Adipositas in der Schwangerschaft schlägt aufs Herz

Immer mehr Frauen starten bereits mit Übergewicht in die Schwangerschaft. Damit steigt nicht nur das Risiko für Schwangerschaftskomplikationen, sondern auch für Herz-Kreislauf-Erkrankungen nach der Geburt.

Was ist bekannt zu Adipositas in der Schwangerschaft

Schwangerschaftskomplikationen: Marker oder Mediator für CVD?

Sowohl Übergewicht als auch Komplikationen in der Schwangerschaft wie Gestationsdiabetes oder Schwangerschaftshypertonie begünstigen spätere Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Doch sind Probleme in der Schwangerschaft nur ein Marker oder ein unabhängiger Mediator für die Beziehung zwischen Adipositas und CVD?

In einer multizentrischen Beobachtungsstudie (DOI: 10.1161/CIRCRESAHA.123.322762) rekrutieren die Wissenschaftler aus einer laufenden Untersuchung eine Stichprobe von 4.216 Schwangeren im ersten Trimenon. Bei allen wurde zu Beginn der BMI (Body-Mass-Index) erhoben. Im weiteren Verlauf wurden Komplikationen wie hypertensive Schwangerschaftsstörungen, Frühgeburten und Schwangerschaftsdiabetes erfasst. Nach der Geburt wurden die Frauen im Durchschnitt 3,7 Jahre lang hinsichtlich ihrer kardiovaskulären Gesundheit nachbeobachtet. Dabei lag der Fokus auf drei Bereichen:

In verschiedenen Mediationsanalysen schätzten die Forscher den Zusammenhang zwischen dem BMI in der Frühschwangerschaft und den postpartalen CVD-Risikofaktoren sowie den Anteil, der durch die einzelnen Schwangerschaftskomplikationen vermittelt wurde.

Was erhöht das kardiovaskuläre Risiko am meisten?

Zunächst bestätigte sich, was bereits aus früheren Untersuchungen bekannt war: Im Vergleich zu Schwangeren mit normalem BMI in der Frühschwangerschaft hatten Schwangere mit Übergewicht oder Adipositas ein höheres Risiko für das Auftreten von Bluthochdruck, Hyperlipidämie und Diabetes. Gleichzeitig entwickelten übergewichtige Frauen gegenüber normalgewichtigen häufiger hypertensive Schwangerschaftsstörungen und einen Gestationsdiabetes. 

Und nun zum entscheidenden Punkt: Auch Schwangerschaftskomplikationen trugen zum kardiovaskulären Risiko bei. So war eine Schwangerschaftshypertonie mit der Entwicklung eines späteren Bluthochdrucks assoziiert, allerdings konnte sie nur für 13% der Fälle verantwortlich gemacht werden. Ein Zusammenhang mit einer späteren, neu auftretenden Hyperlipidämie oder einem Diabetes bestand dagegen nicht. 

Für die Forscher deutet dies darauf hin, dass Komplikationen während der Schwangerschaft nicht die vorherrschende Ursache für das postpartale CVD-Risiko sind, sondern eher ein Marker für ein bereits bestehendes CVD-Risiko vor der Schwangerschaft, das während der Schwangerschaft demaskiert wird. Das Gros der postpartalen Herz-Kreislauf-Erkrankungen scheint daher klar auf das Konto der Adipositas zu gehen.

Frühzeitige Interventionen wichtig

Die Ergebnisse unterstreichen, wie wichtig frühzeitige Interventionen gegen Übergewicht sind, um nicht nur Komplikationen während der Schwangerschaft zu vermeiden, sondern auch das spätere kardiovaskuläre Risiko der Mütter zu minimieren. Eine sinnvolle Präventionsmaßnahme könnte beispielsweise eine Verhaltens- und Ernährungsberatung sein – am besten bereits vor der Schwangerschaft.
 

Quelle:

Khan S et al. Body Mass Index, Adverse Pregnancy Outcomes, and Cardiovascular Disease Risk. Circ Res 2023; 133: 725–735. DOI: 10.1161/CIRCRESAHA.123.322762.