Genveränderungen durch Plastik bei In-vitro-Fertilisation

Forscher aus Frankreich haben herausgefunden, dass die plazentare Genexpression bei Mäusen nach In-vitro-Fertilisation (IVF) massiv verändert ist. Könnte das am verwendeten Kunststoff liegen?

Studie untersucht Einfluss von Plastik auf Genexpression in fetalen Organen

Durch die massive Verschmutzung der Meere und die Debatte um die Auswirkungen von Mikroplastik auf Mensch und Tier hat sich in den letzten Jahren ein Problembewusstsein im Umgang mit Kunststoffen entwickelt. Dass der Einsatz von Materialien aus Plastik schon am Beginn des Lebens problematisch sein kann, wurde bislang jedoch kaum beachtet. 

Warum könnte der Einsatz von Plastik gefährlich sein?

In ihrer Studie kamen Kouakou und seine Kollegen nun zu folgenden Ergebnissen: Im plazentaren Genom fanden sie nach In-Vitro-Fertilisation in Plastikschalen mehr als 1.000 deregulierte Gene, während es bei Embryonen, die in Materialien aus Glas herangezogen wurden, lediglich 200 waren, was in etwa der In-vivo-Empfängnis entspricht. Damit waren bei den "Kunststoffembryonen" 5,6 mal so viele Gene in der Plazenta verändert wie unter natürlichen Bedingungen. 

Bei genauerer Analyse zeigte sich außerdem, dass bei den Embryonen aus Plastikschalen bestimmte Gene überrepräsentiert waren, und zwar solche, die mit Stressreaktionen wie Hypoxie und Inflammation verbunden sind. Auffallend war auch, dass die Veränderungen bei weiblichen Plazentas größer waren als bei männlichen. Im Gehirn konnten die Forscher dagegen keine relevanten genetischen Dysregulationen feststellen.

Welche Risiken birgt die ART?

Seit mehr als 40 Jahren kommen Kinder mithilfe von assistierter Reproduktion (ART) zur Welt. Man weiß inzwischen: Ihr Risiko für ein niedriges Geburtsgewicht und weitere Geburtsschäden ist größer als in der Allgemeinbevölkerung. Auch maternale Risiken wie Hämorrhagie, Präeklampsie und das HELLP-Syndrom sind nach künstlicher Befruchtung höher. Schließlich ist die ART mit bestimmten genetischen Syndromen wie dem Beckwith-Wiedemann-Syndrom assoziiert. 

Laut den französischen Forschern könnte der verwendete Kunststoff bei der In-vitro-Fertilisation ein Grund dafür sein. Die Veränderungen gerade im plazentaren Genexpressionsprofil könnten die funktionale Kapazität der Plazenta verringern und den maternal-fetalen Austausch stören. Dadurch ließen sich sowohl plazentare Erkrankungen wie die Präeklampsie als auch das oft niedrige Geburtsgewicht von Kindern aus ART erklären. 

Bedeutung für Mütter und ihre Kinder

Die Studie legt erstmals – wenn auch rein experimentell am Mausmodell – einen Zusammenhang zwischen assistierter Reproduktion, den dabei verwendeten Materialien und dem Outcome von Mutter und Nachkommen nahe. Es gibt Hinweise darauf, dass Kunststoff zu relevanten Genveränderungen führen könnte. Kouakou und sein Team plädieren daher dafür, bei der ART ausschließlich Glasware zu verwenden.
 

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