- Fritz C et al. Red-flag signs and symptoms for earlier diagnosis of early-onset colorectal cancer, JNCI: Journal of the National Cancer Institute, Volume 115, Issue 8, August 2023, Pages 909–916, https://doi.org/10.1093/jnci/djad068.
Die Zahlen sind alarmierend. Immer mehr Menschen erkranken bereits in jungen Jahren an Darmkrebs. In den USA wurde in den vergangenen Jahren ein jährlicher Anstieg um 2 % verzeichnet, der sich bis 2030 mehr als verdoppeln könnte. Auch hierzulande hat die Inzidenz von EOCRC deutlich zugenommen.
Doch das aktuelle Screeningprogramm zur Früherkennung von Darmkrebs erreicht diese jungen Patienten nicht. Umso wichtiger ist es, auf entsprechende Symptome zu achten, um die Betroffenen rechtzeitig zu detektieren.
Welche das sein könnten, wurde in einer aktuellen bevölkerungsbezogenen Fall-Kontroll-Studie untersucht. Aus einer großen Datenbank US-amerikanischer Versicherter wurde nach Anzeichen und Symptomen gesucht, die besonders häufig vor einer späteren Krebsdiagnose auftraten. Dabei konzentrierten sich die Forscher auf einen Zeitraum von zwei Jahren bis zu drei Monaten vor der Diagnosestellung.
Bei den insgesamt 5.075 jüngeren Patienten mit kolorektalem Karzinom lag das Durchschnittsalter bei 43 Jahren. Die meisten (63%) erkrankten an Dickdarmkrebs. Vor der Diagnose wurden folgende vier Symptome besonders häufig angegeben:
1. Bauchschmerzen
2. rektale Blutungen
3. Durchfall
4. Eisenmangelanämie
Fast 1/5 der Betroffenen wies ein oder mehrere dieser klinisch bedeutsamen Anzeichen vor dem Indexdatum auf. Am häufigsten waren Bauchschmerzen. Das Risiko für ein frühes Auftreten von Darmkrebs war jedoch bei rektalen Blutungen am höchsten, gefolgt von Eisenmangelanämie und Durchfall. Je mehr Symptome gleichzeitig auftraten, umso größer die Gefahr. Wer unter drei der Beschwerden litt, hatte ein 6,5-fach erhöhtes Risiko für eine spätere Krebsdiagnose. Die Assoziationen waren umso deutlicher, je jünger die Patienten waren.
Die Diagnoseintervalle waren bei Patienten mit nur einem der vier Symptome besonders lang. Wer lediglich über unspezifische Bauchschmerzen klagte, musste im Schnitt fast ein Jahr auf die richtige Diagnose warten. Bei rektalen Blutungen ging es mit 7 Monaten am schnellsten – noch immer eine lange Zeit. Und selbst bei Fällen mit drei oder mehr eindeutigen Anzeichen dauerte es durchschnittlich 5 Monate bis zur Diagnose.
Laut den Studienautoren ist es daher wichtig, ein Bewusstsein für frühe Warnzeichen von Darmkrebs in jungen Jahren zu schaffen. Je früher der Tumor entdeckt wird, umso aussichtsreicher sind Therapie und Prognose.
Angesichts steigender Zahlen kolorektaler Karzinome vor dem 50. Lebensjahr und der Lücke im Screeningprogramm für diese Zielgruppe müssen Ärzte umso wachsamer sein, um klinische Anzeichen von Darmkrebs frühzeitig zu erkennen. Vor allem rektale Blutungen und/oder Eisenmangelanämie sollten hellhörig machen und eine rasche diagnostische Abklärung nach sich ziehen.