ASCA, Hefe und Morbus Crohn: Wie Ernährung die Immunantwort mitprägt

Die Ernährung beeinflusst den Verlauf von Morbus Crohn, wobei Hefe und die Immunantwort darauf eine wichtige Rolle spielen könnten.

Morbus Crohn (MC) und Ernährung:

Saccharomyces cerevisiae (Bäcker- oder Bierhefe) sind in zahlreichen unserer Lebensmittel enthalten, allen voran in Backwaren. Schon lange steht sie im Verdacht, als mögliches Antigen bei CED zu fungieren.

Antikörper gegen Hefe als diagnostischer Marker 

Der Anti-Saccharomyces-cerevisiae-Antikörper richtet sich gegen die Mannan-Komponente der Zellwand von Bäckerhefe und wird bereits seit den frühen 1990er Jahren im Zusammenhang mit CED erforscht. Damals fiel erstmals auf, dass Patienten mit MC signifikant höhere IgG- und IgA-Titer gegen S. cerevisiae im Vergleich zu Gesunden, aber auch zu Patienten mit Colitis ulcerosa (CU) aufwiesen. Seither hat sich ASCA wiederholt als spezifischer Marker für MC gezeigt. Allerdings schränkt die geringe Sensitivität seinen diagnostischen Wert wiederum ein.

Obwohl bislang keine Korrelation zwischen erhöhten Antikörpertitern und einer Sensitivität gegenüber Hefe in der Ernährung gefunden wurden, scheinen MC-Patienten auf hefehaltige Lebensmittel zu reagieren und von einer hefefreien Diät zu profitieren, wie mehrere Studien gezeigt haben. Im Gegensatz dazu vertrugen CU-Patienten Produkte mit Hefe problemlos.

Hefe als Ursache für Morbus Crohn?

Ob Hefe sogar bei der Pathogenese von MC eine Rolle spielt, ist nach wie vor umstritten. Die Theorie der Immunsensibilisierung wurde in mehreren Untersuchungen immer wieder gestützt. Demnach führt das Hefeantigen Mannan bei MC-Patienten zu einer starken Immunaktivierung mit einer nachgeschalteten Kaskade aus erhöhter Zytotoxizität, chronischer T-Zell-Aktivierung, Schädigung der Schleimhautbarriere und verstärkter Entzündung. Verantwortlich dafür könnten dysregulierte T-Helfer-Zellen sein, die fälschlicherweise gegen verschiedene mikrobielle Antigene aktiviert werden und damit zur Pathogenese und Schwere von MC beitragen könnten.

Ein weiteres interessantes Forschungsfeld untersucht ASCA als potenziellen prognostischen Marker. Einige Studien deuten darauf hin, dass die Immunantwort auf Hefe ein erhebliches Potenzial für die Vorhersage des Ausbruchs und des Krankheitsverlaufs von Morbus Crohn haben könnte. So wurden erhöhte Antikörpertiter beispielsweise mit der Schwere der Erkrankung, der Wahrscheinlichkeit für Komplikationen und der Notwendigkeit eines chirurgischen Eingriffs in Verbindung gebracht. Möglicherweise könnten ASCA somit in Zukunft für die Risikostratifizierung relevant werden und bei der Therapieentscheidung helfen. 

Hefe und das Darmmikrobiom

Schließlich ist die Forschung zum Darmmikrobiom bei CED seit einiger Zeit in vollem Gang. Auch hier können Hefe und ihre Antigene zu substanziellen Veränderungen führen. Es konnten Unterschiede in der Zusammensetzung des Mikrobioms zwischen ASCA-positiven und -negativen Patienten festgestellt werden. Außerdem wurden signifikante Unterschiede beim Mikrobiom von MC- und CU-Patienten festgestellt. Nach Ansicht einiger Autoren könnten sich diese Differenzen auch ätiologisch und phänotypisch auswirken. 

Nach mehreren Jahrzehnten Forschung sind nach wie vor viele Fragen zur Ernährung und ihrem Stellenwert bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa offen. Hinweise, dass Hefepilze und die von ihnen induzierte Immunreaktion dabei eine wichtige Rolle spielen, verdichten sich jedenfalls. Die Frage ist, ob und wann sich daraus konkrete Konsequenzen für Diagnostik, Therapie und Prognose ergeben.

Quelle:
  1. Zonna X et al. The Association Between Crohn’s Disease and Patient Response to Yeast: A Review of the Literature. Gastroenterol Insights 2024; 15(4): 1064-1074. https://doi.org/10.3390/gastroent15040073.