrzehnten immer weiter abgenommen. Damit einher geht der Trend zu einer steigenden Prävalenz von Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen. Zunehmende Evidenz gibt es für einen Zusammenhang zwischen früher Menarche und Adipositas im Erwachsenenalter, was das Risiko für Insulinresistenz und Hyperglykämie erhöhen könnte. Viele Studien wiesen auch bereits auf eine mögliche Assoziation zwischen früher Menarche und einem erhöhten Risiko im späteren Leben für Typ-2-Diabetes, metabolisches Syndrom, kardiovaskuläre und Gesamtmortalität sowie Brustkrebs.
Ein möglicher Zusammenhang zwischen dem Alter bei Menarche und dem Risiko für einen Gestationsdiabetes ist bisher noch nicht eindeutig belegt. Mit einem systematischen Review mit Metaanalyse wollten die Autoren dieser Frage daher auf den Grund gehen.
Fünf prospektive Studien wurden ausgewertet und in die Metaanalyse eingeschlossen. Als „frühe Menarche“ war ein Alter unter 12 Jahren definiert, als „späte Menarche“ ein Alter = 15 Jahre. Das Menarchealter wurde in Bezug zum Risiko für einen Gestationsdiabetes gesetzt.
Frauen mit einer frühen Menarche hatten danach bei moderater Heterogenität ein 31 % höheres Risiko (RR 1,31) für eine Gestationsdiabetes als Frauen mit einer „nicht-frühen“ Menarche (= 13 Jahre). Der Zusammenhang blieb auch bestehen, wenn mögliche Einflussfaktoren wie Adipositas in der Kindheit, höchster bisher erreichter BMI oder vorangegangene Schwangerschaften herausgerechnet wurden.
Andersherum hatte eine späte Menarche (= 15 Jahre) keinen protektiven Effekt im Vergleich zu den Frauen mit einem mittleren Menarchealter (13 Jahre).
Der genaue Mechanismus, über den eine frühe Menarche das Risiko für einen Gestationsdiabetes erhöht, ist bisher nicht bekannt, schreiben die Autoren. Eine Adipositas im Erwachsenenalter und vorangegangene Schwangerschaften könnten zwar eine Rolle spielen – liefern aber keine alleinige Erklärung. Eine frühe Menarche ist auch mit höheren Östrogen- und niedrigeren SHBG-Spiegeln assoziiert, was nach einigen Untersuchungen an der Pathogenese des Typ-2-Diabetes beteiligt zu sein scheint. Solche hormonellen Veränderungen könnten somit auch für die Assoziation der frühen Menarche mit dem Gestationsdiabetes mitverantwortlich sein. Kürzlich wurde gezeigt, dass SHBG-Spiegel möglicherweise als Biomarker für die Prädiktion eines Gestationsdiabetes herangezogen werden können.
Auch wenn die analysierten Studien einige Limitationen aufweisen, scheint eine besonders frühe Menarche ein unabhängiger Risikofaktor für einen Gestationsdiabetes zu sein, schreiben die Autoren. Bei betroffenen Frauen sollte daher in der Schwangerschaft der Glukosestoffwechsel besonders sorgfältig im Auge behalten werden.
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Quelle:
Ya Xiao et al; Age at menarche and risks of gestational diabetes mellitus: a meta-analysis of prospective studies. Oncotarget (2018); 9(24): 17133-17140