- Bojunga J et al. Schilddrüsenerkrankungen in der Schwangerschaft, Dtsch Med Wochenschr 2023; 148: 17–25
In der Schwangerschaft durchläuft der Körper viele Veränderungen. Auch das endokrine System bleibt davon nicht verschont. So ist es nicht überraschend, dass nicht wenige Schwangere an Schilddrüsenfunktionsstörungen leiden. Experten gehen davon aus, dass etwa 2 % bis 3 % aller werdenden Mütter an einer Hyper- oder Hypothyreose leiden. Nicht immer bestehen die Störungen bereits vor der Empfängnis – manche Frauen entwickeln erst im Laufe der Schwangerschaft eine Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse.
Schon im nicht-schwangeren Zustand ist es immens wichtig, eine bestehende Funktionsstörung der Schilddrüse adäquat zu therapieren – wenn eine Behandlung indiziert ist. Ansonsten können Herzrhythmusstörungen und andere Komplikationen drohen. Doch in der Schwangerschaft geht es nicht mehr nur um die werdende Mutter. Auch beim Fötus kann es zu Folgeschäden kommen, wenn eine Schilddrüsenhormonstörung nicht behandelt wird. Kindliche Entwicklungsstörungen, Wachstumsretardierungen oder gar eine Totgeburt können das Resultat sein.
In der Schwangerschaft gilt generell, dass vorbestehende Schilddrüsenerkrankungen weiterbehandelt werden sollen. Allerdings ist es empfehlenswert, die entsprechenden Werte regelmäßig zu kontrollieren. In manchen Fällen kann das Hinzuziehen eines Endokrinologen sinnvoll sein.
Fällt im Rahmen von Screeninguntersuchungen ein veränderter TSH-Wert auf, gilt folgendes:
Werden während der Schwangerschaft Schilddrüsenknoten entdeckt, ist die Risikostratifizierung unumgänglich. Eine Feinnadelaspiration kann in jedem Schwangerschaftsstadium erfolgen. Oft kann eine eventuell notwendige OP dann bis nach der Entbindung warten.
Wenn bereits bestehende Knoten während der Schwangerschaft jedoch wachsen, oder ein metastasiertes Karzinom vorliegt, sollte in den meisten Fällen nicht bis nach der Geburt gewartet werden. Experten empfehlen hier die Operation im zweiten Trimenon.
Auch für werdende Mütter mit bestehenden oder sich neu manifestierenden Schilddrüsenstörungen ist eine gesunde Schwangerschaft möglich. Wichtig ist eine rasche Diagnostik und adäquate Therapie, um Komplikationen für Mutter und Kind zu vermeiden.