- Kwan ML et al. Alcohol consumption and prognosis and survival in breast cancer survivors: The Pathways Study. Cancer. 2023;1‐14. doi:10.1002/cncr.34972
Viele Frauen, die an Brustkrebs erkrankt sind, möchten nach der Diagnose wissen, wie sie selbst mit ihrem Lebensstil den Verlauf positiv beeinflussen und ihre Prognose verbessern können. Alkohol gilt gemeinhin als gesundheitsschädlich und ist ein nachgewiesener Risikofaktor für zahlreiche Erkrankungen, u.a. auch für Brustkrebs. Es wird vermutet, dass ein erhöhter Alkoholstoffwechsel zu einer verstärkten Zirkulation des Karzinogens Acetaldehyd führt, vor allem bei Frauen vor der Menopause. Außerdem werden eine Erhöhung des endogenen Östrogenspiegels und eine Hochregulierung von Östrogenrezeptoren durch Alkohol diskutiert, was das Brustkrebsrisiko ebenfalls steigern kann.
Doch wie wirkt sich der Konsum von Alkohol nach der Diagnose auf die Prognose von Brustkrebspatientinnen aus? Das wollten Marylin Kwan vom Gesundheitsunternehmen Kaiser Permanente in Oakland und ihr Team herausfinden. Dabei konzentrierten sie sich auf einen kurzfristigen Alkoholkonsum bis 6 Monate nach der Diagnose.
Während einer durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 11,2 Jahren traten 524 Rezidive und 834 Todesfälle (369 Brustkrebs-spezifisch und 314 durch kardiovaskuläre Erkrankungen) auf. Die gute Nachricht dabei: Insgesamt war der Alkoholkonsum weder mit einer erhöhten Sterblichkeit noch mit dem Wiederauftreten des Tumors verbunden.
Allerdings zeigten sich bei genauerem Hinsehen Unterschiede in den einzelnen Subgruppen. So schien moderater Alkoholkonsum bei übergewichtigen Frauen mit einem BMI ≥ 30 kg/m2 sogar von Vorteil zu sein. Wenn sie zwei oder mehr Drinks pro Woche tranken, hatten sie ein geringeres Sterberisiko im Vergleich zu Nichttrinkerinnen, bezogen auf die Gesamtmortalität. Dies könnte nach Ansicht der Autoren mit positiven kardiovaskulären Effekten von moderatem Alkoholgenuss zusammenhängen.
Frauen mit normalem Körpergewicht profitierten dagegen nicht vom Alkohol, im Gegenteil. Sie hatten durch gelegentliches oder regelmäßiges Trinken zwar ebenfalls kein höheren Sterberisiko, möglicherweise aber ein erhöhtes Rezidivrisiko. Die Ergebnisse waren allerdings nicht signifikant.
Die Wissenschaftler selbst waren sich unsicher, wie sich diese Ergebnisse erklären lassen. Alkoholkonsum kann die Insulinsensitivität erhöhen und den Insulin-like growth factor 2 (IGF-2) reduzieren. Niedrige Insulinkonzentrationen und IGF-2-Spiegel wiederum sind assoziiert mit einem geringeren Risiko für Typ-2-Diabetes, kardiovaskuläre Erkrankungen und Krebs.
Aber wieso die Unterschiede beim Körpergewicht? Sie könnten mit der Pharmakokinetik von Alkohol zusammenhängen. Mit steigendem BMI sinkt das Verteilungsvolumen von Alkohol, was die schädlichen Gesundheitseffekte bei Übergewichtigen limitieren könnte, während bei Normalgewichtigen die negativen Folgen überwiegen.
Auch wenn viele Fragen offen bleiben, scheint hin und wieder ein Gläschen Wein oder Bier Frauen mit Brustkrebs nicht zu schaden – solange sie es vertragen und es ihnen guttut.