- Lee JS et al. Increased bronchiectasis risk and related risk factors in inflammatory bowel disease: a 10-year Korean national cohort study. ERJ Open Research 2024; 10(4): 00087-2024; DOI: https://doi.org/10.1183/23120541.00087-2024.
Zwar ist die Koexistenz von CED und Bronchiektasen schon länger bekannt, doch ob der Zusammenhang tatsächlich kausal ist und wie er sich auf den Verlauf der Erkrankung auswirkt, ist bislang unklar. Ebenso wenig untersucht ist das jeweilige Risiko für eine pathologische Ausweitung der Bronchien bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Dabei tragen Atemwegserkrankungen wesentlich zur Sterblichkeit von CED-Patienten bei. Umso wichtiger ist es, den genauen Zusammenhang sowie potenzielle Risikofaktoren zu kennen.
Dem wollten Jun Su Lee und sein Team nachgehen. Sie stellten folgende Fragen:
Für ihre Analyse griffen die Forscher auf eine repräsentative, landesweite koreanische Datenbank mit zahlreichen Gesundheitsdaten zurück. Daraus rekrutierten sie rund 6.500 Personen mit der Diagnose CED und stellten sie einer gematchten Kohorte (bereinigt um Alter, Geschlecht, Art der Versicherung u. a.) von insgesamt rund 26.000 Personen ohne CED gegenüber.
Während einer mittleren Nachbeobachtungszeit von knapp 10 Jahren lag die Inzidenzrate von Bronchiektasen bei Personen mit CED bei 419,63 pro 100 000 Personen pro Jahr und damit 1,21-mal höher als bei Personen ohne CED (309,65 pro 100.000 Personen pro Jahr). Bei Differenzierung der CED-Subtypen zeigte sich allerdings, dass das Risiko lediglich bei Colitis ulcerosa, nicht jedoch bei Morbus Crohn signifikant erhöht war.
Als Risikofaktoren konnten die Forscher Alter, männliches Geschlecht, niedriges Einkommen, Untergewicht, COPD und Diabetes mellitus identifizieren. Was das Outcome anbelangt, waren Sterblichkeit und Inanspruchnahme des Gesundheitswesens (Besuche in der Notaufnahme und Krankenhausaufenthalte) bei Personen mit CED und Bronchiektasen signifikant höher als bei denjenigen ohne begleitende Atemwegserkrankung.
Damit verdichten sich die Hinweise auf einen kausalen Zusammenhang zwischen chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen und Bronchiektasen. Eine mögliche Erklärung könnten nach Meinung der Forscher wiederkehrende Atemwegsinfektionen bei CED-Patienten infolge der Einnahme von Immunsuppressiva sein, die wiederum eine zentrale Rolle bei der Pathophysiologie von Bronchiektasen spielen.
Interessanterweise scheint lediglich die Colitis ulcerosa das Risiko für den Umbau des Bronchialsystems zu erhöhen. Dies könne auf einen durch Neutrophile vermittelten Entzündungsprozess zurückzuführen sein, der sowohl der Bronchiektasie als auch der Colitis ulcerosa zugrunde liege. Beim Morbus Crohn sei dieser Mechanismus dagegen unklar.
In jedem Fall sehen die koreanischen Wissenschaftler in den Ergebnissen eine hohe klinische Relevanz. Sie machten deutlich, wie wichtig eine frühzeitige Erkennung und angemessene Behandlung von komorbiden Bronchiektasen bei CED seien. Dazu könne ein gezieltes Screening mittels CT-Thorax bei entsprechenden Symptomen oder wiederkehrenden Atemwegsinfektionen hilfreich sein, vor allem dann, wenn die ermittelten Risikofaktoren vorlägen.