Die vorliegende Studie bewertet den Einsatz von CDK4/6-Inhibitoren (Palbociclib, Abemaciclib und Ribociclib) in der adjuvanten Therapie des Hormonrezeptor-positiven (ER+) Brustkrebses kritisch. Während diese Substanzen beim metastasierten Brustkrebs das Gesamtüberleben verbessern können, zeigen die Autoren erhebliche Bedenken bezüglich ihres adjuvanten Einsatzes auf, obwohl Abemaciclib und Ribociclib aufgrund der monarchE- und NATALEE-Studien bereits zugelassen sind.
Ein Hauptproblem stellt die beträchtliche Toxizität dar: Abemaciclib verursachte bei über 60% der Patientinnen Behandlungsunterbrechungen und bei über 40% Dosisreduktionen. Bei Ribociclib brachen 31% der Patienten die Behandlung vorzeitig ab. Zu den häufigen Nebenwirkungen zählen Übelkeit, Haarausdünnung, Leberfunktionsstörungen, Fatigue, erhöhtes Infektionsrisiko sowie bei Abemaciclib auch Bauchschmerzen und Durchfall – bei Patientinnen, die keine sichtbaren Zeichen von Krebs aufweisen. Hinzu kommen erhebliche finanzielle Belastungen von 300.000-500.000 USD für einen vollständigen Behandlungszyklus.
Methodisch kritisieren die Autoren insbesondere die hohen Zensierungsraten in beiden Studien. In der monarchE-Studie ist der Krankheitsstatus von 8-9% der Patientinnen unbekannt, in der NATALEE-Studie sogar von etwa 20%. Diese Zensierungen übersteigen die beobachteten Unterschiede im krankheitsfreien Überleben, was die Ergebnisse unzuverlässig macht. Zudem erhielten Patientinnen der Kontrollgruppe nach Krankheitsrückfall nicht systematisch einen CDK4/6-Inhibitor, was die Auswertung des Gesamtüberlebens verzerrt.
Die FELINE-Studie liefert zudem Hinweise, dass CDK4/6-Inhibitoren in Kombination mit endokriner Therapie bei frühem Brustkrebs möglicherweise die Entwicklung von Hormonresistenzen beschleunigen könnten. In dieser Studie wiesen 66% der mit Ribociclib behandelten Patientinnen gegenüber 33% in der Placebogruppe einen signifikanten Ki-67-Anstieg zwischen Tag 14 und dem Operationszeitpunkt auf.
Angesichts dieser Bedenken und des fehlenden Nachweises für einen Überlebensvorteil empfehlen die Autoren, CDK4/6-Inhibitoren nicht standardmäßig in der adjuvanten Therapie des Hormonrezeptor-positiven Brustkrebses einzusetzen. Die Nutzen-Risiko-Abwägung und die finanziellen Belastungen sprechen derzeit gegen diese Therapieoption im Frühstadium der Erkrankung.
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